Silberband 068 - Anti-Universum
lag am Boden und wagte sich nicht zu bewegen. Er fürchtete, daß sein Schutzanzug beschädigt war.
Vorsichtig holte er Atem. Er lag auf der Seite. Er sah das Loch, das die Explosion weiter oben in den Hang gerissen hatte. Jeden Augenblick konnte dort eine Gestalt auftauchen und ihn unter Beschuß nehmen.
»Roi!« hörte er seinen Vater krächzen. »Du verdammter Narr! Bist du in Ordnung?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Danton II zögernd. »Das Ding ist unmittelbar neben mir explodiert.«
»Ich gebe dir Feuerschutz! Komm zu den Felsnadeln zurück!«
Alles in Roi drängte danach, bewegungslos auf dem Geröll liegenzubleiben. Trotzdem richtete er sich langsam auf. Im gleichen Moment trat sein Vater zwischen den Felsnadeln hervor und bestrich den Eishang mit Energieschüssen. Das war für Roi das Signal. In geduckter Haltung rannte er los. Erleichtert registrierte er, daß er auch jetzt noch Luft bekam. Sein Sauerstoffaggregat war in Ordnung. Hoffentlich hatten auch die anderen Instrumente keinen Schaden erlitten.
Roi erreichte die Felsnadeln und warf sich zu Boden. Sein Vater tauchte neben ihm auf.
»Sie sind auf der anderen Seite der Barriere! Sie haben Mikrobomben. In dieser Beziehung sind sie uns überlegen. Aber ich habe ihnen jetzt eingeheizt.«
Danton rang nach Atem. Der Schock machte sich jetzt erst richtig bemerkbar.
»Sie wissen jetzt, wo wir sind!« stieß er hervor.
»Und wir kennen ihren Standort!«
Danton befeuchtete die trockenen Lippen mit der Zungenspitze.
»Was tun wir jetzt?« Er war sich darüber im klaren, daß er in diesem Augenblick seinen Vater voll und ganz als Anführer anerkannte.
»Wir versuchen uns abzusetzen«, entschied Perry. »Solange sie noch Bomben haben, sind wir bei einem Stellungskrieg unterlegen. Wir müssen einen größeren Abstand herstellen, damit wir unsere Schußwaffen besser einsetzen können.«
Roi sah sich um. Weit im Hintergrund ragten die Berge auf. Die Sonne ließ die vereisten Hänge leuchten. Diese Berge mußten sie überwinden. Dahinter lag das große gefrorene ›Meer‹, eine ehemalige Wüste, auf der sich die Eismassen türmten.
In fernster Vergangenheit hatte D-Muner einmal eine Atmosphäre besessen und war eine warme Welt gewesen. Doch dann hatte der Planet begonnen, sich von seiner Sonne zu entfernen, und war erkaltet. Die Drift des Planeten war von einem vorbeiziehenden Himmelskörper ausgelöst worden. Inzwischen hatte D-Muner wieder eine stabile Umlaufbahn um Verko-Voy eingeschlagen. Das alles hatte Jahrhunderte gedauert. Als die USO ihren Stützpunkt errichtet hatte, war D-Muner bereits ein Eisplanet gewesen.
32.
Durch den Beschuß aus einer Energiewaffe war die Eisbarriere auf einer Länge von fast zweihundert Metern zusammengeschmolzen.
Atlan, der hinter einem Felsen in Deckung lag und den Kamm der Barriere beobachtete, war sich über den Grund des Dauerfeuers nicht völlig im klaren, aber er vermutete, daß einer ihrer beiden Gegner seinem Verbündeten Feuerschutz gegeben hatte. Das konnte nur bedeuten, daß sich beide Flüchtlinge auf der anderen Seite der Barriere befanden. Aus irgendeinem Grund hatte Rhodan II auf seinen Sohn gewartet.
Atlan gab Rhodan, der etwa dreihundert Meter von ihm entfernt neben einem Eisbrocken kniete, ein Handzeichen. Rhodan machte ein Zeichen des Einverständnisses. Die beiden Männer wollten versuchen, die Barriere von zwei Seiten zu umgehen.
Bei den Flüchtlingen war irgend etwas nicht in Ordnung. Atlan wollte diese Gelegenheit nutzen.
Er sah Rhodan in geduckter Haltung hinter dem Taleingang verschwinden. Das war das Signal für ihn, ebenfalls seinen Platz zu verlassen. Er bedauerte, daß Atlan II nicht bei Rhodan II war. In diesem Fall wies die Parallelität einen der zahlreichen Widersprüche auf.
Atlan erreichte das Ende der Barriere. Hier befand sich ein schmaler Einschnitt in den Felsen. Atlan konnte einen Blick in das Tal werfen. Von den beiden Gegnern war nichts zu sehen. Der Arkonide hatte auch nicht erwartet, sie zu Gesicht zu bekommen. Sie hatten zahlreiche Versteckmöglichkeiten und würden ständig in Deckung bleiben. Atlan wußte, daß er ein Risiko einging, wenn er sich auf die andere Seite der Eisbarriere begab.
Er bewegte sich durch den Einschnitt. Solange er auf dem glatten Eis war, kam er sich nackt und schutzlos vor. Unwillkürlich wartete er auf das Aufblitzen eines Energieschusses. Doch er kam unangefochten auf die andere Seite, wo er sofort hinter einem Felsen in Deckung ging.
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