Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
verloren«, sagte er schließlich. »Ich werde mit allen, die mit Nein gestimmt haben, von Bord gehen. Wir benötigen eine Korvette.«
»Abgelehnt, Jasser.«
Oberst Germell schritt an dem Astronomen vorbei durch das Schott, doch Kanscho folgte ihm. »Was soll das heißen?«, fragte er scharf. Danzien Germell drehte sich um und lächelte herablassend.
»Ist das so schwer zu verstehen?«
»Sie wollen uns zwingen, bei Ihnen zu bleiben?«
»Erraten, Brille.«
»Dazu haben Sie kein Recht! Sie fürchten, wir könnten Rhodan verraten, wohin Sie sich gewendet haben, nicht wahr?«
»Möglicherweise.«
»Sind Sie sich dessen bewusst, was geschehen wird, wenn Ihr Entschluss an Bord bekannt wird?«
»Es wird nichts passieren, Brille.« Germell kreuzte die Arme vor der Brust. »Überhaupt nichts.«
»Sie täuschen sich, Danzien. Wir werden uns nicht von Ihnen terrorisieren lassen.«
Jasser Kanscho ballte die Hände. Vor Erregung versagte ihm die Stimme. Er drehte sich um und eilte davon. Oberst Germell betrat die Kommandantenkabine. Er setzte sich an seinen Arbeitstisch und holte ein Bündel von dicht beschrifteten und mit Zeichnungen versehenen Folien daraus hervor. Er vertiefte sich in die von ihm entworfenen Pläne für die neue Kolonie, die nach seinen Vorstellungen paradiesischen Zuständen nahe kommen sollte. Für nahezu eine halbe Stunde vergaß er alle Probleme, die sich in den letzten Tagen ergeben hatten. Dann meldete sich der Erste Offizier bei ihm.
»Das endgültige Ergebnis liegt vor, Sir.« Papp reichte ihm einen Zettel.
»68,7 Prozent dafür, 18,4 Prozent dagegen, 9,6 Prozent Enthaltungen und 3,3 Prozent ungültige Stimmen«, las Germell laut. »Na, was wollen wir mehr? Dann ist ja alles in Ordnung.« Der Kommandant zerknüllte die Folie achtlos und warf sie in den Müllvernichter. Germell schien gelangweilt zu sein.
»Sie freuen sich nicht?«, fragte Papp.
»Warum? Haben Sie an dem Ergebnis gezweifelt? Wenn ich nicht von Anfang an gewusst hätte, dass meine Entscheidung richtig ist, hätte ich sie gar nicht erst getroffen.« Er erhob sich und holte sich ein Erfrischungsgetränk aus dem Automaten. »Unterrichten Sie die Besatzung. Geben Sie auch bekannt, dass die Neinsager bei uns bleiben werden!«, befahl er.
24.
»Das war Germells großer Fehler«, sagte Jasser Kanscho. »Damit ist er zu weit gegangen.«
Der Astronom blickte sich im Kreise seiner zwanzig Assistenten um. Einige Wissenschaftler anderer Disziplinen betraten den großen Kartenraum, in dem die Gegner der Anti-Rhodan-Politik zusammengekommen waren. Kanscho begrüßte sie mit fahriger Handbewegung.
»Wir haben ein Recht darauf, zur Erde zurückzufliegen!«, rief einer der Assistenten. »Und ich bin dafür, dass wir für unser Recht kämpfen.«
»Ich werde notfalls auch allein versuchen, ein Beiboot zu bekommen«, verkündete Jasser Kanscho. »Oberst Germell ist ein Meuterer. Seine Befehle sind für mich nicht mehr bindend. Ich will zur Erde. Je mehr mich begleiten, desto besser.«
Jetzt wirkte Kanscho energisch und kraftvoll. Erhebliche Unruhe entstand. Mehrere Assistenten sprachen gleichzeitig, bis der Chef die Arme hob und um Ruhe bat.
»Ich habe mich entschlossen, das nächste Waffendepot im Handstreich zu nehmen«, gestand er. »Dafür benötige ich etwa acht Männer. Wer ist dabei?«
Fast alle Anwesenden meldeten sich spontan. Kanscho suchte acht Assistenten aus, die in seiner Nähe auf den Tischen saßen.
»Wir werden Sie sofort informieren, wenn wir die Waffen haben«, beschied er den Übrigen. »Sie werden dann zu uns durchstoßen, sodass wir Sie ausrüsten können. Wir müssen schnell und konsequent handeln – sonst sehen wir die Erde nie wieder.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie die Waffen auch einsetzen werden, wenn es notwendig sein sollte?«, fragte die Biologin Akshek Meyroshon, eine Sino-Terranerin.
»Aber selbstverständlich«, antwortete Kanscho entschlossen. »Der Kommandant behandelt uns wie Gefangene. Er will uns in eine Gegend des Universums fliegen, die uns nicht gefällt. Damit entführt er uns für alle Zeiten von unserem Zuhause. Was Germell macht, lässt sich nur noch mit dem Wort Verbrechen definieren. Wenn wir keine Waffen einsetzen, haben wir auch keine Chancen mehr. Dessen sollten wir uns bewusst sein.« Er lächelte begütigend. »Niemand zwingt Sie, sich uns anzuschließen, Akshek. Wir werden Ihnen keinen Vorwurf machen, wenn Sie ebenfalls meutern wollen.«
Er ging auf den Ausgang zu. Seine
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