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Silberband 075 - Die Laren

Titel: Silberband 075 - Die Laren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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schien ganz alltäglich, und doch gab er Kell zu denken. Was hatte Temvaughn mitten in der Nacht hier zu suchen? Gut, er war sein Vorgesetzter und hatte zu allen Zeiten Zutritt zu allen Räumen, die mit dem zentralen Rechenzentrum in Zusammenhang standen. Aber warum gerade mitten in der Nacht? Überdies war Ling Temvaughn tagsüber ein recht leutseliger Mann, der einen nicht unerheblichen Bruchteil seiner Arbeitszeit damit verbrachte, sich mit seinen Untergebenen über dieses oder jenes zu unterhalten. Überhaupt betrachtete er es als eine seiner wichtigsten Aufgaben, den Kontakt mit seinen Leuten zu wahren und auf diese Weise für ein reibungsloses Funktionieren seiner Abteilung zu sorgen. Er war ein mittelgroßer Mann von schmächtiger Statur und wirkte auf den ersten Blick wie ein verknöcherter Bürohengst. Aber nur auf den ersten Blick. Wer ihn näher kennenlernte, der merkte, daß eine gute Portion Humor in ihm steckte.
    Warum also verhielt er sich heute nacht so zurückhaltend? Kell Peppoing konnte nicht anders, er mußte den schmächtigen Mann beobachten, wie er an der Konsole saß und sich an ihr eifrig zu schaffen machte. Eine gewisse Besessenheit schien ihn befallen zu haben. So verging etwa eine halbe Stunde, während der Kell Peppoing den Blick nicht vom Rücken seines Vorgesetzten wenden konnte. Schließlich schaltete Temvaughn das Datengerät ab. Peppoing konnte über seine Schulter hinweg sehen, daß der Bildschirm erlosch. Temvaughn stand auf und verließ den Kontrollraum, ohne seinen Untergebenen eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Eine Zeitlang saß Kell Peppoing reglos hinter seiner Konsole, dann ließ ihn die Neugierde nicht länger ruhen. Er stand auf und ging zu dem Terminal hinüber, an dem Temvaughn gearbeitet hatte. Die Geräte waren so eingerichtet, daß sie automatisch über die von ihnen durchgeführten Transaktionen Buch führten. Diese Buchführung erfolgte auf einem kleinen Plattenspeicher im Innern des Terminals. Durch Abgreifen des Speichers konnten sich diejenigen, die dazu berechtigt waren, darüber informieren, zu welchen Zwecken das Terminal während der vergangenen Stunden, Tage oder auch Wochen, je nach Größe des Speichers, verwendet worden war. Kell Peppoing, als untergeordneter Systemanalytiker in der Rangstufe GS 12 des zivilen Flottendienstes, besaß normalerweise diese Berechtigung nicht. In seiner Sonderfunktion als Posten der Nachtwache und einzig Anwesender im Kontrollraum besaß er jedoch den Schlüssel, der die Tastatur zum Abfragen der Buchführungsspeicher entsperrte. Er drehte den Schlüssel in dem dafür vorgesehenen Schloß und gab sodann dem Gerät über die Tastatur zu verstehen, daß er über alle Transaktionen informiert werden wollte, die während der vergangenen Stunde auf diesem Terminal durchgeführt worden waren. Der Bildschirm leuchtete auf, und vor Peppoings Augen rollte ein Abbild des Geschehens ab, das sich vor wenigen Minuten hier in Wirklichkeit abgespielt hatte.
    Ling Temvaughns erste Anfrage hatte gelautet: SPEICHERBEREICH 14 SEKTOR SECP.
    SECP war eine der höheren Geheimhaltungsstufen. In der Flotte war die Berechtigung des Abgriffs geheimer Daten verschiedener Klassifikationsstufen gewöhnlich nach Rang geordnet. Ling Temvaughn war ein GS 14. Die höchste Geheimhaltungsstufe, die ihm normalerweise zur Verfügung stand, war SECM, also drei Stufen unterhalb SECP. Hatte Temvaughn eine Sondergenehmigung gehabt, oder …
    Die Antwort des Rechners lautete: NAME, RANG, KODEWORT BITTE.
    Was dann kam, verschlug Kell Peppoing den Atem. Temvaughn hatte geantwortet: KOSUM MENTRO GS 25 KODEWORT VERGESSEN.
    Peppoing las den Satz dreimal, bevor er seinen Augen traute. Ling Temvaughn hatte sich als einen der Emotionauten ausgegeben, die abwechselnd als Kommandanten des Flaggschiffs fungierten. Die Emotionauten hatten tatsächlich die Rangstufe GS 25; aber daß ein Geheimnisträger von solcher Bedeutung das erforderliche Kodewort vergessen haben sollte, war ein mehr als lächerlicher Trick. Der Computer hatte erwartungsgemäß nicht auf Temvaughns Feststellung reagiert. Daraufhin war der Chefanalyst aktiv geworden. Er hatte das Terminal dazu gebracht, mögliche Kodewörter in aller Eile zusammenzubauen und sie dem Rechner zuzuspielen – in der Hoffnung, daß eine dieser künstlichen Konstruktionen das Wort sein möge, das der Rechner brauchte, um den gewünschten Speicherbereich öffnen zu können.
    Temvaughn hatte das Terminal in der kurzen Zeit, wie

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