Silberband 078 - Suche nach der Erde
Nachmittag, und die Temperatur über der weiten, grauweißen Fläche des Raumhafens lag knapp über vierzig Grad Celsius. Das war fast zu viel für die Kühlaggregate der Maahk-Monturen.
Jellifer vollführte eine gemessene Verbeugung vor dem Maahk, den er als Anführer der kleinen Gruppe identifizierte. »Wir freuen uns über Ihren Besuch, Grek-1«, versicherte er auf Interkosmo. »Was führt Sie zu uns, und womit können wir Ihnen dienen?«
»Ich verlange, unverzüglich den Ersten Botschafter des Solaren Imperiums zu sprechen!«, dröhnte es aus dem Helmlautsprecher des Maahks.
Jellifer legte seine Miene in bedauernde Falten. Er wusste genau, was er auf eine derartige Unverschämtheit zu antworten hatte. »Seine Exzellenz, der Erste Botschafter, hält im Augenblick seinen Mittagsschlaf«, sagte er. »Ich kann ihn unmöglich stören.«
»Der Kosmos brennt, und der Botschafter der Erde hält seinen Mittagsschlaf?«, erkundigte sich der Maahk.
»Mir ist von einem Brennen des Kosmos nichts bekannt«, antwortete Jellifer kühl. »Die Gesundheit des Ersten Botschafters ist, wie Sie wissen, angegriffen. Die Ärzte haben ihn ganz besonders davor gewarnt, sich von unhöflichen, polternden Besuchern aus seiner Mittagsruhe wecken zu lassen.«
Der Maahk schien einzusehen, dass er mit seiner bisherigen Tonart nicht weiterkommen würde. Weitaus zurückhaltender sagte er: »Bitte teilen Sie dem Ersten Botschafter mit, dass ich um eine Unterredung ersuche. In beiderseitigem Interesse sollte sie so bald wie möglich stattfinden.«
Jellifer grinste, als er sich ein zweites Mal verneigte. »Ich bin ganz sicher, dass der Erste Botschafter Sie unverzüglich empfangen wird – so sicher, dass ich Sie bitte, die bereitgestellten Fahrzeuge zu besteigen und ohne weiteren Aufenthalt zum Botschaftsgebäude zu fahren. Ist das Ihre gesamte Delegation?«
»Ja«, antwortete der Maahk. »Später werden vielleicht noch ein paar mehr Leute das Raumschiff verlassen, um sich die Füße zu vertreten. Aber sie können ihre eigenen Fahrzeuge benutzen.«
Jellifer Humdran hatte nichts dagegen einzuwenden, obwohl es ihm merkwürdig erschien, dass die Besatzung eines Maahk-Schiffs die wasserstoffgefüllte Bequemlichkeit ihres Fahrzeugs verlassen wollte, um sich auf einer heißen Niederdruck-Sauerstoffwelt mit unbequem niedriger Schwerkraft die Beine zu vertreten.
Für die Besucher war ein eigenes Fahrzeug bereitgestellt worden. Auf der Fahrt zum Palast kontaktierte er den Botschafter. »Ich an Ihrer Stelle würde vorsichtig sein«, sagte Jellifer, als das Gesicht Agboshts auf dem Schirm erschien. »Die Burschen sind nervös und aufgebracht. Sie lassen selbst das übliche Mindestmaß an Höflichkeit vermissen, und wenn ich Sie wäre, würde ich ein paar Kampfroboter in Alarmbereitschaft halten.«
»Machen Sie sich über meine Sicherheit keine Sorgen«, besänftigte ihn Agbosht. »Ich verstehe schon, auf mich aufzupassen. Laden Sie die Gäste aus und bleiben Sie draußen im Gelände … falls noch mehr Maahks Lust zu einer Audienz beim Botschafter verspüren.«
»Wird gemacht«, bestätigte Jellifer und schaltete ab. Wenige Minuten später hielten die Fahrzeuge vor der pompösen Auffahrt, die zum Portal des Botschafterpalasts hinaufführte. Die Maahks stiegen aus und wurden von zwei Ordonanzen in Empfang genommen. Dass Agbosht nicht selbst erschien, um seine Gäste zu begrüßen, war ein Zeichen dafür, dass man terranischerseits seine Verstimmung über das protokollwidrige Vorgehen der Maahks sehen lassen wollte. Die fünf Maahks wurden in ein Konferenzzimmer geführt, das Bulmer Agbosht bis auf eine Temperatur von fünf Grad Celsius hatte abkühlen lassen. Dadurch wurde die Luft für die Maahks zwar noch immer nicht atembar, aber wenigstens kamen sie ohne die chemischen Zusätze aus, die sie der Atemluft im Innern ihrer Schutzmonturen beimengen mussten, um durch deren kühlende Wirkung den Klimagenerator ein wenig zu entlasten. Die wallenden Nebel hinter den Helmscheiben der Wasserstoffatmer verzogen sich.
Als Bulmer Agbosht eintrat, um seine Gäste zu begrüßen, sah er in dem Grek-1 der Delegation einen Maahk, der ihm nie zuvor über den Weg gelaufen war. Er konnte somit nicht zu den Großen des Maahk-Reiches zählen, und das, fand Bulmer Agbosht, war beruhigend.
»Ihre Ankunft vollzog sich unerwartet«, ergriff der Erste Botschafter als Gastgeber das Wort, »aber man ist inzwischen dabei, Ihre Unterkünfte herzurichten. Es wird Ihnen an
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