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Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln

Titel: Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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zur Verfügung standen, waren meine, aber er konnte die damit verbundene emotionale Regung spüren – und das war im Endeffekt gleichwertig.
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt«, versicherte ich.
    Meine Säulenbeine eines Überschweren verursachten stampfende Geräusche, als ich durch die Kabine ging und den Repertoire-Anzeiger aktivierte.
    Obwohl ich so aussah, war ich kein Überschwerer, sondern ein Multi-Cyborg-Mensch mit dem Geist – beziehungsweise Bewusstsein – eines Terraners. Trotz meiner ungeschlechtlichen Erzeugung fühlte ich mich als echter Mensch.
    Natürlich traf das nicht auf alle Multi-Cyborgs zu. Die meisten waren wirklich nur Halbmenschen, bei ihnen bestanden die Gehirne aus einer Kombination von Zellplasma und einer Mikropositronik siganesischer Fertigung. Außerdem waren ihre Körper oft nur halb organisch und enthielten Glieder und Organe aus Metallplastik oder anderen Werkstoffen.
    Bei mir und meinen beiden Gefährten hatten die Bio-Ingenieure eine Ausnahme gemacht. Unsere Gehirne waren sehr sorgfältig aus Zellen des Plasmas auf der Hundertsonnenwelt modelliert worden. Denn bei unserem bevorstehenden Einsatz bestand die Gefahr, dass die Energieschwingung eines positronischen Zusatzteils schon durch eine einzige gewissenhafte Strahlungskontrolle entdeckt wurde.
    Wir sollten zu Leticron vordringen, dem Ersten Hetran der Milchstraße, und den grausamen Diktator unschädlich machen, damit die Menschen des NEI mit seinem Nachfolger über grundlegende Erleichterungen des Schicksals der Menschheit verhandeln konnten.
    Das war unser wichtigster Auftrag. Um ihn erfüllen zu können, würden wir Verbindung mit Atlans Staragenten Ronald Tekener aufnehmen müssen.
    Alle diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich die Anzeige musterte. Ich hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass in dem zentralen Musikspeicher eines Passagierraumers der Springer das zu finden sein würde, was Wuriu Sengu Heimatklänge nannte, nämlich terranische oder gar terranisch-fernöstliche Musik. Deshalb stutzte ich, als ich plötzlich Lieder aus der altterranischen Operette ›Das Land des Lächelns‹ verzeichnet sah.
    Kurz darauf ertönte die Stimme eines Sängers: »Immer nur lächeln …« Ich kehrte zu meinem Sessel zurück, lauschte der altertümlichen, ja fremd wirkenden Musik und merkte, wie meine Augen feucht wurden. Sentimentalität …? Ich überprüfte meine Gedanken und Emotionen und fand keine solche Regung. Demnach musste es Wuriu Sengus Bewusstsein sein, das Rührung empfand. Seine emotionale Regung war stark genug, um meine Tränendrüsen zur Absonderung von Sekret zu veranlassen.
    Ich protestierte nicht, weil ich Wurius Gefühle respektierte. Es war schon schlimm genug für den Späher-Mutanten, dass er keinen eigenen Körper mehr besaß, sondern sich nur geistig in den Spuren von PEW-Metall manifestierte, die in meinen Körper eingearbeitet waren.
    Als das letzte Lied verhallt war, ›sagte‹ Wuriu Sengu: »Danke, Vross, dass du mir die Entspannung gestattet hast. Ich fühle mich schon viel besser.«
    »Das ist mir Lohn genug, Wuriu«, erwiderte ich.
    In diesem Augenblick erschienen meine Begleiter. Auch sie waren Überschwere – nach außen hin, denn ihre Bewusstseine waren die von Menschen.
    »Hallo, Vross«, sagte Kertan Tigentor mit der typisch dumpf rollenden Stimme. »Hast du dich gelangweilt?«
    Kertan Tigentor trug das Bewusstsein von Tako Kakuta in sich, dem terranischen Teleporter, der ebenfalls keinen Körper mehr besaß und nur existieren konnte, solange er sich an PEW-Metall klammerte.
    Der ›Überschwere‹ neben ihm musterte den Repertoire-Anzeiger. Er trug während dieses Einsatzes den Namen Ertyn Grammlond, sein Psi-Gast hieß Betty Toufry.
    »Vross hat sich an Musik delektiert.« Ertyn lachte schallend.
    »Was gibt es da zu lachen?«, wollte ich wissen.
    »Es ist der letzte Titel, Vross«, antwortete Grammlond. »Liebes Schwesterlein, sollst nicht traurig sein …«
    Kertan Tigentor kicherte, völlig unangemessen für einen Überschweren. »Schwester Vross«, witzelte er. »Wie komisch.«
    Ich ballte die Hände. Normalerweise ist ein Mucy überhaupt nicht gewalttätig, sondern gibt sich stets höflich, weil das in seiner speziellen Wesensart liegt … Nur bei uns dreien hatten die Biotech-Psychologen eine Ausnahme gemacht. Wir mussten uns rau, unhöflich und skrupellos geben können, denn ein anderes Verhalten hätte im Widerspruch zum normalen Verhalten der

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