Silberband 075 - Die Laren
fehlen«, meinte Bull. »Wenn ich Zeit habe, komme ich. Vielen Dank für die Einladung.«
»Bis bald!« erwiderte der Lare und unterbrach die Verbindung.
Reginald Bull blickte nachdenklich vor sich hin. Er hatte das unbestimmte Gefühl, als wäre eine verhängnisvolle Entwicklung angebrochen, hätte aber nicht sagen können, worauf sich dieses Gefühl gründete.
Der Türsummer riß ihn aus seinen Grübeleien. Bully aktivierte die Blickschaltung über der Tür.
Kurz darauf betrat Hubert Selvin Maurice das Arbeitszimmer des Staatsmarschalls. Der Chef der SGA warf dem fressenden Sybill einen finsteren Blick zu, dann salutierte er und sagte: »Sir, Sie sprachen soeben mit Hotrenor-Taak. Darf ich erfahren, warum Sie den Laren darauf aufmerksam machten, daß seine Hetos-Inspektoren auf Merkur unfähig sind, unsere geheimen Aktivitäten zu durchschauen? Selbstverständlich hätte ich gern eine Antwort auf meine Frage, Sir.«
»Ach so!« meinte Bull. »Nun, ich wollte den Laren verwirren. Hotrenor-Taak wird kaum darauf kommen, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Er wird eher denken, die erwähnten Hetos-Inspektoren störten mich, weil sie unsere Aktivitäten durchschauen könnten. Deshalb wird er sie nicht ablösen.«
Hubert S. Maurice räusperte sich. »Sir, ich halte dieses Spiel für riskant«, sagte er steif. »Wir dürfen die Intelligenz der Laren nicht unterschätzen. Wissen Sie, daß die Laren fünfdimensionales Schach spielen?«
Der Staatsmarschall runzelte die Stirn. »Fünfdimensionales Schach?« fragte er verwundert. »Ich kann mir gerade noch vierdimensionales Schach vorstellen, aber fünfdimensionales Schach entzieht sich der menschlichen Vorstellungskraft.«
»Dann sollten Sie sich niemals mit Lebewesen auf ein Spiel einlassen, die fünfdimensionales Schach beherrschen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Sir«, sagte Maurice.
Verdrießlich legte Bull seine Zigarre in einen Aschenbecher. »Sie wollen damit andeuten, daß Hotrenor-Taak mein kleines Spiel durchschaut hat. Das kann ich mir nicht denken, Oberst Maurice. Sehen Sie da nicht zu schwarz?«
»Schwarzseher!« rief der Sybill.
Hubert Selvin Maurice drehte sich nach dem Vogel um, kniff die Augen zusammen und musterte ihn nachdenklich. Danach wandte er sich wieder dem Staatsmarschall zu.
»Ich denke nicht, Sir«, meinte er ernst. »Außerdem möchte ich Sie ersuchen, nicht zu dieser Feier der Laren zu gehen. Auf dem Flaggschiff Hotrenor-Taaks kann ich nicht hundertprozentig für Ihre Sicherheit bürgen.«
»Ach was!« erwiderte Bull und winkte ab. »Hotrenor-Taak wird sich hüten, mir ausgerechnet auf seinem Flaggschiff etwas zustoßen zu lassen. Er ist hoch intelligent, wie Sie selber vorhin bemerkten, Oberst.« Er verzog das Gesicht, als der Türsummer sich abermals meldete. »Bei mir geht es heute zu wie in einem Taubenschlag«, sagte er und aktivierte die Blickschaltung.
Als die Tür sich öffnete, weiteten sich seine Augen. »Gal, Sie?« fragte er.
Galbraith Deighton trat zusammen mit einem ungeheuer korpulenten, großen Mann ein, dessen Haut von leichenblasser Farbe war und dessen Augen ein albinotisches Rot zeigten.
Der Chef der Solaren Abwehr war erregt, obwohl er sich bemühte, es zu verbergen. Er wartete, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, dann sagte er leise: »Über der Galaxis braut sich ein Gewitter zusammen, Bully. Ich habe über Relaiskette eine verstümmelte Hyperkommeldung von der CONOR erhalten. Aus ihr geht hervor, daß die Posbis rund vierzigtausend Fragmentraumschiffe zusammengezogen und mit einem Gerät ausgerüstet haben, das angeblich gegen die SVE-Raumer der Laren eingesetzt werden soll.«
Reginald Bull wurde blaß. »Was?« stieß er hervor. »Woher haben die Posbis plötzlich ein solches Gerät?«
»Von einem terranischen Wissenschaftler namens Eygel Hoschtra«, antwortete Deighton. »Ausgerechnet von dem Konträr-Planer, den wir vor Jahren zur Hundertsonnenwelt abgeschoben haben, damit er kein Unheil anrichten konnte. Oberstleutnant Hetely, mein Verbindungsoffizier beim Zentralplasma, teilte mir mit, daß Hoschtra das Plasma auf seine Seite gezogen hat. Das Zentralplasma ließ sogar meinen Verbindungsoffizier inhaftieren, damit er Hoschtra nicht behindern konnte. Meiner Meinung nach stellt die bevorstehende Invasion der Posbis eine Gefahr dar – und zwar sowohl für sie selbst als auch für uns.«
»Captain Maytusz wird dem Zentralplasma klarmachen, daß es gegen seine Interessen
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