Silberband 068 - Anti-Universum
II zu sein. Er war für die vorsichtig suchenden Funksprüche ebenso verantwortlich wie für alles andere. Mit Sicherheit stellten sie jetzt gerade eine Falle auf, in der die MARCO POLO I endgültig vernichtet werden sollte.
Irmina Kotschistowa blickte auf die Uhr an ihrem Finger. »Was werden wir Perry sagen?«
Gucky schnaubte. »Alles, was wir herausgefunden haben. Orana Sestore ist – unbewußt – nicht nur eine Agentin Galbraith Deightons II, sondern auf ganz besondere Weise auch eine Attentäterin.«
»Zugegeben«, erwiderte Fellmer Lloyd. »Sehen wir weiter, wenn sie weniger aufgeregt ist. Wir haben noch Zeit, bis wir in die MARCO POLO eingeschleust werden.«
»In Ordnung!«
Einige Stunden vergingen … In dieser Zeit versuchten die Mutanten, auch die letzten verborgenen Geheimnisse aufzuspüren, von denen der Verstand der jungen Frau angefüllt war. Sie kamen übereinstimmend zu dem Ergebnis, daß in Oranas Gedanken dieselbe Art von Chaos herrschte wie überall.
Alles geschah wie gewohnt, aber unter äußerster Spannung. Die Besatzung des großen Schiffes war von Rhodan und Atlan davon verständigt worden, daß man einen Gast erwartete, über dessen wahre Natur man nichts aussagen konnte. Jedermann im Schiff wußte, daß sie sich in den Fäden, die der Gegner spann, verfangen konnten.
Der Leichte Kreuzer näherte sich, wechselte das vereinbarte Signal mit dem Mutterschiff und wurde eingeschleust.
Gucky und die beiden anderen Mutanten teleportierten in den Raum neben der Personenschleuse, in der Rhodan und Atlan warteten.
Die gegenseitige Verständigung erfolgte blitzschnell, dann wußten die beiden Freunde, was sie erwartete. Auch ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Eine merkwürdige Art von Kontakt bahnte sich an – es war, als ob Rhodan gezwungen würde, sich mit einem plastischen Spiegelbild der echten Orana auseinanderzusetzen. Er legte die Arme auf den Rücken; um seinen Mund bildeten sich Falten, und ein grüblerischer Ausdruck trat in sein Gesicht.
»Nervös, Freund Perry?« fragte Atlan.
»Nicht wenig«, gab Rhodan zu. »Ich sehe, dir geht es nicht anders!«
Auch der Arkonide litt sichtlich unter dem herrschenden Zustand. Aber er sagte sich wohl, im Gegensatz zur augenblicklichen Auffassung des Großadministrators, daß er im Lauf seines langen Lebens schon ganz andere, härtere und kompliziertere Situationen erfolgreich gemeistert hatte.
Sein Gesicht war hart und verschlossen, und er richtete seinen Blick jetzt auf das Sicherheitsschott des Raumes. »Nein. Ich warte auf einen heimtückischen Angriff.«
Rhodan sah ihn verblüfft an; die Mutanten hatten versichert, daß von Orana keine deutliche Gefahr ausging.
»Nicht auf einen Angriff von Orana Sestore zwei«, korrigierte Atlan leise. »Auf einen unserer Spiegelbilder.«
Das Schott glitt langsam auf. Vor einigen Männern der Schiffsbesatzung, deren Haltung und Gestik äußerste Spannung ausdrückten, kam Orana auf Rhodan zu. Perry machte einige Schritte und blieb dann stehen. Sein Blick bohrte sich in das Gesicht der jungen Frau. Er sah rein äußerlich nicht den geringsten Unterschied zwischen dem Original und dem Duplikat. Auch Orana blieb stehen.
»Perry!« sagte Orana halblaut. Ihre Stimme kennzeichnete ihre innere Verfassung.
»Ich habe dich erwartet«, meinte Rhodan behutsam. Sie machte den Eindruck eines halbzerbrochenen Menschen. Er wußte, unter welchem Zwang sie gehandelt hatte, und verstand sie.
Sie sah sich um wie ein gehetztes Tier. Atlan bemerkte den Blick und bedeutete den Männern, den Raum zu verlassen.
Sekunden später befanden sich nur noch vier Personen in dem kleinen Raum. Gucky saß in einer Ecke und ließ die Handlungen an sich vorüberziehen wie der Zuschauer eines Dramas. Schweigend versuchte er, zusätzliche Informationen zu erhalten.
Orana warf Rhodan einen verzweifelten Blick zu und setzte mehrmals zum Sprechen an.
»Du hast mich durch eine Kette von Funksprüchen suchen lassen, Orana. Warum?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Aus zwei Gründen«, sagte sie schließlich. Sie schien ihn mit ihren Augen prüfen zu wollen. »Ich habe dieses Töten und Morden und die unbarmherzige Vergeltung satt.«
Atlan musterte sie von der Seite. Gucky gab ihm ein Zeichen.
»Sie spricht die Wahrheit«, sagte der Arkonide.
»Ich spreche die Wahrheit!« sagte Orana beharrlich. Rhodan wußte, daß dies die Frau war, die er liebte und die ihn liebte. War sie es wirklich? Sie sah ihn mit einer
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