Silberband 068 - Anti-Universum
Erwägung ziehen muß«, gab er zu. »Aber was geschehen ist, ist geschehen. Waringer und Hung-Chuin werden sich um den Fehlschlag des Versuchs kümmern. Dich dagegen braucht man woanders notwendiger. Zum Beispiel hier. Um mit Marschall Suing-Tho zu verhandeln.«
Er blickte Rhodan an und machte ein Gesicht wie einer, der soeben eine Geburtstagsüberraschung vom Stapel gelassen hatte. Perry Rhodan erinnerte sich an den Namen eines obskuren Marschalls aus einem unabhängigen Sternenreich der Passa-Region, der sich Suing-Tho nannte und dadurch von sich reden machte, daß er behauptete, die Springer und Aras seien von neuem dabei, die Eingeborenen auf Passa auszubeuten. Aber es war ihm nicht klar, was dieser Mann in Terrania zu suchen hatte. Und wie es ihm gelungen war, eine Audienz mit dem Großadministrator zu erlangen.
»Suing-Tho?« fragte er mißtrauisch.
»Ja, ich weiß, er wird allgemein für einen großsprecherischen Narren gehalten«, bekannte Bully. »Aber seitdem ich ihn mir angehört habe, bin ich nicht so ganz sicher, ob er vielleicht nicht doch was auf dem Kasten hat. Auf jeden Fall schadet es nichts, wenn du mit ihm sprichst. Er hat ein paar recht … na, sagen wir: fortschrittliche Ideen, die wir womöglich ausnützen wollen.«
Weniger aus Überzeugung, als weil er das Thema fallenlassen wollte, gab Perry Rhodan sich geschlagen. »Also gut, ich spreche mit dem Mann.«
»Vorzüglich«, grinste Bully. »Er wartet schon auf dich.«
Inzwischen hatte der Gleiter den nördlichen Rand des Raumlandefeldes hinter sich gelassen und bewegte sich mit beachtlicher Geschwindigkeit auf den Komplex des Hauptquartiers Imperium-Alpha zu. Perry Rhodan blickte nach hinten. In einigem Abstand folgten die übrigen Fahrzeuge des Konvois. Innerhalb weniger Minuten war die Hauptauffahrrampe des Hauptquartiers erreicht. Rhodan und Bull stiegen aus. Am Eingang unterzogen sie sich den üblichen Kontrollen. Die Wachroboter waren unbestechlich. Jeder, der hier unbefugt einzudringen versuchte, war verloren. Der Staatsmarschall begleitete Rhodan bis zu der Etage, auf der seine Arbeitsräume lagen. Dann verabschiedete er sich von ihm. Rhodan hatte sich zuvor vergewissert, daß auch Atlan und Roi Danton, die im zweiten Gleiter gefahren waren, inzwischen das Gebäude betreten hatten und vermutlich auf dem Weg zu ihren Räumlichkeiten waren.
Imperium-Alpha hatte sich im Laufe der Jahre gewandelt. Aus der anfänglich zumeist unterirdischen Anlage war ein weitverzweigter, auch aus oberirdischen Bauten bestehender Komplex geworden. In stärkerem Maße noch als je zuvor nahm Imperium-Alpha heute für sich in Anspruch, das Nervenzentrum des Solaren Imperiums zu sein. Die höchsten Beamten des Imperiums hatten hier ihre ständigen Arbeitsplätze. Ein riesiges Kommunikationszentrum verband den Komplex mit sämtlichen Welten des menschlichen Sternenreiches, mit Flottenstützpunkten und Relais-Stationen, die in teils weit-, teils engmaschigem Netz über die Milchstraße verteilt waren. Imperium-Alpha war der Ort, an dem alle Fäden zusammenliefen.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren umfassend und entsprachen jederzeit dem neuesten Stand der Technologie. In Fragen der Sicherheit ihres Kommandozentrums verstanden die Terraner keinen Spaß. Der Versuch unbefugten Eindringens wurde unnachsichtig geahndet.
Durch einen schmalen Gang, der an beiden Enden durch einen IV-Taster abgesichert war, so daß nur eine Person mit dem biopositronischen Emissionsmuster Perry Rhodans ihn ungefährdet betreten konnte, gelangte der Großadministrator in seinen Arbeitsraum. Das geräumige Zimmer lag im Zentrum des Gebäudes. Das breite Fenster, das einen freien Ausblick über die Silhouette der Riesenstadt Terrania City bot, war in Wirklichkeit ein Fernsehschirm, der von anderswo installierten Kameras gespeist wurde. Der Raum war einfach eingerichtet. Zweckmäßigkeit erschien als das vorherrschende Motiv. Es gab eine Konferenzecke für Beratungen im engsten Kreise, einen Bildsprechanschluß, von dem aus auf dem Weg über die Kommunikationszentrale Gespräche in alle Himmelsrichtungen geführt werden konnten, und schließlich Rhodans Arbeitstisch.
Rhodan zögerte, sich am gewohnten Platz niederzulassen. In Gedanken versunken starrte er auf das sonnenüberglänzte Bild der Stadt. Seiner Stadt, die er vor anderthalb Jahrtausenden zu bauen begonnen hatte. Sie war ihm ans Herz gewachsen. Hier war er zu Hause.
Und doch spürte er ein merkwürdiges Unbehagen, als
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