Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit
es vorausgeahnt hatte.«
»Gehirntransplantationen sind nur auf Yaanzar möglich«, wandte ich ein.
»Das gilt für Naupaum und die Völker dort«, sagte Gayt-Coor. »Wir sind in Catron und haben es mit der Technik der Pehrtus zu tun. Das Gehirn wollte unter allen Umständen in das Nachbarsystem und die Waffen zur Bioinfizierung aktivieren. Dazu war ihm jedes Mittel recht.«
Er lachte knarrend, aber ohne jedes innere Gefühl. »Ihr beide wart als Überläufer denkbar ungeeignet, denn nur der Kopf eines Petraczers ist groß genug, um ein Pehrtus-Gehirn aufzunehmen.«
Allmählich begann ich zu begreifen.
»Zwischen Adak und mir bestanden Beziehungen, wie sie nur zwischen einem Petraczer und seiner Traumfigur möglich sind«, fuhr Gayt-Coor fort. »Deshalb merkte ich sofort, daß es nicht Adak war, der uns in der vergangenen Nacht aufsuchte.«
Er richtete sich wieder auf und wandte sich den Kontrollen zu. »Jetzt wollen wir Heltamosch alarmieren, damit er uns auffischt. Die Funkanlage kann ich bedienen.«
»Warum hast du ihn nicht sofort getötet?« wollte Zeno wissen.
»Dann wären wir jetzt nicht hier«, gab Gayt-Coor gelassen zurück.
Ich sah ihn offen an. »Du hast deinen Onkel bewußt geopfert, Gayt«, sagte ich.
»Adak war mein Traum«, sagte Gayt-Coor. »Ein unvollkommener Traum. Er litt sehr darunter. Er lebte mit der Hoffnung, einmal etwas Großartiges zu vollbringen. Ich hoffe, daß er sich der Bedeutung seines Einsatzes noch bewußt wurde, bevor der Pehrtus sein Gehirn auslöschte.«
Ich würde diese Echse nie verstehen. Bevor Gayt sich jedoch an der Funkanlage niederließ, um die ROTAP zu rufen, sagte er etwas sehr Menschliches: »Jeder Traum hört einmal auf, Terraner.«
Ich dachte an Onkel Adak und diese entsetzliche Stimme, die ich niemals wieder hören würde.
Vielleicht sollte kein Terraner um einen häßlichen, alten Petraczer trauern. Ich tat es.
(Ende Bericht Perry Rhodan)
24.
Das Gehirn war erheblich jünger als die Welt, auf der es herrschte. Dennoch war es uralt, nach normalen menschlichen Maßstäben betrachtet.
Es war kein biologisches Gehirn, sondern ein Robotgehirn. Doch es wäre völlig falsch gewesen, sich darunter eines der terranischen Robotgehirne – eine Positronik des 35. Jahrhunderts – vorzustellen. Das Gehirn von Sin Urbar, wie diese nun öde Welt zu ihrer Blütezeit geheißen hatte, war eigentlich ein Konglomerat, das nach und nach aus vielen selbständigen Robotgehirnen entstanden war.
Man konnte es in etwa mit einem Organismus vergleichen, bei dem zahllose Zellen in Arbeitsteilung miteinander funktionierten. Wohlgemerkt, sie lebten nicht, sondern funktionierten. Und sie funktionierten weiter im Sinne ihrer Konstrukteure, obwohl diese längst im Staub des Vergessens lagen …
Allerdings ›lief‹ es seit dieser Zeit sozusagen im Leerlauf. Das Selbsterhaltungssystem sorgte dafür, daß Verschleißschäden unverzüglich behoben wurden. Ortungsgeräte auf allen elf Planeten des Systems sandten ihre hyperschnellen Impulse in den Weltraum und fingen die zurückkehrenden Reflexe auf.
Und der Magazinsektor wartete darauf, daß jemand kam und die nächste Ladung Uyfinom übernahm.
Das Uyfinom stellte einen jener seltenen Ausnahmefälle im Reich der Elemente dar, die es immer wieder gab. Es handelte sich bei dem Uyfinom um einen fünfdimensional strahlenden Quarz, der sich in kein periodisches System der Elemente einfügen ließ. Nach den Informationen des Robotgehirns wurde das Uyfinom nur auf Sin Urbar gefunden und auf sonst keinem Planeten.
Kurz nach seiner Entdeckung war das Interesse, das man dem Uyfinom entgegenbrachte, rein intellektueller Art gewesen. Man hatte eben einen Sonderfall der Natur gefunden und untersuchte ihn mit dem gebührenden wissenschaftlichen Eifer.
Als man dahinterkam, daß dieser Quarz eine ganz eigentümliche Hyperstrahlung aussandte, wurden Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, um bei den damit Beschäftigten eventuelle Strahlungsschäden zu verhindern.
Diese Vorsicht kam zu spät. Zwar wirkte die Uyfinomstrahlung nicht tödlich, aber die Nachkommen der Betroffenen reagierten in mancher Beziehung anders als ihre Eltern. Peinlich genaue Untersuchungen ergaben, daß der Hyperdimstrahler die Eigenschaft besaß, auf hochzivilisierte Lebewesen genmodulierend zu wirken.
Die Nachkommen der Betroffenen zeigten anfänglich keinerlei Wirkung. Sie verhielten sich bis hin zur Geschlechtsreife so normal oder so abnormal wie ihre Eltern, dann jedoch
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