Silberband 066 - Kampf der Paramags
dessen Augen Okura-Paramag waagrecht von dem Kunststoffgebilde abstand.
»Ich glaube, daß jedes Gebilde im PEW-Netz ein Antigravaggregat besitzt und so sein eigenes Schwerkraftfeld aufbaut, das stark abgegrenzt ist«, sagte Wuriu Sengu. »Nur so ist es zu erklären, daß die Schwerkraft von Ort zu Ort aus einer anderen Richtung wirkt.«
»Klug kombiniert«, sagte Tako Kakuta. »Aber ich kann nur wiederholen: Was soll's?«
Sie ließen sich nacheinander zu Okura-Paramag ›fallen‹ und fädelten am Ende des Sturzes in das Paratransauge ein.
Nachdem sie eine Weile kreuz und quer durch das PEW-Netz dieses Asteroiden paratransdeformiert waren und die Umgebung außerhalb der PEW-Dimensionen ausgekundschaftet hatten, waren sie noch nicht klüger als zuvor.
Nach jedem Austritt aus der PEW-Existenzebene bot sich ihnen das gleiche Bild: ein endloses Netz aus PEW-Metall, in das die skurril geformten Kunststoffgebilde gehängt waren, vor denen manche eine Maschinerie besaßen – wahrscheinlich durchwegs Antigravaggregate – und andere ausgehöhlt und manchmal in Etagen unterteilt waren.
Sie gewannen lediglich die Gewißheit, daß der gesamte Asteroid ausgehöhlt, von allen Mineralien befreit worden war und man nur das PEW-Skelett übriggelassen hatte. Immerhin war auch das eine wichtige Erkenntnis, daß der Asteroid stark PEW-haltig war. Es ließ Rückschlüsse auf die anderen Himmelskörper des Trümmersystems zu. Aber schließlich hatten die Mutanten ja von Anfang an angenommen, daß es hier überall große PEW-Vorkommen geben müsse.
Als sich die Second-Genesis-Mutanten schon fast zu dem Entschluß durchgerungen hatten, diesem Asteroiden den Rücken zu kehren und einen anderen aufzusuchen, esperte Betty Toufry plötzlich die Gedanken von einigen hundert Neo-Paramags.
Sie kamen ›von einem anderen Fragment des Lebensbodens‹ und wollten hier Ruhe und Entspannung suchen. Das erfuhr Betty aus ihren Gedanken.
Sie teilte es ihren Kameraden mit und fügte hinzu: »Es ist nicht gefährlich und kostet uns kaum Zeit, wenn wir die Magnetläufer bei ihrem Tun beobachten.«
Die Mutanten fädelten beim nächsten Paratransauge aus und materialisierten in einem transparenten Würfel aus materieundurchlässiger Energie.
»Einen besseren Beobachtungsposten hätten wir gar nicht finden können«, stellte Betty zufrieden fest.
»Wir sitzen in der Falle«, meinte Tako Kakuta düster. »Vor das Paratransauge hat sich eine Energiebarriere geschoben, so daß wir nicht mehr hinauskönnen.«
»Wieso, hast du das Teleportieren verlernt?« fragte Betty anzüglich.
Tako Kakuta kam nicht dazu, eine passende Entgegnung anzubringen. Denn in diesem Augenblick materialisierten aus allen umliegenden Polungsschleusen Paramags.
Und die Mutanten wurden Zeugen von Geschehnissen, die unter diesen Umständen zwar naheliegend, nichtsdestoweniger aber phantastisch und faszinierend waren.
Die Paramags stürzten sich von den Paratransaugen in die Tiefe und ließen sich von den aus allen Richtungen wirkenden Schwerkraftfeldern hin und her treiben. Dabei stellten sie sich so geschickt an, daß sie sich immer an der Grenze eines Schwerkraftfeldes hielten, um in ein anderes, das mitunter aus der entgegengesetzten Richtung wirkte, überwechseln zu können.
Sie wurden zum Spielball der Gravitationskräfte, verloren jedoch nie die Übersicht und waren immer Herren der Lage. Sie ließen sich hundert Meter in die Tiefe fallen, um dann in den Bereich eines seitlich wirkenden Antigravaggregats überzuwechseln, trieben schwerelos zwischen den Schwerkraftfeldern dahin, wurden in Spiralbahnen davongewirbelt, stürzten sich in die Höhe und stoben nach allen Richtungen auseinander.
»Es ist, als sehe man ein von einem begnadeten Choreographen einstudiertes Ballett«, sage Betty.
»Viele der Paramags haben sich in die Kabinenbehälter zurückgezogen«, berichtete Wuriu Sengu, der mit seiner Späherfähigkeit in das Innere der Kunststoffgebilde eindrang. »Sie lassen sich dort tatsächlich von Hitze und ultravioletten Strahlen schmoren, in grünem Licht baden oder sich von dreidimensionalen Projektionen Illusionen vermitteln.«
»Wißt ihr, wohin wir da geraten sind?« sagte Tako Kakuta ärgerlich. »Das ist das Erholungszentrum der Paramags! Machen wir endlich, daß wir hier wegkommen.«
»Hoppla!« rief Ralf Marten, als er plötzlich von einer unsichtbaren Kraft erfaßt und gegen eine der Energiewände des Würfels gedrückt wurde.
Den anderen sieben
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