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Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln

Titel: Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Überschweren gestanden. Deshalb waren in unserer Psyche gewisse Hemmungen beseitigt worden, aber wir konnten sie selbstverständlich aus reiner Willenskraft errichten.
    »Es tut mir Leid, Vross«, sagte Tigentor. »Ich wollte dich nicht reizen.«
    »Mir tut es auch Leid. Ich wollte dich tatsächlich schlagen.«
    »Etwas Wichtigeres«, warf Kertan Tigentor ein. »Das Schiff erreicht in einer halben Stunde das Solsystem. Damit tritt unsere Mission in ein akutes Stadium ein.«
    »Das wurde höchste Zeit«, erwiderte ich. »Ich kann es kaum erwarten, das Sonnensystem zu sehen, aus dem unsere Erzeuger gekommen sind.«
    Wir hatten uns in die Aussichtskuppel des Walzenschiffs begeben. Die KEHATRON II, wie der Passagierraumer hieß, auf dem wir uns eingeschifft hatten, nachdem wir aus der Provcon-Faust gebracht worden waren, war überfüllt. Auch in der Kuppel drängten sich zahllose Passagiere.
    Doch Kertan, Ertyn und ich waren Überschwere, deshalb machte man uns freiwillig Platz.
    Noch befand die KEHATRON II sich im Linearraum. Außerhalb des Schiffs gab es nichts, was Menschen begreifen konnten. Wir registrierten lediglich seltsame Leuchterscheinungen und graue Schleier.
    Die halbe Stunde ging schnell vorbei. Mit dem Rücksturz ins Einstein-Kontinuum schimmerten die Sterne der Galaxis vor einem schwarzsamtenen Hintergrund.
    Ein Stern leuchtete besonders hell. Das musste Sol sein, das Muttergestirn des Solsystems.
    Ich war ein wenig enttäuscht, denn den ersten Blick auf die Sonne hatte ich mir ganz anders vorgestellt, irgendwie überwältigend oder erhebend.
    »Das ist er auch«, teilte mir Wuriu mit. »Aber nur, wenn man unter diesem Gestirn geboren wurde. Mir kommt es vor, als wäre ich lange Zeit in der Unendlichkeit verloren gewesen und kehrte endlich nach Hause zurück. Nur eines fehlt, um dieses Gefühl vollkommen werden zu lassen: Die Erde ist nicht mehr da.«
    Ich versuchte, mich in Wurius Gefühlsleben zu versetzen. Es gelang mir nicht. Für mich war Sol nur der Name einer Sonne, und die Erde war mehr oder weniger eine Sage, mit der mich nichts verband. War es für einen auf der Erde geborenen Menschen wie Wuriu Sengu wirklich so bedeutsam, dass es keine Erde mehr gab – jedenfalls nicht im Solsystem?
    »Nur eine Hand voll Erde nehmen!«, wisperte mir Wurius Bewusstsein zu. »Eine einzige Hand voll Erde, sie schmecken und riechen und durch die Finger rinnen lassen. Ich sehne mich so sehr danach.«
    Ein Teil des heißen Schmerzes und der brennenden Sehnsucht, die Wurius Bewusstsein überfluteten, sprang auf mich über. Ich wehrte mich dagegen, denn es war unmöglich, dass ein Überschwerer mitten unter Springern und Arkoniden Tränen vergoss.
    Das Geräusch der Impulstriebwerke schwoll zum fernen Tosen an. Nach einer Weile wurde es wieder schwächer. Ich nahm an, dass unser Schiff direkten Kurs auf den Mars genommen hatte.
    Doch ohne Instrumente und Ortungstaster ließ sich das nicht optisch erkennen. Nicht einmal die solaren Planeten waren zu sehen.
    Eine Zeit lang später gab es da außer der Sonne einen zweiten hellen Stern, der zu einer kleinen Scheibe wurde, die sich allmählich vergrößerte.
    Bald ließen sich Einzelheiten der Oberfläche erkennen, aber die Marsstädte sahen wir erst, als unser Schiff schon in die oberen Ausläufer der Atmosphäre eintauchte.
    Früher sollte der Mars ein Wüstenplanet mit so dünner Atmosphäre gewesen sein, dass Menschen ohne Schutzanzüge mit Atemgeräten auf ihm nicht leben konnten. Das stimmte längst nicht mehr. Schon sehr lange vor dem Auftauchen der Laren hatten terranische Planeteningenieure den Mars in einen blühenden Garten mit guter Sauerstoffatmosphäre und warmem Klima verwandelt.
    Auch die Invasoren hatten daran nichts geändert.
    Unser Schiff landete auf dem Raumhafen von Marsport. Wir konnten von der Beobachtungskuppel aus nicht das gesamte Areal überblicken. Immerhin sahen wir zahlreiche gedrungene Walzenschiffe der Überschweren, außerdem die schlanker wirkenden bewaffneten Handelsschiffe von Springern, die Kugelraumschiffe von Arkoniden und die abgeplatteten Kugelschiffe der Akonen.
    Meine Gefährten und ich drängten mit der allen Überschweren eigenen Rücksichtslosigkeit durch die Menge der anderen Passagiere, die das Schiff verlassen wollten. Man wich uns aus und wagte nicht einmal, uns böse Blicke nachzuschicken.
    Nachdem wir das Schiff verlassen hatten, erreichten wir in einem Antigravschacht den nächsten Bahnhof der Rohrbahn. Der nächste

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