Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit

Titel: Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Bewegung die Gangway hinabgerissen hätte. Das war auch gut so, denn auf diese Weise gerieten Gayt-Coor und sein Begleiter nur langsam in mein Blickfeld, gleichermaßen dosiert.
    Über Gayt-Coors Charakter oder Mentalität ließ sich schwer etwas sagen. Er wirkte undurchschaubar und zurückhaltend. Ich hielt ihn zu Beginn unserer Freundschaft für unkompliziert, aber das war er bestimmt nicht. Seine knappe und bestimmte Art war manchmal sehr beeindruckend, andererseits konnte er jedes andere Intelligenzwesen mit seiner lakonischen Redeweise in Verzweiflung bringen.
    Verglichen mit dem Wesen, in dessen Begleitung Gayt-Coor über das Landefeld kam, war er jedoch eine Schönheit.
    Das Wesen an seiner Seite sah ebenfalls wie ein Petraczer aus, aber es schien schon sehr alt zu sein, denn es schwankte und hatte Mühe, mit Gayt-Coor Schritt zu halten, der ständig fürsorglich stehenblieb und es mit aufmunternden Worten bedachte. Der Fremde war etliche Zentimeter kleiner als Gayt-Coor und auch nicht so breit. Sein Körper war moosfarben. Der Kopf war narbenübersät, die eine Hälfte des linken Doppelauges existierte nicht mehr, und der Rachen war so deformiert, daß auf einer Seite die Zähne hervorschauten.
    »Wer, um Himmels willen, ist das?« fragte ich und setzte mein Paket ab.
    »Ich weiß es nicht«, gab Zeno zurück. »Er hat während der vergangenen Tage immer wieder von einem mysteriösen Onkel geredet, den er auf Rayt treffen wollte. Vielleicht ist es dieser Onkel.«
    »Können Petraczer überhaupt einen Onkel haben?« fragte ich.
    Zeno überhörte diese Frage, und ich wußte auch, warum er das tat. Für einen Accalaurie waren terranische Familienbeziehungen abstrakt und unverständlich. Außerdem gab es in der Nauparo-Sprache eigentlich kein richtiges Wort für ›Onkel‹, sondern nur ein bestimmendes Symbol.
    Ich hockte mich auf das Paket und sah zu, wie Gayt-Coor dem Fremden die Gangway hinaufhalf.
    »Er hat doch hoffentlich nicht vor, diesen Kerl mit an Bord zu bringen?« fragte Zeno entrüstet.
    »Wir werden es gleich erfahren.«
    Unmittelbar vor Zeno und mir blieben die beiden Ankömmlinge stehen, Gayt-Coor wie ein Panzerfahrzeug, das durch nichts aufgehalten werden konnte und nur für einen Augenblick den Leerlauf eingeschaltet hatte, der Fremde dagegen zitternd und keuchend vor Anstrengung.
    »Das ist er!« sagte Gayt-Coor mit seiner knarrenden Stimme.
    Ich konnte meine Blicke nicht von diesem Wrack wenden, das sich jetzt an Gayt-Coors Arm festhalten mußte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Wer?« fragte Zeno. »Wer ist er?«
    Ich wandte meine Blicke mit Gewalt von dem Fremden ab, denn ich wollte nicht unhöflich erscheinen.
    »Mein Onkel!« sagte Gayt-Coor. Ich hatte noch niemals zuvor soviel Gefühl in seiner Stimme mitschwingen hören. Besonders schlimm erschien mir, daß dieses Gefühl Bewunderung für diesen alten Petraczer zu sein schien.
    In diesem Augenblick sprach der Alte. Seine Stimme klang, als würde jemand mit zwei rostigen Nägeln über eine Schiefertafel kratzen. Ich hatte schon Tausende von verschiedenartigen Wesen sprechen, singen, pfeifen, jodeln, miauen, kreischen, knurren, brummen, fauchen, wispern, murmeln, schnattern, quietschen, bellen und zischen hören, aber keines von ihnen hatte auch nur entfernt eine so häßliche Stimme wie Gayt-Coors Begleiter.
    »Ja«, sagte er, »ich bin sein Onkel.«
    Da hob dieser kaltblütige, stets zum Kämpfen bereite Gayt-Coor, dessen Fäuste die Schlagkraft zweier Dampfhämmer besaßen, die Hand und strich dem Alten zärtlich über den kahlen Schädel.
    »Nun gut«, sagte ich, nachdem ich dreimal geschluckt hatte. »Er ist also dein Onkel, Gayt. Wir brauchen darüber nicht zu reden. Aber was wichtig ist und hier an dieser Stelle erörtert werden muß, kannst du nicht umgehen. Was hast du mit ihm vor?«
    »Ich bringe ihn an Bord der ROTAP.«
    »Du willst ihm das Schiff zeigen!« meinte Zeno. Der Accalaurie war ein Diplomat. Er baute Gayt-Coor eine goldene Brücke, aber wenn dieser sie überhaupt bemerkte, so ignorierte er sie völlig. Der Petraczer gab Zeno nicht einmal eine Antwort.
    »Er bringt ihn nicht als Besucher, sondern als Passagier«, sagte ich dumpf.
    »Ja«, bestätigte Gayt-Coor.
    Zeno und ich sahen uns an, und in unseren Herzen, die nicht unsere eigenen waren, erwachte der Wille zum Widerstand.
    »Du bist dir offenbar nicht darüber im klaren, was wir vorhaben«, sagte Zeno. »Einhundertsechzehn Spezialraumschiffe aller

Weitere Kostenlose Bücher