Silberband 069 - Die Hyperseuche
Pflaumenkerne? Davon weiß ich nichts. Das dürfte ein Eingabefehler sein. Soll ich es nachprüfen lassen, Inspektor?«
Inspektor Sorge winkte ab. »Ach wozu? Ich schlage vor, Sie entrichten einen Pauschalzoll, damit hätte sich die weitere Abspielung des Frachtbriefes erübrigt.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage!« protestierte Lodkom. »Bei einem Pauschalsatz käme ich viel zu schlecht weg. Ich verlange, daß der Zoll exakt nach den Unterlagen errechnet wird.«
»Wie Sie wünschen«, erwiderte Zollinspektor Sorge gemütlich. »Dann dürfte ich Sie zuerst bitten, die Sache mit den Pflaumenkernen aufzuklären.«
Lodkoms Gesicht hellte sich auf. »Eben ist es mir wieder eingefallen. Es muß ›Paslackische Flaumfedern‹ heißen, Inspektor, und nicht Pflaumenkerne. Wie käme ich dazu, Pflaumenkerne zu transportieren!«
»Also, weiter im Text!« meinte Sorge.
Mit mildem Interesse verfolgte er die nächsten Angaben, die über den Bildschirm flimmerten. Seine Kollegen hatten unterdessen das Thema gewechselt und diskutierten die letzte Partie bei den solaren Trivideoschach-Meisterschaften.
Jala von Katranat beschloß, den Intelligenzquotienten einiger Terraner gleich an Ort und Stelle zu prüfen. Er tat das, indem er sich in die Schach-Diskussion einmischte.
Danach wußte er, daß die PAD keineswegs mit einer Verdummung gleichzusetzen war. Eher schien es, als ob die Intelligenzquotienten der Betroffenen sich erhöht hatten, aber das Interesse hatte sich weitgehend aus dem Arbeitsbereich in die Privatsphäre verlagert. Dadurch kam der erste Eindruck einer Verdummung zustande.
»Halt!« sagte Zollinspektor Sorge und musterte eine der Angaben auf dem Bildschirm. »Tiefgefrorene Zirhadeneier, lese ich hier. Für wen ist dieser Teil Ihrer Fracht bestimmt, Patriarch Lodkom?«
»Für keinen bestimmten Abnehmer«, antwortete der Springer. »Wir werden ihn zur üblichen Versteigerung anmelden. Ich nehme jedoch an, daß der Hauptabnehmer wieder die Rund Corporation sein wird wie schon einige Male zuvor. Die ausgebrüteten Zirhaden werden meist für Versuchsreihen gebraucht.«
»Das erscheint mir verdächtig«, erklärte Sorge. »Stoppen Sie die Abspielung, und führen Sie mich zu dem Raum, in dem die tiefgefrorenen Zirhadeneier lagern!«
»Wozu die Umstände?« warf Jala von Katranat ein. »An Zirhadeneiern ist doch nichts Besonderes.«
»Sind Sie der Patriarch oder Lodkom?« erkundigte sich Sorge. »Mischen Sie sich bitte nicht ein. Wie heißen Sie überhaupt?«
»Jala Lodkom«, antwortete der Akone. »Der Patriarch ist mein Großvater.«
»Mütterlicherseits oder väterlicherseits?« forschte Sorge weiter.
»Beiderseits«, erklärte der Patriarch ironisch. »Kümmern Sie sich gefälligst nicht um meine Sippenverhältnisse. Soll ich Sie nun noch zu den Zirhadeneiern führen oder nicht?«
»Werden Sie nicht frech!« fuhr der Zollinspektor den Springer an. Er wandte sich an seine Kollegen: »Kommen Sie mit! Wir werden sämtliche Behälter mit Zirhadeneiern auseinandernehmen und nachsehen, ob sich nicht Schmuggelware darin befindet.«
»Aber dann verderben die Eier!« protestierte Lodkom.
»Schreiben Sie mir nicht vor, wie ein solarer Zollbeamter seine Dienstpflichten zu erfüllen hat«, sagte Sorge. »Führen Sie uns zu den Zirhadeneiern!«
Der Springer wagte keinen Widerspruch mehr, vor allem, da er ja tatsächlich einiges zu verbergen hatte. An Bord des Walzenschiffes waren Waffen versteckt, deren Einfuhr ins Solsystem streng verboten war. Wurden sie entdeckt, war der Plan gescheitert.
Doch die terranischen Zollbeamten kümmerten sich ausschließlich um den Kühlraum mit den Zirhadeneiern. Sie öffneten tatsächlich jeden einzelnen Transportbehälter, schütteten die hagelkorngroßen, hartgefrorenen Insekteneier aus und untersuchten die Behälter auf doppelte Böden. Sie fanden nichts, was Anlaß für irgendwelche Beanstandungen gegeben hätte, denn die Behälter enthielten tatsächlich nur Zirhadeneier und sonst nichts.
Als die Zollbeamten das Schiff verließen, waren die Zirhadeneier verdorben, aber die übrigen Sektionen des Raumschiffes waren unbehelligt geblieben.
»Wenn die Terraner überall so nachlässig kontrollieren wie hier, dürfte die Durchführung der Operation Sternstunde keine großen Schwierigkeiten bereiten«, kommentierte Jala von Katranat die Zollinspektion.
»Alles läßt sich bestens an«, stimmte Vuurdaal zu. »Ich denke, wir gehen ohne Formalitäten zur zweiten Phase über und
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