Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
allein war. Nie zuvor war er derart eklatant gescheitert. Nichts war so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte, seitdem er den Entschluss gefasst hatte, gegen Rhodan zu meutern.
Germell wusste, dass er am Ende war. Er konnte nichts mehr tun. Es wäre unsinnig gewesen, auch noch die mächtigen Energiestrahlwaffen der MEBRECCO einzusetzen. Germell zweifelte sogar daran, dass er mit den Transformkanonen einen Erfolg erzielen konnte. Der Berg hatte keine Mühe, mit der gegen ihn eingesetzten Energie fertig zu werden.
Er hob den Kopf wieder und beobachtete, wie die letzten Roboter in blauer Glut vergingen. Er wollte gerade den Rückzugsbefehl geben, als es über ihn hereinbrach. Wiederum hatte er das Gefühl, dass sich etwas Lebendes im Berg verbarg. Er spähte hinüber, und es schien ihm, als seien die Flanken des Bergs durchsichtig geworden. Er glaubte, die gierig lauernden Tentakel eines uralten Wesens sehen zu können.
Panik überfiel ihn. Er verlor die Kontrolle über sich selbst. Er schrie auf und zitterte am ganzen Körper. Mit fliegenden Händen warf er den Gleiter herum. Er duckte sich, weil er spürte, dass etwas nach ihm griff. Als der Bug des Gleiters auf Paradise City zeigte, beschleunigte er voll. Ihm war, als habe er sich in einem zähen Brei verfangen, aus dem er sich nur mühsam befreien konnte. In seiner Angst schlug er um sich.
Erst als er mehrere Kilometer von dem Berg entfernt war, beruhigte er sich wieder. Er stoppte die Maschine und drehte sie herum, sodass er sehen konnte, wie es zwischen ihm und dem blau strahlenden Gebilde aussah. Etwa zwanzig Fluggleiter rasten auf ihn zu. In ihnen befanden sich Männer, die vor Angst und Entsetzen fast wahnsinnig waren. Er konnte ihre verzerrten Gesichter erkennen. An mehreren Stellen schlugen Flammen aus dem Wald. Germell wusste sofort, dass dort die anderen Maschinen abgestürzt waren.
Er fluchte. Jetzt war alles vorbei. Die Bevölkerung von Paradise würde den Abzug fordern. Das stand für ihn fest. Er beschloss, zur Stadt zurückzukehren und Vorbereitungen für den Start der MEBRECCO zu treffen.
Professor Dr. Horindolly zuckte überrascht zusammen, als Jasser Kanscho sich plötzlich aufrichtete und sich ihm zuwandte.
»Jasser«, rief er und eilte auf das Antigravlager des Kranken zu. »Geht es Ihnen besser?«
Kanscho schüttelte benommen den Kopf. Er rieb sich die Augen. Seine Haut war nach wie vor verfärbt und sah nun blauschwarz aus. Der Astronom seufzte. Er rollte mit den Schultern und massierte sich die Armmuskeln.
»Ich bin wohl ziemlich lange krank gewesen, wie?«, fragte er und lächelte. Mit der Zunge stieß er einige lockere Zähne aus dem Mund.
»Einige Tage«, antwortete der Arzt ausweichend.
Jasser Kanscho ging zum Ausguss und wusch sich die Hände. Dann griff er nach einem Skalpell, das auf dem Tisch daneben lag.
»Jasser, was haben Sie vor?«, fragte der Mediziner, der ihm gefolgt war.
»Nichts weiter«, antwortete Kanscho. Sein Arm fuhr hoch. Das scharfe Instrument fuhr Professor Horindolly quer durch die Kehle und tötete ihn.
Der Astronom verließ das Krankenzimmer, ohne dem Arzt noch einen Blick zu gönnen. Als er auf den Gang hinaustrat, kam ihm ein Assistent entgegen.
»Kanscho, Sie können wieder aufstehen?«, fragte er überrascht. »Kann ich etwas für Sie tun? Möchten Sie etwas zu trinken haben?«
»Danke, ich bin restlos glücklich«, erwiderte der Astronom. Sein Skalpell bohrte sich dem Mediziner in die Brust.
Fassungslos blickte der Mann Kanscho an. »Was tun Sie denn?«, fragte er keuchend.
Der Astronom warf sich auf ihn und stach wieder und wieder zu, bis sein Opfer tot zusammenbrach. Nachdenklich betrachtete er danach das Instrument.
»Ich muss ein großes Messer haben«, sagte er. »Damit dauert es nicht so lange.«
Eine Tür öffnete sich. Zwei blau verfärbte Gestalten kamen auf den Gang heraus. Kanscho ging weiter. Sie folgten ihm, bis sie auf eine Krankenschwester trafen, die aus ihrem Arbeitsraum kam. Kanscho durchschnitt ihr die Kehle. Die beiden anderen Männer versorgten sich im Arztzimmer mit weiteren Tötungsinstrumenten. Sie waren kaum damit ausgestattet, als etwa zehn ausgemergelte Gestalten heranrückten. Sie teilten an Waffen unter ihnen auf, was sie abgeben konnten.
Kergijin Vasnotsch betrat das Medo-Center. Er erkannte die Situation augenblicklich und wandte sich zur Flucht. Kanscho schnellte sich ihm nach, packte ihn und schleuderte ihn zu Boden. Fünf blauschwarze Gestalten
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