Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
paraphysikalischen Kräfte, die er plötzlich entwickelte. Wir spürten zwar die Drohung, die von ihm ausging, aber es gab keine Anzeichen dafür, daß er übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Er entwickelte sie völlig unerwartet …«
Der fremde Zwang befahl ihm, die Waffe gegen die Frau abzudrücken. Er versuchte, sich dem Befehl mit aller Kraft zu widersetzen, doch er war zu schwach dazu. Er mußte den Strahler gegen seinen Willen abdrücken.
Der Korridor wurde sekundenlang in blendende Grelle getaucht, dann ließen die hypnosuggestiven Impulse von ihm ab.
»Ich habe Irmina Kotschistowa getötet«, sagte Dr. Rastrow ungläubig.
»Irrtum«, sagte die Metabio-Gruppiererin hinter ihm.
Er wirbelte herum. Wahrhaftig, da stand die Mutantin vor ihm, unverletzt und mit einem dämonischen Ausdruck in den Augen.
»Seit wann können Sie teleportieren …?« entfuhr es ihm. Aber er erkannte noch während des Sprechens die Wahrheit.
Heydrac Koat, oder die Macht, die ihn beherrschte, mußte Irmina Kotschistowa teleportiert haben. Und dieselbe Macht, die ihn vorhin hypnosuggestiv beeinflußt hatte, beherrschte nun sie!
»Achtung vor den Mutanten, sie …«, konnte Dr. Rastrow noch die anderen über das Funksprechgerät warnen, dann erstarb seine Stimme. In seinem Hals begann plötzlich ein Tumor zu wachsen.
Er griff sich an die Kehle und spürte dort eine faustgroße Beule. Er konnte nicht mehr atmen, denn das Geschwür versperrte seine Luftröhre. Er taumelte vor der wie eine Marionette auf ihn zuschreitenden Metabio-Gruppiererin zurück, stolperte, fiel der Länge nach hin und konnte sich nicht mehr aufraffen …
Irmina Kotschistowa stieg über die reglose Gestalt hinweg und stakte mit hölzernen Schritten den Korridor hinunter. Erst Minuten später ließ der fremde Zwang von ihr ab und sie war wieder frei.
»Mein Gott!« stöhnte sie in Erinnerung dessen, was sie eben angerichtet hatte. »Wenn die anderen Mutanten der hypnosuggestiven Beeinflussung ebenfalls verfallen, dann …«
***
Dalaimoc Rorvic konnte den parapsychischen Sturm, der von Heydrac Koat ausging, nicht mehr länger reflektieren. Er war schon zu schwach. Es war, als hätte jemand seinen Geist angezapft und würde ihn seiner psionischen Energien berauben. Es hatte überhaupt keinen Sinn, seine Fähigkeit als Psi-Reflektor gegen Heydrac Koat einzusetzen, denn er erreichte damit überhaupt keine Wirkung.
Den 2,10 Meter großen Tibet-Terraner erfaßte Panik. Seit er vor knapp zwei Jahren die Erweckung seiner latenten Paragabe erfahren hatte, war es ihm noch nicht passiert, daß sie versagte. Aber hier verpufften seine Reflexionen nicht nur, sondern er verlor noch zusätzlich parapsychische Substanz. Hier konnte nur noch Flucht helfen.
Den anderen Mutanten schien es nicht anders als ihm zu gehen. Ras Tschubai hatte Irmina Kotschistowa und Merkosh den Gläsernen an den Händen ergriffen und war mit ihnen entmaterialisiert.
Ribald Corellos Versuch, die anderen dazu zu bewegen, einen Geistesblock zu bilden, um dieser unheimlichen Macht, die Heydrac Koat beherrschte, entgegenwirken zu können, war bereits im Anfangsstadium gescheitert. Es gelang keinem der Mutanten, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Als erster war Takvorian scheinbar vollkommen unmotiviert im Galopp geflüchtet. Gucky, der in seine Gedanken eindrang, hatte erklärt: »Takvorian wurde hypnotisiert!«
Gleich darauf war der Mausbiber von einer unsichtbaren Kraft erfaßt worden. Er schwebte plötzlich über den anderen.
»Laß den Blödsinn, Balton Wyt!« rief er dem Telekineten zu. »Jetzt habe ich keinen Sinn für Scherze.«
Und dann entmaterialisierte er. Ribald Corello erkannte sofort, daß Balton Wyt nichts mit dem telekinetischen Transport zu tun hatte. Denn der Telekinet gehörte wie Gucky und die anderen selbst zu den Betroffenen. Er lag auf dem Boden und rang nach Luft.
»Er steht unter Hypnose«, erklärte Fellmer Lloyd, der kurz in seine Gedanken gesehen hatte, sich aber schleunigst wieder zurückziehen mußte. »Sein Nervensystem hat versagt, weil ihm suggeriert wird, er sei gelähmt.«
Corello handelte blitzschnell. Er hob den steifen Körper des Telekineten mit einem Gelenkarm seines Trageroboters auf und fuhr mit ihm auf den Prallfeldern davon.
»Man will uns nacheinander ausschalten«, vermutete der Supermutant mit schriller Stimme, »damit wir uns nicht parapsychisch vereinigen können. Das ist im Augenblick auch gelungen. Wir können hier nichts mehr
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