Silberband 074 - Konzil der Sieben
»Dennoch müssen wir uns darüber klarwerden, was geschieht.«
Der Galaktopsychologe Dr. Mark Gulbrand räusperte sich. »Es fällt mir schwer, meine Meinung darüber zu sagen«, erklärte er, »denn die Tatsache, daß die Laren sich verstecken, läßt sich nur negativ auslegen. Sie haben es nicht nötig, so aufzutreten. Sie sind mächtig genug, ihre Interessen uns gegenüber auch in aller Offenheit zu verfolgen. Wahrscheinlich haben sie sogar die technischen Möglichkeiten, Informationen von den HI abzurufen, wenn wir daneben stehen, ohne daß wir etwas merken. Darum kann es nicht gehen.«
»Reden Sie nicht um den heißen Brei herum«, sagte Bully polternd. »Wir wollen von Ihnen wissen, was los sein könnte.«
»Ich möchte zunächst festhalten, was ich für unwahrscheinlich halte«, erwiderte der Psychologe, ohne sich durch die Heftigkeit Bulls irritieren zu lassen. »Ich glaube nicht, daß die Laren gekommen sind, weil ihnen der Zwischenfall mit Martola Bonhero aufgefallen ist. Diese Frau war nur ein unbedeutender Hetos-Inspektor.«
»Vielleicht ist es ihr gelungen, einen Notruf von ihrem Raumschiff abzusenden?« bemerkte ein jüngerer Wissenschaftler.
»Das hat sie nicht getan«, antwortete Deighton. »Die Verhöre haben ganz eindeutig ergeben, daß sie nicht wußte, wie sie mit dem Schiff umzugehen hatte. Die echte Martola Bonhero wäre längst geflohen, als wir in Kaimana eintrafen. Die HI-Martola hat in dem einen Jahr, das sie in ihrer Rolle lebte, keine ausreichende Gelegenheit gefunden, sich schulen zu lassen. Sie bildete sich ein, mit dem Schiff fertig werden zu können, aber es gelang ihr nicht.«
Deighton lächelte unmerklich. »Um ein Raumschiff zu lenken, gehört auch heute noch ein wenig mehr dazu, als nur ein paar Knöpfe zu drücken.« Auffordernd blickte er den Galaktopsychologen an.
Gulbrand nickte und fuhr fort: »Die Laren sind wahrscheinlich auch nicht von den anderen HI alarmiert worden, es sei denn, daß sich einer von ihnen in unserem engsten Kreis befindet. Aber auch das ist, nach meiner festen Überzeugung, nicht der Grund.« Er zögerte, bevor er seine Erklärungen abschloß: »Ich glaube vielmehr, daß der Grund einzig und allein bei Perry Rhodan liegt, also außerhalb der Erde oder gar unserer Galaxis zu suchen ist.«
Bully richtete sich überrascht auf. »Sie müssen schon ein bißchen ausführlicher werden«, sagte er heftig. »Mit so mageren Worten bin ich nicht einverstanden.«
»Meine Kollegen und ich sind bei einer Kurzbesprechung zu dem Ergebnis gekommen, daß der Besuch Rhodans und seiner Begleiter in einer anderen Galaxis ganz und gar nicht so verlaufen ist, wie Rhodan oder auch die Laren sich das vorgestellt hatten. Es muß die von einigen Kollegen bereits befürchtete negative Entwicklung eingetreten sein.«
»Ich sehe noch eine weitere Möglichkeit«, meinte Bully. »Wer sagt uns denn, daß die Laren sich wirklich so einig sind, wie sie sich uns gegenüber geben? Könnte dieser SVE-Raumer nicht einer anderen Partei angehören, einer Gruppe, die versucht, den Lauf der Dinge in ihrem Sinne zu beeinflussen?«
»Es läßt sich nicht exakt sagen, was passiert ist«, erwiderte der Psychologe. »Wir müßten mehr Informationen haben. Gut wäre jedoch, wenn wir uns auf die Möglichkeit einstellten, daß der Großadministrator in den nächsten Stunden oder Tagen bei uns erscheint.«
Bully pfiff leise durch die Zähne. »Dann meinen Sie also, daß der SVE-Raumer sich auf die Lauer gelegt hat und darauf wartet, daß Perry kommt?«
»Wir halten das für wahrscheinlich«, antwortete der Galaktopsychologe vorsichtig.
Die Diskussion ging weiter. Einige andere Wissenschaftler hatten Einwände und Bedenken. Andere Theorien wurden erörtert, aber wieder verworfen.
Schließlich unterbrach Reginald Bull das Gespräch. »Wir werden uns so verhalten, als hätten wir den SVE-Raumer nicht bemerkt«, befahl er. »Aus diesem Grunde werden wir auch keinen Flottenbefehl ergehen lassen. Wir können nicht wissen, ob wir dadurch einen HI aufmerksam machen. Und genau das wollen wir vermeiden. Sollte Perry im Solsystem erscheinen, wird er sich melden. Zu diesem Zeitpunkt müssen wir blitzschnell handeln können. Es wird daher nur leichte Positionsänderungen einiger Kreuzer im System geben. Das wär's, meine Herren.«
Er wartete, bis alle Männer bis auf Galbraith Deighton den Raum verlassen hatten. Der SolAb-Chef kam zu ihm, um weitere Einzelheiten zu besprechen, die nicht für die Ohren
Weitere Kostenlose Bücher