Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
aber der Mann mit dem Pockengesicht zuckte nur mit den Schultern. Auch Tekener schien einige neue Entwicklungen auf Gäa nicht zu begreifen.
Atlan schien die Ratlosigkeit seiner Gäste zu erahnen, denn er lächelte verständnisvoll. »Auf Gäa ist jeder Mensch Teil des Ganzen«, erklärte er. »Hier ist ein völlig neues Gemeinschaftsgefühl entstanden, geboren aus der Notlage, in der wir uns befinden. Alles, was sich auf Gäa befindet, gehört jedem Menschen, der hier lebt. Ich glaube, die Menschen hier würden Verbote und Absperrungen überhaupt nicht verstehen. Es ist bisher weder zu Diebstählen noch zu Zerstörungen gekommen. Wer nach Gäa kommt, scheint eine Entwicklung seines Bewusstseins durchzumachen.«
Schulz hatte den Eindruck, dass Atlan mit einem gewissen Stolz sprach. Der Arkonide schien sich als Initiator dieser neuen Lebensart zu betrachten.
»Wird das nicht dazu führen, dass die Menschen in der Provcon-Faust sich immer mehr von jenen in der übrigen Galaxis entfremden?«, wollte Tekener wissen.
Atlans Gesicht verfinsterte sich. »Es wird bald keine Menschen mehr außerhalb der Provcon-Faust geben«, prophezeite er. »Leticron wird sie jagen und vernichten. Gäa wird die letzte Heimat der Menschen sein.«
»Und die Erde?«, entfuhr es Schulz.
»Niemand weiß, wo sie sich befindet und ob auf ihr noch jemand am Leben ist«, antwortete Atlan.
Auf Gäa, merkte der USO-Spezialist, akzeptierte man die neue Lage, ohne zu klagen. Jeder Mensch, der hier lebte, versuchte, das Beste aus der Situation zu machen.
Kroiterfahrn wurde aus dem Transporter gehoben. Die Gruppe bewegte sich auf den Wohnsitz der Altmutanten zu. Ein paar Passanten blieben stehen, um den Vorgang zu beobachten. Sie redeten unbefangen über das ungewöhnliche Ereignis.
Schulz fühlte sich unbehaglich. Er erkannte, woraus dieses Gefühl resultierte. Unbewusst empfand er sich als Fremdkörper. Er kam von außerhalb und würde wieder nach außerhalb gehen. Er gehörte nicht zu denen, die auf Gäa eine neue Heimat für die Menschheit schufen.
Schulz war froh, als sich die Tore des Gebäudes hinter ihm schlossen. Hier im Innern fühlte er sich abgeschirmt. Ein langer Gang führte zu der großen Halle mit dem PEW-Block. Als die Gruppe sie erreichte, blieben die Offiziere zurück. Nur Atlan, Caltheim, Schulz und der Greiko gingen weiter.
In seiner Fantasie hatte Schulz sich den Aufenthaltsort der Altmutanten immer anders vorgestellt. Die Umgebung sah nüchtern aus. Die Wände waren schmucklos. An einigen Stellen hingen Kontrollinstrumente. Zu der gesamten Anlage gehörte eine mittelgroße Positronik. Sie war so geschaltet, dass sie von den Bewusstseinsinhalten mit Hilfe von Gedankenimpulsen benutzt werden konnte. Der PEW-Block selbst lag unter einer schalenförmigen Verkleidung und war kaum zu sehen.
»Das ist es«, sagte Atlan zu Kroiterfahrn. »Die Mutanten sind über Ihr Kommen bereits unterrichtet.«
Der Greiko stand ruhig da. Schulz war sicher, dass Kroiterfahrn nicht verstand, was um ihn herum vorging. Atlan trat an ein Schaltpult vor dem PEW-Block. »Unsere Wissenschaftler haben eine Möglichkeit der Kommunikation mit den Bewusstseinsinhalten geschaffen«, sagte er und schaltete eine Apparatur ein. »Wir können uns über diese Anlage mit den Altmutanten unterhalten. Das funktioniert allerdings nur so lange, wie sie sich innerhalb des PEW-Blocks befinden.«
»Guten Tag, Tako!«, rief Atlan. »Da sind wir! Kroiterfahrn ist bei uns.«
Eine Zeit lang blieb es still, aber Atlan wartete geduldig. Schulz wusste nicht, wodurch die Verzögerung zustande kam. Vielleicht lag es an der Konstruktion dieser ungewöhnlichen Kommunikationsanlage.
Schließlich meldete sich eine unpersönlich klingende Stimme: »Ich kann Sie hören, Arkonide.«
Es war eine technische Stimme, sagte sich Schulz. Ein Apparat, der von Bewusstseinsimpulsen aktiviert wurde, sprach anstelle eines Menschen. Trotzdem störte ihn der mechanische Tonfall.
»Sind Sie bereit, Tako?«
Wieder entstand eine Pause.
»Ja«, kam nach einer Weile die knappe Antwort.
Atlan ging zu Kroiterfahrn.
»Der Bewusstseinsinhalt eines parapsychisch begabten Menschen wird nun in Sie eindringen«, erklärte er. »Ich erhoffe mir von diesem Experiment eine Stabilisierung und vielleicht sogar Verbesserung Ihres psychischen Zustands. Sie dürfen nicht erschrecken. Kakuta wird sehr behutsam vorgehen. Solange er in Ihrem Körper weilt, werden Sie seine PSI-Fähigkeiten besitzen, das heißt,
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