Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
deinem Volk«, bat Alaska.
Die großen, dunklen Augen sahen ihn jetzt unverwandt an.
»Ich muß dir von meinen Völkern erzählen«, berichtigte Kytoma. »Denn die Erbauer des Schwarms sind aus einer Vereinigung von sechsunddreißig hochentwickelten Völkern hervorgegangen. Diese sechsunddreißig Völker hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Intelligenz in alle Gebiete des Universums zu bringen. Deshalb schufen sie den Schwarm und schickten ihn auf die Reise. Sie hofften, daß auf diese Weise noch andere Völker zu der Vereinigung stoßen würden. Ihr eigentliches Ziel war, das gesamte Leben im Universum zu vereinen.«
»Eine Wahnsinnsidee!« rief Rakkells.
»Wenn eine echte geistige Verbindung zwischen einzelnen Völkern erst einmal hergestellt ist, wächst der Wunsch, alle anderen ebenfalls in diese Vereinigung einzubeziehen«, erklärte das Mädchen. »Doch mein Volk erkannte bald, daß sich sein Ziel nicht verwirklichen lassen würde. Es ließ lediglich mich zurück, damit ich beobachten konnte, ob die von meinem Volk eingesetzten Cynos ihre Aufgabe erfüllen würden.«
Rakkells faßte sich an die Stirn. »Ob wir die Beweggründe solcher Intelligenzen jemals verstehen werden?«
Alaska schüttelte den Kopf. Jene, die den Schwarm erbaut hatten, waren den Terranern in der geistigen Entwicklung um Jahrtausende voraus.
»Mein Volk ist gegangen, um an anderer Stelle seinen Traum zu verwirklichen«, fuhr Kytoma fort. »Es hat sich so weit von mir entfernt, daß ich es nicht mehr erreichen kann.«
Alaska beschloß, diesen Augenblick zu nutzen, um Kytoma seine Wünsche zu unterbreiten.
»Rakkells und ich möchten zurück zur Erde«, sagte er. »Wir nehmen an, daß unsere Freunde in Schwierigkeiten sind. Vor allem Ribald Corello.«
»Ihr solltet froh sein, daß ihr nicht mehr auf der Erde seid«, gab Kytoma zurück. »Corello ist eine Gefahr für euer Volk, wenn er auch nicht bewußt angreifen wird.«
»Du weißt, was mit ihm geschehen ist?« fragte Alaska gespannt.
Sie machte eine unbestimmbare Handbewegung. »Er wird von einer unerklärlichen Kraft beeinflußt.«
Dann machten ihre Gedanken einen Sprung, und sie deutete in Richtung der versperrten Stadt. »Wir wollen es noch einmal versuchen«, schlug sie vor.
»Halt!« rief Rakkells. »Du hast gehört, was Alaska gesagt hat. Wir wollen zurück zur Erde. Du hast nicht das Recht, uns hier festzuhalten.«
»Nun gut«, sagte sie. »Geht!«
Rakkells sah sie unschlüssig an, dann stieß er eine Verwünschung aus. »Du kleine Hexe weißt genau, daß wir auf deine Hilfe angewiesen sind. Ohne dich sitzen wir hier fest. Also wirst du uns jetzt helfen.« Er ging in drohender Haltung auf sie zu.
»Chirkio!« rief Saedelaere.
Doch Rakkells hörte nicht auf ihn. Er packte das Mädchen und riß es hoch. Kytoma wehrte sich nicht. Ihre stumme Ergebenheit brachte Rakkells zur Besinnung. Er stieß sie von sich und wandte sich ab. Sein Gesicht war gerötet.
»Sie soll endlich irgend etwas tun!« schrie der Captain.
Kytoma ignorierte ihn und wandte sich an Alaska. »Mein Freund«, sagte sie leise. »Begleitest du mich zur Stadt? Ich bin dein anderes Ich. Du kannst mich nicht verlassen.«
Ihre Blicke hielten ihn fest. Alaska wußte, daß er diesen Blicken nicht widerstehen konnte. Sie zwang ihn nicht, aber auf eine geheimnisvolle Weise hatte sie ihn völlig in ihrem Bann. Im Grunde genommen wußte er nicht mehr über sie als früher.
»Kommen Sie!« rief er Rakkells zu. »Wir folgen ihr. Vielleicht finden wir in der Stadt ein paar interessante Hinweise, wenn wir in sie eindringen können.«
Rakkells setzte sich widerstrebend in Bewegung. Er würde Kytoma ein zweites Mal angreifen. Alaska kannte das cholerische Temperament seines Begleiters.
Das Mädchen und die beiden Terraner drangen wieder in den Wald ein. Der sprechende See blieb hinter ihnen zurück.
25.
Zum zweitenmal standen sie vor der Sperre, die sie am Betreten der Stadt hinderte.
»Es hat sich nichts geändert«, sagte Rakkells. »Die ganze Sache war umsonst.«
»Die Stadt der Schwarmerbauer befindet sich in einer anderen Existenzebene«, erinnerte Alaska. »Ich bezweifle, ob Kytoma sie überhaupt zurückholen kann.«
Er wandte sich an das Mädchen. »Lebten alle Schwarmerbauer in dieser Stadt?«
»Nur ein paar«, erwiderte sie. »Wir besaßen Städte auf Tausenden von Planeten in den verschiedensten Galaxien. Alle sind jetzt verlassen.«
Alaska versuchte sich das vorzustellen. Ein phantastischer Gedanke
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