Silberband 075 - Die Laren
wichtige und unersetzliche Maschinen und Produktionsanlagen dezentralisiert werden konnten.
Bitten gingen hinaus an den Carsualschen Bund, ebenso an die ZGU, die Zentralgalaktische Union, an die meisten mit Terra verbündeten Völker. Selbst an die Akonen und an die Arkoniden. Sie alle wurden gebeten, möglichst schnell und möglichst viele Raumschiffs-Transporträume zur Rettung und Evakuierung der schutzsuchenden Menschheit zu schicken.
Stundenlang arbeiteten Rhodan und Deighton, während ihre Befehle und Anordnungen die hierarchische Pyramide immer wieder nach unten durchliefen, wie Impulse durch Drähte oder Nachrichtenkanäle, die sich mehr und mehr verzweigten, bis sie schließlich an rund einer Milliarde Ausgangsstellen landeten. Die kleinste statistisch erfaßbare Gruppe zählte rund fünfundzwanzig Personen. Dann war in der ersten Phase alles getan, was Rhodan konnte.
Jetzt würde die Detailarbeit kommen.
Und die Rückschläge …
Erschöpft lehnte sich Perry Rhodan zurück, schaltete sämtliche Apparate aus und murmelte: »Es gibt viele Fragen, auf die wir niemals eine Antwort bekommen werden, Galbraith. Aber können Sie mir sagen, warum Hotrenor-Taak derart umständlich vorgeht? Er hätte doch seine Drohung am bewußten Stichtag mit Hilfe seiner Flotte unkomplizierter und schneller erledigen können. Warum also diese Bombe?«
»Auch das haben die Terra-Psychologen geklärt«, versicherte Galbraith Deighton.
»Tatsächlich?«
Rhodan besaß zu solchen Erklärungen, die von ganzen Schulen von Fachwissenschaftlern abgegeben wurden, eine leicht schizophrene Einstellung. Einerseits wußte er, daß die Erklärungen meistens richtig waren, aber in einigen schwerwiegenden Fällen hatte er spüren müssen, daß genau seine gegenteilige Handlungsweise zum Erfolg geführt hatte. Ruhig wartete er auf die Erklärung, die Deighton servierte.
»Wir Terraner sind seit Jahrhunderten an Angriffe aus dem Raum heraus gewöhnt. Denken Sie an den Schwarm und an viele ähnliche Vorkommnisse.«
Das war richtig. Rhodan stimmte nickend zu. Inzwischen hatte sich diese Einstellung, die Erwartung des Unheils von außen, als Archetypus in den Menschen festgesetzt.
»Jede dieser Bedrohungen kann tödlich sein, aber hier kämpfen wir Menschen auf dem eigenen Boden und für den eigenen Planeten. Auch das System kann von außen vernichtet werden, aber diese Drohungen treffen alle nicht die kreatürliche Angst des Menschen, den wir als modernen Terraner bezeichnen. Also mußten die Laren, die uns ziemlich genau zu kennen scheinen, zu einem Trick greifen. Sie drohen uns, das Sonnensystem mit einer ganz besonderen Waffe zu zerstören. Diese Waffe oder Bombe befindet sich nun direkt unter uns Terranern. Wo ist diese Bombe? Wie sieht sie aus? Ist es das, was wir Terraner unter der typischen Bombe verstehen, also ein Sprengstoff oder eine Art Zünder, der in Kettenreaktion den Planeten und dann das System zersprengt?« Deightons Stimme wurde zu einem eindrucksvollen Flüstern. Er schien so etwas wie eine Vision zu haben. »Die totale Unsicherheit kommt hinzu und wirkt als störender und verstörender Faktor. Wir brauchen diese Bombe ja nur zu suchen und zu finden, dann können wir sie entstören. Gegen SVE-Schiffe könnte man notfalls mit noch zu findenden Mitteln kämpfen, aber eine versteckte Bombe … das ist die schlimmste Drohung.«
Rhodan starrte ihn hohläugig an. »Sie haben recht!« sagte er. »Das ist wohl die größte Schandtat, die bisher ein Volk auf sich geladen hat. Eines Tages werden auch die Laren ihren Meister finden. Und ich habe die verwegene Idee, daß wir Terraner ihre Meister werden.«
»Sie rechnen mit einer Rettung von Erde und System, ja?«
Rhodans Stimme war fest und kühl wie immer, als er erwiderte: »Wenn ich nicht an einen Sieg glauben würde beziehungsweise an eine Rettung der Menschheit, dann würde ich nicht hier und heute mit allem, was ich habe, zu kämpfen beginnen!«
»Sie denken an den Großen Plan?«
»Auch daran denke ich. Aber es ist noch zu früh. Nicht jetzt. Es ist wichtig, daß die Planeten evakuiert werden und die Bombe gefunden wird.«
Deighton deutete auf die entsprechende Gegend in der Südsee und sagte: »Sie fliegen jetzt in die Südsee, ins Zentrum der Suche?«
»An erster Stelle deswegen, weil dort Orana ist, die Frau, die ich liebe!« erklärte Rhodan und stand auf.
Die nächste Phase begann. Die Angst nahm zu. Überall blieben die Menschen stehen und begannen darüber
Weitere Kostenlose Bücher