Silberband 063 - Das Tabora
Scheinbar lautlos spielte sich dieser Kampf ab.
Draußen aber, das wußten die einsamen Menschen in der kleinen Kuppel, tobten elementare Kräfte. Das wahnwitzige Heulen des Orkans, der fast ununterbrochen über die Oberfläche des Riesenplaneten raste, reichte wahrscheinlich nicht aus, um das Tosen der Impulstriebwerke von einigen hundert Raumschiffen zu übertönen.
Die Menschen, die in BENNIX lebten, hatten die Aufgabe, Aufzeichnungen zu machen und bei Unfällen einzugreifen. Der Station war ein kleiner Hangar vorgelagert, in der ein gepanzertes Shift untergebracht war. Mit diesem Spezialfahrzeug konnten Thofander und seine Mannschaft im Notfall die Station verlassen und Verunglückten Hilfe bringen. Doch das war diesmal nicht nötig. Es kam im Gebiet von BENNIX zu keinen Komplikationen. Alle Schiffe in diesem Sektor starteten einwandfrei. Die Besatzungen schienen voller Ungeduld auf diesen Augenblick gewartet zu haben.
Langsam aber gleichmäßig gewannen die Schiffsriesen an Höhe und waren bald aus dem Beobachtungsfeld der gepanzerten Flugkameras verschwunden.
Eydie Kerolson, eine junge Kosmonautin, die zu Thofanders Gruppe gehörte, blickte auf die große Uhr über den Kontrollen. »Wir können ausrechnen, wann sie im Aufmarschgebiet eintreffen.«
»Geben Sie eine Nachricht ans Hauptquartier, daß alle Schiffe im Gebiet von BENNIX gestartet sind!« rief Aquamarin Thofander.
»Sie sehen sehr nachdenklich aus, Chef!«
»Ich denke daran, was diese Schiffe und ihre Besatzungen erwartet«, erklärte Thofander. Er begann im Innenraum der Kuppel auf und ab zu gehen. »Das Warten macht mich nervös.«
»Sie wären gern dabei, wenn es gegen die Schwarmschiffe geht?«
»Nein, nein!« wehrte Thofander ab. »Schließlich bin ich mir darüber im klaren, was auf die Raumfahrer zukommt.«
Doch obwohl er ein phantasiebegabter Mann war, konnte er sich den schrecklichen Aufeinanderprall zweier so mächtiger Flotten vor dem Solsystem nicht ausmalen.
11. April 3443 – Erdzeit
3.45 Uhr – Imperium-Alpha
In den Gesichtern der Wissenschaftler, die sich im Konferenzraum des Hauptlabors versammelt hatten, spiegelten sich Müdigkeit und Niedergeschlagenheit wider. Obwohl alle Bildschirme ausgeschaltet waren, ahnten die Terraner, was sich im Weltraum vor dem Paratronschirm abspielte. Das wahnsinnige Dauerfeuer der Schwarmschiffe hatte sich noch verstärkt. Immer noch trafen Schiffe aus dem Schwarm ein, um die Angreifer zu unterstützen.
»Wir geben uns keinen Illusionen hin«, sagte Galbraith Deighton zu den Versammelten. »Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Paratronschirm bei einem solchen Dauerbeschuß gesprengt werden kann. Sie haben alle die Bilder von draußen gesehen. Der Hyperraum flammt an allen Öffnungen, durch die Energien vom Paratronschirm abfließen, immer stärker auf.«
»Warum dauert es so lange, bis unsere Schiffe den geplanten Ausfall wagen?« rief Dr. Jandreoll-Amisch.
Diese Frage war in den letzten Stunden immer wieder gestellt worden. Die Wissenschaftler fürchteten um die Sicherheit des Schirms und wurden immer ungeduldiger. Kaum einer von ihnen konnte sich vorstellen, welche Schwierigkeiten es den Verantwortlichen bereitete, die bisher gut versteckte Flotte in kurzer Zeit aufzugliedern und bereitzustellen.
»Wir tun alles, um möglichst bald einen Entlastungsangriff fliegen zu können«, informierte Deighton die Wissenschaftler. »Es wäre jedoch sinnlos, einen schlecht vorbereiteten Angriff auf die Schwarmflotte zu fliegen. Wir müßten dabei mit schweren Verlusten rechnen. Deshalb gehen wir das Risiko ein, den Paratronschirm noch für eine bestimmte Zeit der Gefahr einer Sprengung auszusetzen.«
»Das ist unverantwortlich!« rief ein großer Mann, der im Hintergrund des Saales auf der Kante eines Tisches saß und eine Akte auf den Beinen liegen hatte. »Ich frage mich, ob man sich in der Administration überhaupt darüber im klaren ist, was die Zerstörung des Paratronschirms für das Solsystem bedeuten würde.«
»Man ist sich darüber im klaren, Professor Etnacher!« gab Deighton zurück. Er wußte, daß die Wissenschaftler nervös waren. Das lag nicht nur an den heftigen Angriffen auf den Paratronschirm, sondern auch an der Erfolglosigkeit, mit der sich die intelligentesten Köpfe des Solsystems bisher mit dem Tabora beschäftigt hatten. Man wußte nur das von der schwarzen Flasche, was Gucky und der Cyno berichtet hatten. Über Signos Äußerungen gingen die Meinungen stark
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