Silberband 073 - Schach der Finsternis
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Homunk alias Ricardo war seitdem spurlos verschwunden. Über ihn wußte man nichts Genaues. Er hatte sich als eine Projektion bezeichnet. Das mochte der Wahrheit entsprechen. Aber was man sich unter einer Projektion vorzustellen hatte, die von einem im fünfdimensionalen Kontinuum beheimateten Überwesen ausging, wußte niemand zu sagen. In seiner Wirkungsweise jedenfalls war der Abgesandte wirklich genug gewesen: Er hatte die Kybernetik umprogrammiert, hatte in die Programmierung von Robotern eingegriffen, einen Transmitter umgebaut und sonst noch eine Reihe erstaunlicher Dinge getan. Dem Energieausbruch durch die Transmitteröffnung hindurch hatte er jedoch anscheinend nicht widerstehen können. Perry Rhodan erinnerte sich daran, daß er den angeblichen Homunk im Glutstrahl der Eruption hatte verschwinden sehen. Die Projektion war gestorben. Die Frage blieb offen, ob sie im Augenblick des Ablebens auch nur einen winzigen Bruchteil der Schmerzen empfunden hatte, die von ihr zuvor anderen zugefügt worden waren. Nicht, daß es darauf ankam. Aber es wäre das Anzeichen des Wirkens einer ausgleichenden Gerechtigkeit gewesen, wenn Anti-ES und seine Geschöpfe aus dieser Auseinandersetzung nicht ohne Blessur hätten hervorgehen können.
Auf dem Berggipfel, auf dem sich laut Anzeige der Richtstrahl-Antenne der Steuergenerator für das planetenumspannende Hüllfeld befunden haben mußte, wurde weiter nichts gefunden als eine Fülle kürzlich geschmolzenen Steinflusses. Die entfesselten Energien des Hüllfeldes hatten sich anscheinend auch hier ausgetobt. Von dem Generator war keine Spur mehr zu finden. Das Geheimnis, wie das Hüllfeld erzeugt und gesteuert worden war, verblieb den unheimlichen Mächten, die dieses grausame Spiel bestritten hatten.
Viel Nachdenklichkeit blieb zurück. Was war das Ziel des Spieles gewesen? Warum hatte es stattgefunden? Was hatte die Menschheit zu erwarten, jetzt, da das Spiel beendet war? Was würde Perry Rhodan vorfinden, wenn er zur Erde zurückkehrte? Soweit menschliches Ermessen die Zusammenhänge beurteilen konnte, war das Spiel eine Art Entscheidungskampf zwischen ES und seinem Widerpart, Anti-ES, gewesen. Da man nahezu mit Sicherheit annehmen durfte, daß ES in solchen Auseinandersetzungen auf der Seite der Menschheit und damit auch auf der Seite Perry Rhodans stand, ließ sich schlußfolgern, daß ES, die Menschheit und Perry Rhodan das Spiel gewonnen hatten. Welcher Lohn wurde ihnen dafür zuteil?
Die MARCO POLO hatte vor Tahun gekreuzt, während der Planet scheinbar im Nichts verschwunden war. Sie landete, kurz nachdem das Hüllfeld verschwunden war. Die Besatzung berichtete von gigantischen energetischen Entladungen, die sich draußen im freien Raum abspielten. Die Vorbereitungen für Perry Rhodans Rückkehr gingen weiter. Man nahm Abschied von den wenigen, die auf Tahun das wahre Schicksal des Großadministrators kannten und bei seiner Rückkehr in das gewohnte Dasein Hilfe geleistet hatten. Vorbei waren die Zeiten, in denen sich solche Leute einer Psychodusche unterziehen mußten, damit die Erinnerung in ihren Bewußtseinen gelöscht und durch eine neue, harmlosere ersetzt wurde. Die Zeit, in der die Politiker in Terrania City zu Täuschungen hatten Zuflucht nehmen müssen, um zu verhindern, daß unter der Bevölkerung des Solaren Imperiums nachhaltige Unruhe entstand, war vorbei. Perry Rhodan war zurückgekehrt, das Imperium wieder im Lot.
An Bord der MARCO POLO spielte sich, nachdem die Passagiere ihre Quartiere bezogen hatten, in einer der Kabinen, die Perry Rhodan bewohnte, die folgende Unterhaltung ab. Teilnehmer waren Rhodan selbst, der Arkonide, Roi Danton und Neryman Tulocky. Powlor Ortokur, der andere Oxtorner, hatte sich niedergelegt, um, wie Tulocky es ausdrückte, ›der wohlverdienten Ruhe zu pflegen‹.
»Das Spiel hat lange gedauert«, sagte Atlan, »aber erst in dieser letzten Phase habe ich bemerkt, daß wir durch den Mächtigen von Wanderer beschützt oder wenigstens zu unserem Nutzen beeinflußt wurden.«
»Das ist erstaunlich«, reagierte Perry Rhodan. »Denn ich kann mir vorstellen, daß die Spielregeln dahin gehend lauten, daß die Figuren des Spiels – also wir! – nichts von der Beeinflussung durch die Spieler bemerken dürfen.«
»Das mag sein«, konterte der Arkonide. »Ebenso aber glaube ich, daß das Anti-Wesen so oft gegen die Spielregeln verstoßen hat, bis ES sich gezwungen sah, nun auch seinerseits etwas deutlicher in den
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