Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg

Titel: Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
gab Germell widerwillig zu.
    »Warum wehrst du dich dann gegen das Paradies?«
    Oberst Germell fiel es wie Schuppen von den Augen. Lotse verstand im Grunde genommen doch dasselbe wie sie unter dem Begriff Paradies. Bezeichneten die Menschen nicht die Welt, in der sie nach ihrem Tode existieren würden, als Paradies? Genau das hatte Lotse auch getan. Er hatte die Besatzung des Tenders tatsächlich beim Wort genommen und sie in das Paradies geführt, das ihnen ein Leben nach dem Tode ermöglichte. Er konnte nicht ahnen, dass die Terraner entsetzt vor einem derartigen Paradies zurückweichen würden. Dies war nicht das, was sie sich wünschten. Der Berg war ein Monstrum, das bei einem Atomkrieg wie ein Krebsgeschwür entstanden war. Es hatte die Ureinwohner gefressen und sie vermutlich über den Fluss an sich herangeholt. Jetzt sog es Menschen – oder was noch von ihnen übrig war – in sich hinein.
    »Kommandant, du kannst messen, wie der Berg ständig an Energie gewinnt. Mit jedem Terraner, den er in sich aufnimmt, wird er stärker. Spürst du die Impulse noch nicht? Warum gehst du nicht?«
    »Warum tust du es nicht?«, schrie Germell.
    »Weil es noch einen Menschen auf dieser Welt gibt, der sich dagegen wehrt, in das Paradies zu kommen.«
    »Einen?«, fragte Germell entsetzt.
    »Ja – dich!«
    Der Panoramaschirm leuchtete auf. Der Kommandant stieg aus seinem Sessel. Er wich vor der Positronik zurück. Auf dem Bildschirm konnte er die Offiziere beobachten, die die Katastrophe bisher überlebt hatten. In der kurzen Zeit, die verstrichen war, hatten sie sich schwarz verfärbt. Sie liefen zum Fluss und ließen sich ins Wasser fallen.
    »Warum gehst du nicht, Kommandant? Geh doch endlich, damit auch ich meine Existenz beenden kann.«
    »Niemals«, sagte Germell keuchend. »Niemals, Lotse.«
    Er fuhr voller Entsetzen herum und verließ die Hauptleitzentrale. Unmittelbar hinter ihm schloss sich das Panzerschott. Zu spät. Lotse war zu langsam gewesen. Germell warf sich in einen abwärts gepolten Antigravschacht und sprang schon wenig später wieder hinaus. Über eine Gleitstraße hetzte er auf die Peripherie des Raumschiffs zu. Er erreichte einen Großhangar, in dem eine Korvette parkte. Die Schleuse stand offen. Er lief an Bord und stieg im zentralen Antigravschacht bis zur Hauptleitzentrale hoch. Heftig nach Atem ringend, ließ er sich in den Sitz des Piloten sinken. Er schaltete mit zitternden Händen. Die Konverter des Raumschiffs liefen an. Die Schirme erhellten sich.
    Germell betätigte einige Tasten, doch das Hauptschott der Schleuse des Tenders bewegte sich nicht.
    »Na warte«, sagte er keuchend. Er hetzte zum Waffenleitstand hinüber und löste die Desintegratorstrahler der Korvette aus. Die Schleusenschotten lösten sich in ihre Atome auf. Germell lachte schrill. Er kehrte zum Pilotensitz zurück. Jetzt waren seine Hände ganz ruhig. Die Korvette löste sich vom Tender und schwebte durch die offene Schleuse hinaus. Germell gab Vollschub. Sonnenhelle Glutstrahlen schossen aus den Abstrahlschächten. Das Beiboot raste durch die Atmosphäre des Planeten und stieg steil auf.
    Germell wischte sich den Schweiß von der Stirn, als die Korvette in den freien Raum hinausraste. Er wechselte abermals zum Waffenleitstand hinüber. Einige Sekunden schleuderten die Transformpolkanone und zwei Energiestrahler atomare Energien. Auf Paradise explodierte der Flottentender.
    »Leb wohl, Lotse«, sagte der Kommandant. »Ein solches Ende hast du dir wohl nicht vorgestellt.«
    Die Korvette beschleunigte weiter und trat in den Linearraum ein.
    Vier Tage später hatte Germell sich der Erde, deren Position er überraschend leicht gefunden hatte, so weit genähert, dass er eine Hyperfunkverbindung aufnehmen konnte. Die Tatsache, dass er sich meldete, rief einige Aufregung hervor. Man schien nicht mehr mit ihm gerechnet zu haben.
    Oberst Germell verlangte Rhodan zu sprechen. Sein Wunsch wurde ihm erfüllt.
    Rhodan erschien wenig später im Bild. Sein Gesicht war hart. »Oberst, wir sind erstaunt, dass Sie sich so lange nicht gemeldet haben. Immerhin ist fast ein Vierteljahr verstrichen.«
    »Ich habe schwerwiegende Fehler gemacht, Sir«, antwortete der Kommandant. »Doch zunächst möchte ich Ihnen mitteilen, dass wir die Milchstraße gefunden haben. Ich sende Ihnen jetzt die von den Astronomen ermittelten Daten.« Mit einem Tastendruck schickte er den komprimierten und verschlüsselten Funkspruch ab. Nichts war ihm wichtiger, als

Weitere Kostenlose Bücher