Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
als Katalysator erkannte. Als ich jedoch die Zusammenhänge begriff, veranlaßte ich die Mutanten zu einer Parablockbildung. Ribald Corello lockte dich hierher – besser gesagt, dein von der Para-Macht beherrschtes Ich –, und die geballte Geisteskraft der Mutanten erzwang den Rückzug der Stimmen der Qual. Dadurch wurdest du frei, und die hypnosuggestiven Impulssendungen erloschen.«
Lord Zwiebus nickte gedankenverloren.
»Langsam schließen sich die Lücken in meinem Gedächtnis«, murmelte er. »Ich erinnere mich wieder des Zeitpunkts, als ich plötzlich spürte, daß eine Veränderung in mir vorging. Ich wehrte mich dagegen, aber ohne Erfolg. Das war, als sich mir plötzlich der Wunsch aufdrängte, ein Tagebuch zu schreiben …«
»Dieser Wunsch war eine unbewußte Abwehrreaktion«, sagte Atlan überzeugt. »Als dein Unterbewußtsein die geistige Übernahme bemerkte, veranlaßte es dich wahrscheinlich dazu, etwas Unsinniges zu tun, nämlich das Tagebuch zu schreiben, um unsere Aufmerksamkeit auf dich zu lenken.«
»Das Tagebuch«, sagte Lord Zwiebus wie zu sich selbst. »Ich weiß jetzt, warum ich es verfaßte. Es war nicht ganz so, wie du sagst, Atlan. Mein Unterbewußtsein veranlaßte mich nicht, etwas Unsinniges zu tun, sondern es wollte euch mit dem, was ich niederschrieb, warnen!«
Die drei blickten ihn ungläubig an.
Roi Danton sagte: »Ich habe dein Tagebuch an mich genommen und es überflogen. Aber ich habe keine Hinweise darin gefunden, die von Vorteil für uns gewesen wären. Es stimmt, daß du hineingeschrieben hast, du fühltest dich wie unter einem fremden Zwang. Aber das war keine neue Erkenntnis für mich, denn zu diesem Zeitpunkt wußte ich bereits Bescheid über dich.«
»Ich glaube, du hast nicht den richtigen Schluß aus meinen Aufzeichnungen gezogen, Roi«, sagte Lord Zwiebus düster. »Denn wenn du meine Warnung verstanden hättest, dann wäre es nie zu dieser Konfrontation gekommen. Ihr hättet mich weiterhin als Katalysator geduldet.«
»Drück dich klarer aus!« verlangte Atlan.
»Ich erinnere mich wieder ganz genau«, fuhr Lord Zwiebus fort. »Ich habe als erste Eintragung in mein Tagebuch geschrieben, daß es immer besser ist, von zwei Übeln das kleinere zu wählen. Ich schrieb, daß es besser sei, wenn ich anstelle von Heydrac Koat die Funktion des Katalysators einnehme. Denn mir war sofort klar, daß sich die Para-Macht in mir nicht so entfalten konnte wie in dem Asporco.«
»Das alles haben wir dir eben erklärt«, sagte Rhodan ungeduldig. »Es spielt jetzt keine Rolle mehr, ob du es schon von Anfang an erkannt hast. Es zählt nur noch, daß wir dich von dem fremden Zwang befreit haben. Damit dürfte die Gefahr gebannt sein.«
»Eben nicht«, widersprach Lord Zwiebus. »Denn was wird nun passieren? Die Stimmen der Qual werden wieder in Heydrac Koat zurückkehren – und die nächste Attacke über ihn einleiten!«
Rhodan, Atlan und Roi sahen sich betroffen an.
»Das haben wir nicht bedacht«, sagte Rhodan.
Roi nickte. »Die Para-Macht wird aus dieser Niederlage die Lehre ziehen, daß der Asporco doch der beste Katalysator ist. Jetzt müssen wir mit ähnlichen Vorfällen rechnen, wie sie auf der EX-887-VRT passierten.«
Rhodan straffte sich. »Noch ist es nicht soweit. Wir werden uns mit den Mutanten in die Kommandozentrale zurückziehen und im Schutz ihres parapsychischen Blocks vor Heydrac Koats Attacken einigermaßen sicher sein.«
»So schlecht stehen unsere Chancen nicht«, stimmte auch Atlan zu. »Aber statt uns sollten die Mutanten Heydrac Koat abschirmen. Dazu brauchen wir ihn nur in die Quarantänekabine zurückzubringen …«
»Zu spät«, sagte Roi Danton. Er hielt Atlan sein Armband-Interkom hin, auf dessen briefmarkengroßem Bildschirm das aschgraue Gesicht Professor Eileinds zu sehen war. »Ich habe mich eben mit der Ezialistischen Abteilung in Verbindung gesetzt, um Heydrac Koats Isolierung anzuordnen, doch … Sagen Sie selbst, was geschehen ist, Professor.«
Der Ezialist schluckte, dann sagte er: »Der Asporco ist entmaterialisiert. Ich weiß nicht, wohin er teleportierte …«
10.
Es war gegen Ende der elften Linearetappe, eine Stunde nach dem Verschwinden des Asporcos, als das Cappin-Fragment unter Alaska Saedelaeres Gesichtsmaske aufzuflammen begann.
Im gleichen Augenblick rief Gucky: »Ich empfange die Gedanken Heydrac Koats, aber sie sind von starken Fremdimpulsen überlagert …«
Corello saß mit geschlossenen Augen in seinem
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