Silberband 078 - Suche nach der Erde
inzwischen ihrerseits Deckung gefunden und begnügten sich damit, den Maschinensockel unter Feuer zu nehmen, hinter dem sich die Laren versteckt hielten. Deren Schutzschirme hatten bereits zu flammen und zu flackern begonnen, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie den auf sie einstürmenden Energiewirbeln nur noch mit Mühe Widerstand leisten konnten.
Macey erkannte, dass sein Plan fehlgeschlagen war. Er hatte die Aktivität und den Kampfeseifer der Maahk-Roboter unterschätzt. Um die Angreifer zu bremsen, die jetzt in immer größerer Zahl durch die Feldschleusen strömten, hätte er zu jenem Schaltraum zurückkehren und einen entsprechenden Gegenbefehl geben müssen. Damit wäre er auf jeden Fall zu spät gekommen.
Durch den schweren Anzug hindurch spürte er, wie Elleri Nooham ihm den Ellbogen in die Seite rammte. »Maahks …!«, zischte es warnend aus dem Helmempfänger.
Macey wandte sich um. Im Hintergrund des breiten Gangs, aus dem die Roboter kamen, waren die ersten Maahks aufgetaucht. Glücklicherweise war ihre Aufmerksamkeit so ausschließlich auf die wild gewordenen Roboter gerichtet, dass Macey und Nooham vorläufig unbemerkt blieben. Einer der Wasserstoffatmer schwenkte einen schwarzen, mit einer glitzernden Antenne ausgerüsteten Kasten. Plötzlich kam der Vormarsch der Maschinenwesen ins Stocken. Noch einmal zeigte sich ein matter Hoffnungsschimmer. Im Augenblick waren nicht mehr als sechs Maahks zu sehen. Wenn es ihnen gelang, die Roboter zum Stehen zu bringen, dann konnten sie mit Hilfe der Paralysatoren unschädlich gemacht werden, und dann gab es vielleicht doch noch eine Möglichkeit, die beiden Laren …
Linus Macey unterbrach sich mitten im Gedanken. Aus der Tiefe der Halle gellte ein wilder Entsetzensschrei. Macey wirbelte herum und kam gerade zurecht, den Maschinensockel mit den beiden Laren dahinter in einer grellen, flammenden Explosion vergehen zu sehen. Sekundenlang starrte er wie gebannt auf die Stelle, an der die beiden Attentäter ihr von ihm ungeplantes Ende gefunden hatten. Dann kehrte die Erinnerung an die Notwendigkeiten des Augenblicks drängend zurück. Er warf einen raschen Blick auf das Chronometer. Es war spät geworden. Noch zehn Minuten bis 17 Uhr. Er warf einen sichernden Blick in den Gang, durch den der Rückzug erfolgen musste. Die sechs Maahks waren den Robotern gefolgt und durch den Antigravschacht verschwunden. Die Gelegenheit war günstig.
»Nichts wie weg!«, raunte er Elleri Nooham zu.
7.
Andromeda
»Wo ist der Kerl?«, polterte Bulmer Agbosht. »Warum ist er nie da, wenn man ihn braucht?«
Seine Stimme hallte von den Wänden des pompös ausgestatteten Arbeitszimmers des Ersten Botschafters des Solaren Imperiums im Bereich Andromeda wider. Als das Echo verklungen war, meldete sich wohltönend und melodiös das Organ eines Roboters, das der Stimme einer jungen Frau auf vollendete Weise nachgebildet war. »Wen suchen Sie, Sir?«
»Den Tiger!«, röhrte Bulmer Agbosht. »Den Tiger von Chemtenz!«
»Ich bedauere, Sir«, antwortete der unsichtbare Roboter, »eine Person dieses Namens ist mir nicht bekannt.«
»Das liegt daran, dass du keinen Funken echter Intelligenz besitzt!«, tobte Bulmer Agbosht. »Der Tiger von Chemtenz, das ist mein glorioser Assistent, der Erste Botschaftsrat, dieser Ausbund an Einbildung und Insubordination, Jellifer Humdran!«
»Mister Humdran hat heute dienstfrei, Sir«, erinnerte ihn der Roboter.
»Er hat dienstfrei, wenn ich sage, dass er dienstfrei hat!«, schrie Agbosht, das Gesicht vor lauter Anstrengung, den Wütenden zu mimen, tiefrot gefärbt.
»Sie haben ihm gestern erlaubt, den heutigen Tag dienstfrei zu nehmen, Sir«, mahnte der Roboter.
Bulmer Agboshts Zorn verpuffte wie die Luft aus einem Ballon, in den jemand eine Nadel gesteckt hat. »Na schön«, knurrte er. »Dann sag ihm, dass ich ihn brauche! Ein maahksches Schiff setzt zur Landung an, und ich möchte nicht alleine sein, wenn die Burschen hier aufkreuzen!«
»Wird sofort getan, Sir«, beschwichtigte der Roboter.
Bulmer Agbosht warf sich stöhnend in einen bequemen Gliedersessel, der trotz seiner stabilen Konstruktion unter der Wucht des Aufpralls protestierend ächzte. Das war nicht verwunderlich. Agbosht maß beinahe zwei Meter. Zudem verfügte er über eine Korpulenz, die im Zeitalter der vollendeten Schönheitschirurgie nahezu grotesk wirkte. Sein Körper glich einem riesigen Fleischberg, und wenn er sich bewegte, dann wackelte und schwabbelte es
Weitere Kostenlose Bücher