Silberband 076 - Raumschiff Erde
besteht aus zwei Personen, von denen eine nicht anwesend ist.«
»Sprach der Kommandant und begab sich grübelnd in seine Kabine!« Worden warf Lerg einen Blick zu. »Richtig?«
»Weckt mich in acht Stunden!« sagte der Kommandant und ging in seine Kabine.
Nicht ganz 17 Tage waren seit dem Start von Terrania City vergangen. Der Flug hierher hatte im letzten Drittel die meiste Zeit gekostet und die Nerven der Besatzung stärker belastet, als sie angenommen hatten. Lerg Mopron ging durch die Korridore und über die Rampen und öffnete die Schottür seiner Kabine.
Niemand wußte es, ausgenommen vielleicht Carissa Nikori, daß Lerg Mopron unsicher und angespannt war. Er versuchte, das absolut Richtige zu tun. Schließlich war er der Leiter dieser Expedition. Er mußte jedes Risiko kennen, mußte die verschiedenen Möglichkeiten äußerst klug gegeneinander abwägen und die Gefahren möglichst schon weit vor dem Zeitpunkt erahnen, an dem sie auftraten.
»Eine schwierige Situation«, sagte er, dann drückte er die Tasten des Kommunikators und verband sich mit der Kabine Carissas. Die junge Frau war in ihren Räumen und schien zu rechnen oder sich jedenfalls mit dem seltsamen Fund des jungen Astronomen zu beschäftigen. Sie schaute auf und blickte direkt in die Linsen.
»Du siehst etwas besorgt aus«, stellte sie sachlich fest.
»Ein bißchen, das ist richtig. Wollen wir zusammen essen? Ich brauche einen freien Kopf. Innerhalb der nächsten zehn, zwölf Stunden muß ich einige wichtige Entscheidungen treffen!«
»Ich komme«, sagte sie. »Ich muß noch die Beobachtungen analysieren. Es sieht immer mehr danach aus, als ob eine der Sonnen einen Planeten beziehungsweise einen ziemlich schweren Satelliten habe!«
»Der Satellit der Sonne Gamma«, murmelte Lerg. »Es wird sich herausstellen.«
Carissa trennte die Verbindung. Lerg zapfte sich eine Tasse Kaffee aus der kleinen Maschine und goß ein Glas mit rauchfarbenem Alkohol voll. Er setzte sich in den schweren Sessel vor der Schreibplatte, suchte aus dem wissenschaftlichen Material der verschiedenen Abteilungen drei Programme aus und schaltete sie auf die kleinen Monitoren über der Platte. Während er trank, versuchte er, jeden einzelnen Aspekt der herrschenden Situation zu analysieren.
Archi-Tritrans würde jeden Gegenstand ein großes Stück in Richtung auf den Andromedanebel zuschleudern. Das konnte als hundertprozentig richtig angenommen werden. War diese Annahme richtig, dann standen dort draußen, zwischen den Galaxien, andere Stationen. Sie waren gebaut worden, als die Lemurer vor den Halutern flohen. Sie sollten verhindern, daß die Haluter ihnen auch auf dem Fluchtweg nachfolgen konnten. Und wenn die Haluter es getan hatten, damals, dann würden sie bei diesen Transmitter-Sperrforts auf erbitterte Gegenwehr gestoßen sein.
Langsam trank Lerg einen Schluck und sagte leise zu sich selbst: »Und bei der Perfektion der lemurischen Technik arbeiten die Anlagen noch heute geradezu vorbildlich gut.«
Die geschichtlichen Daten waren allgemein bekannt. Gerade Lerg Mopron, der Geschichtswissenschaftler war und als einer der besten Kenner der lemurischen Geschichte galt, kannte die Erfahrungen. Die Erlebnisse terranischer Kommandanten mit den Meistern der Insel und ihren Wehrfestungen weit vor der Andromeda-Galaxis und in den vorgelagerten Kleingalaxien waren ihm sehr nachdrücklich bekannt, wenn auch nicht aus eigener Anschauung.
Andro-Alpha und Andro-Beta waren deutliche Begriffe in der terranischen Geschichte. Was folgerte daraus? Größte Vorsicht!
Für die zwei Schiffe bedeutete dies unmißverständlich, daß sie sich den drei Sonnen nur bis auf eine bestimmte Distanz näherten. Für die riesigen roten Sonnen legte der erfahrene Kommandant den Abstand mit mindestens eineinhalb Lichtstunden fest. Auf keinen Fall durften sie in die gefährliche Strahlung des Transmitters gezogen werden. Sie konnten es einfach nicht riskieren, plötzlich irgendwo im Leerraum zu materialisieren.
Lergs Gedanken wurden unterbrochen, als der Türsummer ertönte. Der Kommandant öffnete das Schott. Carissa Nikori stand vor ihm.
»Guten Abend«, sagte er.
»Schlechte Neuigkeiten!« antwortete sie und küßte ihn flüchtig. Sie strahlte Aufregung aus wie elektrische Ströme.
»Ärgerst du dich über mich?«
»Über die Unvernunft des Kosmos«, wehrte sie ab. »Darüber, daß alle unsere wohlgeordneten Berechnungen und ein Teil des naturwissenschaftlichen Weltbildes über den
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