Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
weinerlichem Ton.
»Kein Kommentar. Informationssperre!«
»Was bedeutet das? Warum Informationssperre?«, drängte der Freund der SENECA-Elemente. »Warum, SENECA?«
»Kein Kommentar.«
Joscan ließ die Schultern hängen und schüttelte den Kopf. Dann murmelte er, zu den Terranern gewandt: »Kommen Sie. Wir gehen zurück ins Schiff. Ich werde niemandem sagen, dass Sie desertiert sind.«
Er bewegte sich wie ein Schlafwandler oder in völliger geistiger Abwesenheit. Am Gleiter wartete er, bis die schweigenden Roboter ihren Platz eingenommen hatten, dann stiegen auch Cass und Janie ein. Der Gleiter setzte sich summend in Bewegung. Es gab nur einen kurzen Zwischenhalt, als Cass die beiden Taschen holte.
Während sie alle entwendeten Gegenstände, von denen sie geglaubt hatten, sie würden sie für ihr neues Leben benötigen, wieder im Magazin verstauten, sagte Janie: »Ich fühle mich, als wäre ich in die Heimat zurückgekehrt. Das wäre ein tödliches Abenteuer für uns geworden.«
Cass hielt für einen Moment inne. »Es kann noch immer ein tödliches Abenteuer werden«, murmelte er. »Wer von den dreien war eigentlich verrückter? Die Roboter oder Hellmut?«
Janie lachte heiser auf. Eine Art Albtraum war von ihr gewichen. Sie brauchte nur noch ein Bad und eine Nacht lang Schlaf. »Alle drei sind verrückt, meine ich.«
»Das kann sein. Irgendwann wird man uns fragen, und dann werden wir die Wahrheit sagen müssen.« Sorgfältig verstaute Cass die erste leere Tasche in einem Container.
»Wir haben nicht gelogen!«, gab Janie zu bedenken.
»Weil wir gar nichts gesagt haben.«
Sie waren kommentarlos ins Schiff geholt worden. Ein Fesselfeld hatte den Gleiter mit der schweren Ladung viertausend Meter hochgehoben und in der richtigen Luke abgesetzt. Während Joscan Hellmut mit Romeo und Julia in deren Bereitstellungsraum gegangen war, hatten sich Cass und Janie in ihre Kabinen begeben.
Hellmut würde niemandem erzählen, dass er sie als Deserteure identifiziert hatte. Und sie hatten ihm versprochen zu schweigen, bis er sich bei ihnen meldete und das mehr als merkwürdige Verhalten seiner Maschinen erklärte. Ein faires Angebot. Sie würden es einhalten.
Cass war fertig und veränderte die Bestandsanzeige – wobei ihm bewusst wurde, dass auch das von dem allmächtigen und alles wissenden SENECA registriert wurde – und verließ mit Janie das Magazin.
»Wir treffen uns in meiner Kabine«, sagte er.
»Ich komme nach. Eine halbe Stunde, ja?«
Irgendwie fühlte er sich, als wäre er gar nicht weg gewesen. In diesem Augenblick schwor Cass sich zu warten, egal was auch geschehen würde.
Vielleicht war die Vernichtung des fremden Geräts ein verhängnisvoller Fehler gewesen.
Vielleicht bedeutete das den Tod aller Raumfahrer und die Vernichtung der SOL. Oder doch die Rettung?
Wer wusste es, wer konnte es sagen?
Der Kybernetiker war seit zwanzig Minuten allein in dem großen Raum, aber erst jetzt befragte er SENECA. Joscan Hellmut ahnte, dass etwas schief gegangen war. Er hatte drei verschiedene Theorien über den Zwischenfall und wollte herauszufinden versuchen, warum Romeo und Julia den Fund vernichtet hatten.
Er hatte Zugriff zu allen Operationen, die nicht einer bestimmten Geheimhaltungsstufe angehörten.
»Bitte fragen Sie«, sagte SENECA.
»Akustische Antworten werden nicht benötigt«, sagte Hellmut. Er wollte lesen, was der Bordrechner ihm mitzuteilen hatte.
»Romeo und Julia haben heute Nachmittag ein fremdes Artefakt entdeckt. Sie betrachteten es eine Weile, dann geschah etwas Merkwürdiges. Ich erbitte Stellungnahme«, sagte Hellmut.
Die Antwort erschien nicht sofort auf dem Schirm. Bei der Hyperinpotronik, die mit unglaublicher Geschwindigkeit rechnete, war dies äußerst verwunderlich. Es sah aus, als überlege SENECA.
Über diesen Vorfall liegen mir keinerlei Informationen vor.
»Ich glaube, ich werde verrückt«, stöhnte Hellmut auf. Er fuhr fort: »Beide Roboter zerstörten dieses Artefakt innerhalb von neun Minuten mit ihren Waffen und verwandelten es in einen kleinen Haufen schwarzer Schlacke. Du musst diese Information erhalten haben, SENECA! Es ist nicht anders möglich. Einspeisung muss erfolgt sein.«
Diesmal kam die Antwort in der bekannten Schnelligkeit.
mit sicherheit liegt eine störung vor, mir ist der vorfall unbekannt, überprüfen sie die externen elemente. sie haben diese information nicht an mich weitergegeben.
»Kein Irrtum möglich?«, fragte Hellmut laut.
kein
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