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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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ersten Mondlandung bis zum heutigen Tag Seite an Seite mit ihm gegangen war.
    »Du …?«
    »Ja«, antwortete Reginald Bull mit einer Kälte, die jeden im Raum schaudern ließ. »Ich bin Bruder-eins!«

4.
    Das Urteil
    Mit fürchterlicher Präzision lief die Revolution ab. Reginald Bull hatte schon vor dem kritischen Gespräch erkannt, dass die Bewegung der Söhne der reinen Vernunft sich höchstens noch ein oder zwei Tage lang würde geheim halten lassen. Seine Fachleute hatten ihm zudem die Information zukommen lassen, dass die Aphilie rascher als bisher erwartet um sich griff. Nach den neuesten Erkenntnissen würde es nur noch zwei Monate dauern, bis die Hälfte der Menschheit den Zustand der reinen Vernunft erreichte.
    Nicht aus Furcht oder weil er die Gefahr durch die Regierung überschätzte, sondern aus kühler Überlegung heraus hatte Reginald Bull, der Bruder-eins, das Signal gegeben, das die erbarmungslose Maschinerie der Revolution in Bewegung setzte. Mit einer Präzision, wie nur Menschen sie entwickeln können, deren logischer Denkprozess von jeglicher Emotion unbelastet bleibt, waren die Details des Aufstands vorgezeichnet. Längst lagen bei den Verantwortlichen Befehle, von Staatsmarschall Bull unterzeichnet, die im entscheidenden Augenblick hochrangige Militärs veranlassen würden, Dienstreisen anzutreten und ihre Truppen allein zu lassen. Ihre Stellvertreter, zuverlässige Söhne der reinen Vernunft, hatte Reginald Bull ebenfalls bereits bestimmt und ihnen klar gemacht, dass sie die Truppen ruhig halten mussten.
    Nirgendwo erwuchs der Revolution ernst zu nehmender Widerstand. Viele Menschen merkten nicht einmal, was geschah. Die Bevölkerung wurde zum ersten Mal auf den außergewöhnlichen Vorgang aufmerksam, als die Nachrichtenmagazine nicht zur gewohnten Zeit auf Sendung gingen. Einige Stunden lang herrschte Schweigen auf allen Frequenzen. Und als die Übertragungen wieder begannen, war die Revolution schon unumkehrbar.
    »Das Amt des Großadministrators wurde abgeschafft und der entsprechende Absatz der Verfassung gestrichen.« Das war die erste Neuigkeit für die staunenden Menschen.
    Kein Wort über den bisherigen Amtsinhaber. Was war aus Perry Rhodan geworden? Die Nachrichten schwiegen sich aus. Erst allmählich kamen Andeutungen: »Erste Untersuchungen ergeben, dass die bisherige Administration von einer Korruption atemberaubenden Ausmaßes beherrscht wurde …«
    Schließlich ließ man die Katze aus dem Sack. »Es ist undenkbar, die Verantwortung für das Wohl und Wehe der Menschheit Personen zu überlassen, die von Emotionen beherrscht werden. Nur die reine Vernunft kann diese gewaltige Aufgabe zum Nutzen der Menschen bewältigen.«
    Am Abend des 4. Juli 3540 allgemeiner Zeitrechnung zeigte sich das neue Staatsoberhaupt den Menschen. Reginald Bull verkündete, er habe den Titel des Staatsmarschalls abgelegt. Als Vorsitzender des Regierungsrats nannte er sich jetzt ›Licht der Vernunft‹.
    Zugleich erklärte er den alten Kalender für abgeschafft.
    »Die Anhänglichkeit an die frühere Zeitrechnung ist sentimental und daher nutzlos, wenn nicht sogar schädlich«, erklärte das Licht der Vernunft. »Sie ist ebenso unnütz wie die schwärmerische Sehnsucht nach jener Sonne, um die dieser Planet bis vor achtzig Jahren kreiste. Wir alle müssen die Sehnsucht nach der alten Sonne und die lächerliche, unlogische Anhänglichkeit an eine irrationale Zeitrechnung in uns bekämpfen. Heute ist der siebte Mai des Jahres dreiundneunzig, und von nun an wird ausschließlich nach dem neuen Kalender gerechnet, der in Gang gesetzt wurde, als unser Planet um die neue, Vernunft spendende Sonne zu kreisen begann.«
    Späteren Generationen blieb es vorbehalten, den Lapsus in diesen Worten des Lichtes der Vernunft zu entdecken. ›Jene Sonne, um die dieser Planet bis vor achtzig Jahren kreiste‹ – das waren Standardjahre eben jener alten Zeitrechnung, die Reginald Bull in seinem nächsten Satz verdammte und für abgeschafft erklärte.
    Er sprach lange. Er sprach mit jener gefühllosen Klarheit, in der bereits vierzig Prozent der Menschen ihr eigenes Denken und Empfinden wiedererkannten. Der Rest der Menschheit staunte. Wo war Bully geblieben, der Wetterer, der kein Blatt vor den Mund nahm, der Eiferer für Gerechtigkeit und die Rechte des kleinen Mannes? Er schien ein anderer geworden zu sein, fast eine Maschine.
    Erst zum Schluss seiner mehrstündigen Ansprache kam er auf die Dinge zu sprechen, die alle

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