Silberband 071 - Das Erbe der Yulocs
mit der Befragung fort. »Ich sollte festgenommen werden?«
»Ja. Gayt-Coor hatte es gefordert. Man wollte Sie haben, um Sie kaltzustellen.«
»Töten …?«
»Soviel ich weiß, nein. Die Gegenseite braucht ein paar Wochen Ruhe, solange sollten Sie auf Eis gelegt werden. Danach hätte man Sie wahrscheinlich wieder freigelassen.«
»Und warum nahmen Sie mich nicht gefangen? Die drei Männer, die mich festnahmen, waren nicht Ihre Leute?«
»Nein«, knirschte Mimiltar. »Mit meinen Leuten hätte es eine solche Panne nicht gegeben. Das waren Leute der Gegenseite. Ich hatte den Auftrag, sie durchzulassen. Das tat ich. Aber die Burschen verstanden nichts vom Fach. Sie ließen Sie einfach vor sich hertraben, wo sich doch jeder ausrechnen konnte, daß der Tuuhrt die erste Gelegenheit zur Flucht nützen würde. Sie sprangen davon, und das erste, was den Narren einfiel, war, hinter Ihnen herzuschießen. Da wußte ich, daß die Sache fehlgeschlagen war. Denn draußen lagen die Leute des Organ-Kommandos, die den Schuß ohne Zweifel gehört hatten. Ich gab den drei Dilettanten durch ein paar schlechtgezielte Salven zu verstehen, daß sie sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen sollten, und dann nahm ich Sie unter meine Fittiche und brachte Sie im letzten Augenblick in Sicherheit.«
Torytrae lächelte spöttisch. »Sie werden mir verzeihen, daß ich Ihnen dafür wenig Dank weiß. Nach den Gesetzen dieser Welt haben Sie Ihr Leben verwirkt, ist Ihnen das klar?«
Mimiltar sah ihn mürrisch an. »Das ist mir klar«, bekannte er. »Obwohl ich nicht ganz einsehe, welchen Nutzen Ihnen mein Tod bringen kann.«
»Das will ich Ihnen gern erklären«, erbot sich der Jäger. »Gerüchte und Neuigkeiten verbreiten sich schnell. In spätestens zwei Tagen wird ganz Yaanzar wissen, daß Mimiltar, der Dreiäugige, es gewagt hat, sich mir in den Weg zu stellen. Einen Tag später wird man erfahren, daß er dafür mit dem Tode bestraft worden ist. Darüber werden sich einige Leute den Kopf zerbrechen, die womöglich im Sinn hatten, Ihnen später einmal nachzueifern. Und sie werden hoffentlich zu dem Schluß kommen, daß es sich einfach nicht lohnt, sich mit dem Tuuhrt anzulegen.«
Mimiltar machte eine rollende Bewegung mit den Schultern, die Gleichgültigkeit ausdrücken sollte.
»Ich mache Ihnen jedoch ein anderes Angebot«, sagte der Tuuhrt.
Der Dreiäugige sah überrascht auf. »Ein anderes …?«
»Ich bin bereit, Sie laufenzulassen, falls Sie zwei Bedingungen erfüllen. Erstens: Sie unterziehen sich einem psychophysischen Verhör, das den Wahrheitsgehalt Ihrer Aussagen bestätigt. Zweitens: Sie verraten mir gleich jetzt, wo die Gegenseite ihr Quartier hat.«
Mimiltar kniff die drei Augen halb zusammen und spähte aus schmalen Schlitzen mißtrauisch zu Torytrae hinüber. »Damit bringen Sie mich in Schwierigkeiten. Anstatt vor Ihnen muß ich mich dann vor der Gegenseite verstecken.«
»Das ist möglich«, gab der Tuuhrt zu. »Es ist außerdem Ihr Problem, nicht meines. Sie haben die Wahl.«
»Welche Garantie habe ich, daß Sie Ihr Wort halten?«
»Garantie?« lächelte der Tuuhrt. »Keine. Mein Wort genügt.«
Mimiltar dachte nach. »Wo findet das Verhör statt? Ich möchte nicht mit dem Organ-Kommando in Berührung kommen.«
»Ihre Befürchtung ist unbegründet. Ich habe meine eigenen Möglichkeiten, ein Verhör zu veranstalten. Niemand wird Sie sehen.«
Mimiltar schien mit sich zu ringen. Schließlich siegte der Selbsterhaltungstrieb. »Also schön«, brummte er. »Ich gehe darauf ein.«
Der Tuuhrt wartete. »Das Versteck«, erinnerte er seinen Gefangenen nach einer Weile.
»O ja, das«, murmelte der Dreiäugige.
Dann schwieg er eine Zeitlang. Torytrae drang nicht weiter in ihn. Nach geraumer Zeit begann er von selbst: »Kennen Sie Pyrfyn?«
»Was für eine Frage!«
»Es gibt dort eine Klinik, die einem Transplantationsspezialisten namens Tekmahlschee gehört.«
»Ja …?«
»Tekmahlschee ist seit kurzem spurlos verschwunden. An seiner Stelle hat sich Doynschto der Sanfte in der Klinik eingenistet.«
Leggan-Leg war so gut gelaunt wie immer. »Das ist eine Aufgabe, die wir wohl gern übernehmen würden, nicht wahr, Gniggar?« erkundigte er sich bei seinem unsichtbaren Begleiter. »Gniggar ist ganz meiner Ansicht. Er ist stolz darauf, daß Sie mit diesem Anliegen zu uns gekommen sind.«
»Ich brauche eine ständige Truppe von wenigstens drei Mann«, erklärte der Jäger. »Auf unbestimmte Zeit. Wieviel
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