Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
Irrtum möglich, das wüsste ich aber!, erwiderte SENECA. ende.
Verwirrt stand Hellmut auf und ging in seine Kabine. Er musste versuchen, diesen Effekt irgendwie zu klären.
Außerdem würde er seine Schützlinge überprüfen müssen. Im Augenblick war er überzeugt, dass Romeo und Julia von sich aus gehandelt hatten. Ihre Selbstständigkeit gestattete das, aber angesichts der Bedeutung eines solchen Fundes mussten sie zurückfragen.
»Außerordentlich befremdlich«, meinte er zu sich selbst, als er das Schott schloss. Er würde diesen Vorgang seinem Tagebuch anvertrauen.
Das Leben an Bord ging weiter wie an den bisherigen Tagen des erzwungenen Aufenthalts. Die Gefangenen des Planeten untersuchten alles, was ihnen unter die Finger kam. Nach wie vor war die SOL gefesselt. Jedermann stand vor demselben Rätsel. ES hatte sich nicht mehr gemeldet.
Die Nervosität stieg bis zu einem bestimmten Punkt, dann machte sich allmählich das Phlegma breit. Nur hin und wieder wurden die Ruhe und das gespannte Warten auf einen Angriff aus dem Unsichtbaren unterbrochen.
Wie ein flüchtiger Meteor blitzte eine Idee oder eine These auf, wurde nachgeprüft und wieder verworfen.
Die SOL blieb gefangen.
23.
Die Aufzeichnung des Kybernetikers Joscan Hellmut:
Die SOL sitzt nun schon seit über einer Woche auf Last Stopp fest. Das heißt, eigentlich handelt es sich nur um das zylinderförmige Mittelstück und die SOL-Zelle-1, denn die SZ-2 unter dem Kommando des Emotionauten Senco Ahrat ist in Richtung Heimatgalaxis in den Tiefen des Alls verschwunden.
Heimatgalaxis … das ist einer von vielen Begriffen, die ich von den Älteren der Besatzung übernommen habe. Für mich besitzt er wenig Bedeutung. Die Milchstraße ist nicht meine Heimat, ich kenne nicht einmal die Erde.
Ich bin 37 Jahre alt – und wurde auf der SOL geboren. Das Schiff ist meine Heimat! Jene, die noch von der Erde stammen oder sogar in der ›Heimatgalaxis‹ geboren wurden, verstehen mich nicht. Und ich verstehe sie nicht.
Wir sind auf vielen Planeten zwischengelandet, und jedes Mal sah ich in den Augen der Planetengeborenen einen feuchten Schimmer. Ich dagegen war stets froh, wenn wir wieder in den Weltraum starteten.
Wir, die SOL-Geborenen, werden von den anderen mitleidig belächelt. Oder wehleidig? Trotzdem möchte ich die Sicherheit, die Geborgenheit und den Lebensstandard auf der SOL um keinen Preis gegen das Leben auf irgendeinem Planeten eintauschen.
Doch ich schweife ab. Romeos und Julias Schicksal geht mir sehr nahe, ich habe keine besseren Freunde an Bord, und wenn mit ihnen irgendeine Fehlprogrammierung passiert ist, wenn sie einen Positronikknacks haben, dann möchte ich derjenige sein, der den Fehler herausfindet. Die neueste Entwicklung scheint mein Handeln zu rechtfertigen. Perry Rhodan hat sich endgültig entschlossen, eine Expedition auszuschicken, die erforschen soll, ob es auf anderen Planeten ähnliche Phänomene wie auf Last Stopp gibt. Wenn durch die Expedition neue Erkenntnisse gewonnen werden, sehe ich keinen Grund, das Fehlverhalten des Roboterpärchens zu melden.
Wie dem auch sei, ich werde die Rückkehr der Expedition abwarten. Vielleicht komme ich in der Zwischenzeit zu einem Ergebnis.
Die Expedition besteht aus sieben Leichten Kreuzern. Expeditionsleiter ist der Aktivatorträger Galbraith Deighton. Perry Rhodan stellt ihm zur Unterstützung die Mutanten Gucky und Ribald Corello und den Haluter Icho Tolot an die Seite.
Dass keiner von den sieben Kreuzern bisher mit Rohstoffen dieses Planeten in Berührung gekommen ist, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung.
Der Start der sieben Leichten Kreuzer verlief ohne Komplikationen. Dennoch atmete Galbraith Deighton erst auf, als die Flottille außerhalb des Last-Stopp-Systems in den Linearflug überging. Der Erste Gefühlsmechaniker und frühere SolAb-Chef merkte an den Emotionen der Schiffsbesatzung, dass es allen ähnlich wie ihm ergangen war. Die geheimen Ängste, dass die Kreuzer beim Verlassen des Planeten explodieren könnten, entsprangen dem Bewusstsein, dass das Phänomen des SENECA-Donners noch nicht geklärt war und die Prognosen der Wissenschaftler deshalb mit Vorsicht genossen werden mussten.
Und eben weil man in der Kleingalaxis Balayndagar auf weitere Überraschungen gefasst sein musste, würde Galbraith Deighton vorsichtig operieren. Seine Aufgaben waren klar umrissen: ohne große Risiken feststellen, ob ähnliche Phänomene wie auf Last Stopp auch auf anderen
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