Silberband 071 - Das Erbe der Yulocs
seinen Körper jetzt vollständig. Sein Atem ging rasend schnell und keuchend. Der Kampf hatte ihn angestrengt. Er setzte sich in den Sessel und blickte auf Atlan, Gucky und die anderen Mutanten, die jetzt in höchster Eile in den Raum kamen.
In diesen Sekunden übernahm er das Wissen des Androidengehirns. In einem Informationsschwall, der einem Rafferverfahren glich, überflutete Andro-Rhodan ihn. So erfuhr er alles, was in den letzten Wochen und Monaten geschehen war. Er erkannte, wie geschickt und rücksichtslos der Androide die Befehle seines Meisters befolgt hatte, und er sah bereits die große Katastrophe nahen. Zu schnell und zu mächtig überfiel ihn das Wissensgut. Er konnte es in dieser kurzen Zeit nicht auswerten und überdenken. Er erkannte lediglich, daß er blitzschnell eine Entscheidung treffen mußte.
Und er entschied sich. »Atlan – du mußt verhindern, daß diese 87 Persönlichkeiten hingerichtet werden! Das ist ein Befehl. Egal, was ich anschließend bestimme – dieses Wort gilt.«
Rhodan richtete sich hoch auf. Seine Hände krallten sich über dem Herzen in die Jackenbluse. Dann krümmte er sich zusammen. Schweiß überzog sein Gesicht.
Wieder bewegten sich die Lippen zuckend, ohne daß es ihm gelang, die Worte auszusprechen, die er herausbringen wollte. Atlan stützte ihn und versuchte, ihn zu halten, aber plötzlich erschlaffte der Körper. Rhodan rutschte dem Arkoniden aus den Armen und fiel zu Boden.
»Schnell, holt einen Arzt!« rief Atlan.
Gucky entmaterialisierte. Sekunden später teleportierte er sich zusammen mit einem Mediziner zurück. Dieser kümmerte sich sofort um den Großadministrator. Andro-Rhodan wußte, daß er sich nicht länger bewußtlos stellen konnte. Er richtete sich auf und wischte sich mit bebenden Händen den Schweiß aus dem Gesicht.
Anti-ES hätte keine Sekunde länger warten dürfen. Anti-ES hatte den echten Rhodan gerade noch rechtzeitig zurückgeschleudert.
Ächzend ließ Andro-Rhodan sich in den Sessel sinken. Er schob den Arzt unwillig zur Seite. »Sie brauchen mir keine Injektion zu geben, Doktor, es ist schon alles wieder in Ordnung. Lassen Sie uns jetzt allein.«
Seine Hand legte sich um den heftig pulsierenden Zellaktivator, der dafür sorgte, daß er sich schnell wieder erholen konnte.
»Du bist uns eine Antwort schuldig«, sagte Atlan. »Willst du uns nicht endlich erklären, was geschehen ist?«
»Ich weiß es selbst nicht genau«, antwortete Rhodan seufzend.
»Das genügt mir nicht, Perry.«
Andro-Rhodan blickte Atlan an. Das Gesicht des Arkoniden sah aus wie aus Stein gemeißelt. Diesem Mann konnte er nicht mehr länger ausweichen, das spürte das Androidengehirn.
»Es war Anti-ES«, behauptete Andro-Rhodan. »Anti-ES hat versucht, mich zu übernehmen und zu beeinflussen. Es war unheimlich.« Er war verwirrt und unsicher, als ob er unter einem Schock stünde.
»Wir lassen dich jetzt allein«, sagte Atlan. »Aber ich würde mich später gern noch einmal mit dir unterhalten.«
Rhodans Gesicht straffte sich. Die Augen wurden wieder klar und hart.
»Du hast recht«, sagte er. »Wir werden darüber reden müssen, was wir in Zukunft tun können, um derartige Zwischenfälle zu vermeiden.«
Jetzt sprach er wieder wie der Mann, den Atlan seit Jahrhunderten kannte. Und doch war da immer noch eine unsichtbare Mauer, die der Arkonide nicht überwinden konnte.
Eine halbe Stunde später fand eine Geheimkonferenz statt, an der neben Atlan die Mutanten Gucky, Ribald Corello, Ras Tschubai und Fellmer Lloyd teilnahmen.
»Die Erklärungen Perrys klangen nicht sehr überzeugend«, sagte der Mausbiber. »Das war alles wie an den Haaren herbeigezogen. Mir gefällt das nicht. Wir müssen etwas tun.«
»Das ist richtig«, stimmte Atlan zu. »Und wir werden auch etwas tun, darauf kannst du dich verlassen. Was hast du festgestellt? Du warst doch dabei, als es passierte.«
»Es war wie bei einem parapsychischen Zweikampf«, wiederholte Gucky einen früheren Bericht. »Es war genau wie damals im August, aber ich kann nicht sagen, wer der Gegner Perrys war.«
»Er sprach von Anti-ES.«
»Vielleicht ist das die Wahrheit, vielleicht aber auch nicht. Ich glaube, daß er krank ist, sehr krank«, sagte der Ilt. »Wir sollten abwarten und Perry scharf beobachten. Wir müssen darauf bestehen, daß er sich ärztlich untersuchen läßt.«
Atlan blickte sich um. Die Mutanten sahen ratlos aus, jeder von ihnen wußte, daß irgend etwas nicht in Ordnung war, aber
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