Silberband 071 - Das Erbe der Yulocs
infolgedessen um ein gewagtes Unternehmen, und das …«
»… schlägt sich im Preis nieder«, nahm Torytrae ihm das Wort vom Mund. »Ich verstehe das. Wieviel verlangen Sie?«
»Fünfzehntausend«, antwortete Mimiltar, ohne mit der Wimper zu zucken.
Torytrae bezahlte auch diesen Betrag ohne Weigerung.
Mimiltars nächste Frage lautete: »Wann möchten Sie die Klinik besichtigen?«
»So bald wie möglich. Wenn es geht, noch heute.«
Abermals legte der Mann mit den drei Augen eine nachdenkliche Pause ein. »Das läßt sich machen«, sagte er schließlich, »allerdings erst spät in der Nacht. Wo können wir Sie erreichen?«
»Ich hatte gar nicht die Absicht, mich weit zu entfernen«, bekannte Torytrae. »Ich dachte, Sie hätten womöglich hier in der Nähe ein Quartier …«
»Selbstverständlich. Wir werden Sie unterbringen.«
Torytrae war durch den Befehl des Tschatro auf die Spur eines Ceynach-Verbrechens gesetzt worden.
Es war ihm mittlerweile klargeworden, daß die Vorwürfe des Tschatro, der von einem auf Umsturz und Staatsgefährdung bedachten Feind gesprochen hatte, unberechtigt waren. Bei dem Fremden handelte es sich nicht um einen Mann, der die staatliche Ordnung von Yaanzar oder irgendeinem anderen Planeten stören und auf Umsturz ausgehen wollte. Der Unbekannte kam aus einer fremden Galaxis. Ja, es war ein furchtbares Verbrechen geschehen. Aber der Mann, dem der Tuuhrt nachjagte, war nicht der Täter, sondern das Opfer.
Aus diesem Grund hatte Torytrae nach und nach an der Weisheit des Befehls, den der Tschatro ihm gegeben hatte, zu zweifeln begonnen. Die Art und Weise, wie der Fremde ihm immer wieder durch die Lappen gegangen war, hatte dem Jäger Achtung eingeflößt. Der Besitzer des fremden Gehirns war ein Mann, dem ein überdurchschnittlich hohes Maß an Intelligenz und Umsicht nicht abgesprochen werden konnte. Torytrae bezweifelte, daß es klug sei, diesen Mann zu töten.
Nach der Rückkehr von Traecther, wo ihm der Fremde wiederum entgangen war, hatte der Tuuhrt zunächst den Tschatro in dessen Regierungspalast aufgesucht. Dort hatte er von der Entführung Doynschtos, des Sanften, erfahren. Die Verbindung dieses Vorgangs mit dem Fall, an dem er soeben arbeitete, war ihm sofort offenbar geworden. Schon als er noch im Körper des Händlers Hactschyten steckte, hatte der Fremde mit Doynschto, dem Transplantationsexperten, in Verbindung gestanden, und die Verbindung schien eine freundliche gewesen zu sein. Jetzt, nach seiner Rückkehr nach Yaanzar, hatte der Fremde Doynschto völlig an sich gezogen.
Die Beobachtung, die Leggan-Legs Leute gemacht hatten, paßte genau in das Bild, das Torytrae sich von dem Vorgang machte: Doynschto war dem Fremden willig gefolgt. Es hatte keiner Gewalt bedurft, ihn zu entführen, und die Spuren von Gewalt, die am Tatort zu sehen waren, hatte man entweder künstlich gelegt, oder sie stammten von der Auseinandersetzung mit den Robotern des Geheimen Organ-Kommandos, die in letzter Sekunde noch in das Geschehen einzugreifen versucht hatten.
Torytrae war keinen Augenblick lang darüber im Zweifel, warum der Fremde sich die Mühe gemacht hatte, Doynschto an sich zu ziehen. Er war nach Yaanzar zurückgekehrt, obwohl der Boden dieser Welt ihm unter den Füßen brennen mußte. Das bedeutete, daß er darauf angewiesen war, in Kürze wieder den Körper zu wechseln.
Um sich nicht an eine Klinik wenden zu müssen und dort die Gefahr der Entdeckung auf sich zu nehmen, hatte der Unbekannte sich seinen eigenen Transplantator zugelegt: Doynschto. Solange er Doynschto bei sich hatte, konnte er den Körper wechseln, sooft es ihm gelegen oder notwendig erschien – vorausgesetzt, er brachte den Sanften in einer Umgebung unter, die das nötige Werkzeug, die notwendigen Geräte für solch komplizierte Operationen enthielt.
Inmitten seiner Überlegungen übermannte den Tuuhrt die Müdigkeit. Er legte sich nieder und wachte erst wieder auf, als ein Lautsprecher über ihm zu rumoren begann und lauthals verkündete, daß die Zeit des Aufbruchs gekommen sei.
Es geschah nicht selten, daß Leggan-Leg die schlecht belüftete Enge seiner unterirdischen Quartiere verließ und sich an die Oberwelt begab. Denn Leggan-Leg war trotz seines zwergenhaften Mißwuchses ein Mann, der es verstand, das Leben zu genießen.
Leggan-Leg benutzte niemals zweimal hintereinander denselben Weg hinauf zur Oberfläche. Er kannte die Gefährlichkeit seines Berufs und war ein Feind aller Routine. Nicht
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