Silberband 076 - Raumschiff Erde
etwas wie eine gespannte Stille. Der Kaiser setzte Fuß um Fuß auf die Stufen und kam langsam auf Lerg und die Gruppe der Teamleiter zu. Lerg blickte ihn starr an. Der Mann hinter den Masken und Kleidern war entweder nicht bereit, sein wahres Gesicht zu zeigen, oder er war auch mutiert, wie es hier und dort vorkam. Ein riesiger Helm mit vielen Büschen saß auf dem Kopf und verhüllte mit tief vorgezogenem Steg das Gesicht. Lerg konnte keine Lippenbewegungen feststellen. Trotzdem hörten sie alle seine Stimme.
»Diejenigen Frauen und Männer, die aus dem Zentrum des Gottes gekommen sind, haben unsere Feinde zurückgeschlagen. Es gibt nichts, was ich ihnen geben könnte, denn sie leiden keine Not und brauchen nichts. Aber ich kann ihnen unsere Freundschaft und die uneingeschränkte Gastfreundschaft bieten. Kommandant Lerg Mopron, Frauen und Männer des Raumschiffes! Kommt hierher, wann immer ihr wollt! Bleibt weiterhin unsere Freunde. Als Zeichen dafür, daß ihr immer willkommen sein werdet, überreiche ich dir, Lerg, mein Siegel. Wenn du es trägst oder an einen deiner besten Freunde übergibst – jeder, der dieses Siegel trägt, ist unser Freund. Diese Freundschaft gilt uneingeschränkt, solange es Menschen auf diesem Planeten gibt.«
Er streifte ein breites Band von seinem Arm, das aussah, als sei es wertvoller Schmuck. Der Herrscher legte das Band auf die Innenfläche seiner schmalen Hand, die in einem wertvollen Handschuh steckte. Dann ging er langsam auf Lerg zu und blieb vor ihm stehen. Ein Geruch nach altem Stoff und Leder wehte dem Kommandanten entgegen, als er die Hand hob und das Band an sich nahm.
»Ich danke dir im Namen meiner Leute«, sagte er deutlich. »Wir fliegen in drei Tagen ab, aber ich denke, daß wir noch einmal zurückkommen. Ich freue mich, daß wir hier freundlich empfangen werden.«
»Das ist mein Wunsch und der Wunsch meines Volkes. Der Gulver-Gott hat dies gesagt. Aus meinem Mund hat er gesprochen!« riefen die Lautsprecher von der Plattform her. Der Herrscher verzichtete darauf, dem Terraner die Hand zu schütteln, drehte sich um und ging klirrend und rasselnd zurück in seinen prunkvollen Sessel.
Als er sich setzte, schloß sich die gläserne Kugel, und ratternd wurde die Treppe eingezogen. Gleichzeitig setzte die hallende, krachende Musik ein. Der Zug formierte sich langsam wieder und verließ den Schatten des großen Schiffes.
Lerg warf das Armband spielerisch in die Luft und fing es wieder auf. »Dein nächstes Geburtstagsgeschenk«, sagte er. Carissa kicherte und nahm ihm das Geschenk aus der Hand.
»Das alles ist ein wenig zu phantastisch und ungewöhnlich. Ich kann es nicht recht ernst nehmen!« meinte die junge Frau. »Trotzdem ist es ein schönes Gefühl für uns und Terra, hier einen befreundeten Planeten gefunden zu haben.«
Lerg wandte sich an seine Offiziere. »Zurück an die Arbeit, meine Damen und Herren«, sagte er. »Wir haben noch eine Menge zu tun.« Die Versammlung verlief sich langsam wieder.
Mit gewohnter Schnelligkeit und Gründlichkeit wurde das Schiff in sämtlichen Sektoren getestet. Während die letzten Arbeiten abliefen, konzentrierte sich Lerg auf die Programmierung der Positroniken.
»Hört zu«, sagte er leise drängend. »Ich möchte es nicht publik machen, aber uns droht bei unserer Suche nach der Archi-Tritrans-Schaltstation wieder jene Phase der Verdummung, die wir alle kurz erlebt haben. Wir müssen überall Sicherheitsschaltungen programmieren.«
Einer der Positroniktechniker warf ein: »Um alles mit einem einzigen Knopfdruck auszulösen?«
»Richtig.«
Lerg war erfahren genug, um grundsätzlich mit dieser Möglichkeit zu rechnen. Er mußte den Verdummungseffekt einkalkulieren, dem sie bereits einmal kurz erlegen waren. Wenn er sich seine Mannschaft vorstellte, die zu sämtlichen Gefahrenstellen ungehindert Zutritt hatte und an sämtlichen Schaltern herumspielen konnten, dann wußte er, daß er die Sicherheit des Schiffes und fast zweitausendfaches Leben aufs Spiel setzte.
Die Arbeitsgruppe aus Navigatoren und Programmierern war fertig. Ihr Programm würde auf ein bestimmtes Stichwort der Positronik ausgeführt werden. Jetzt kam die Sicherung der Schleusenöffnungen und der Meiler und Energiemaschinen dran.
»Es wird noch länger dauern, Sir!«
»Das macht mir nichts aus. Wir haben noch zweiundsiebzig Stunden Zeit! Es eilt nicht. Lieber gründlich und dreifach getestet, als uns alle der Gefahr ausgesetzt, das Schiff zu
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