Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
Überschweren.
Meine Gedanken überschlugen sich. Waren die Überschweren hinter meine verbotenen Geschäfte mit den Báalols gekommen? Oder duldeten sie die Vhrato-Sekten nicht länger und nahmen alle Sektenführer fest?
»Antworte!«, dröhnte die Stimme des Überschweren ungeduldig.
Ich zuckte die Schultern und sagte: »Ich bin Kalteen Marquanteur. Was wünschen Sie?«
»Ein Herr hat für Sklaven keine Wünsche, sondern Befehle!«, donnerte der Überschwere gereizt. »Mein Befehl für dich lautet: Komm sofort herunter!«
»Gern«, erwiderte ich. »Aber erst muss ich mich noch ankleiden. Bitte haben Sie ein wenig Geduld.«
»Eine Minute«, sagte der Überschwere. »Wenn du bis dahin nicht unten bist, holen wir dich. Verstanden, Sklave?«
»Ich habe verstanden«, antwortete ich mühsam beherrscht.
Ich zweifelte nicht daran, dass der Überschwere und seine Genossen ihre Drohung wahr machen würden, wenn ich nicht innerhalb der gesetzten Frist zur Stelle war.
Nur Sekunden vor Ablauf der Frist trat ich aus dem Haus.
Drei Überschwere standen nahe der Tür. Sie richteten Paralysatoren auf mich. Hinter ihnen schwebte ein Prallfeldgleiter.
»Einsteigen!«, befahl einer der Kerle.
Ich wollte sie nicht noch mehr reizen, deshalb verzichtete ich darauf, mich nach dem Grund für die freundliche Einladung zu erkundigen. Wahrscheinlich waren die drei Überschweren verärgert, dass sie so früh am Tage einen Einsatzbefehl erhalten hatten. Sie würden ihren Ärger beim geringsten Anlass handgreiflich an mir auslassen – und ich brauchte meine Kräfte für den Arenakampf, am Nachmittag.
Also gehorchte ich schweigend, was mich nicht davor bewahrte, mit einem kraftvollen Stoß in den Gleiter befördert zu werden. Die Überschweren lachten, als ich mich mühsam wieder aufrappelte. Ich starrte sie nur an und bemühte mich, keine Regung zu zeigen. Doch etwas in meinem Blick schien sie zu beunruhigen. Sie wurden plötzlich still, kletterten in den Gleiter und starteten.
Wir verließen das Jassich-Viertel, aber erst eine halbe Stunde später verstand ich, wohin die Überschweren mich brachten. Der Gleiter verließ die Stadt in Richtung Colderan-Arena.
Offenbar war das Abholkommando so früh geschickt worden, damit ich im Laufe des Vormittags nicht doch noch das Weite suchte. Vermallon wollte bestimmt sichergehen, dass ihm sein Wettgewinn nicht entging.
Ich atmete erst einmal auf. Zwar sah ich dem Kampf mit ziemlich gemischten Gefühlen entgegen, aber es wäre schlimmer gewesen, wenn die Überschweren mich einer ungesetzlichen Handlung beschuldigt hätten.
Meine Ahnung bestätigte sich. Der Gleiter hielt schließlich vor dem Verwaltungsgebäude der Arena, und die drei Überschweren befahlen mir, in den Trainingsraum für die Arenakämpfer zu gehen.
Es war kein Raum, sondern eine große Halle, in der jene Kämpfer trainierten, die freiwillig und für gutes Geld antraten, also Profis wie Orlanda und Harun Griffith. Zu dieser frühen Stunde war noch kein Betrieb. Nur der Arenameister und ein hünenhafter Springer in der Trainingskleidung der Berufskämpfer befanden sich in der Halle.
Trantor Zharim, der Arenameister, ein Überschwerer wie die Burschen, die mich hergebracht hatten, lächelte, als er mich erblickte. »Auf dich habe ich gewartet, Kalteen!«, rief er. Dann wandte er sich an meine Eskorte und fuhr sie an: »Ihr könnt verschwinden!«
Grollend trollten sich die Burschen, denen es offensichtlich nicht schmeckte, dass sie so angeherrscht wurden, wie sie es sonst mit ihren Sklaven machten.
Der Arenameister blickte mich nachdenklich an. »Mynra Buccuon hat mir erzählt, dass ihr befreundet seid«, erklärte er. »Er bat mich, dir zu helfen, wenn es in meiner Macht steht.« Das Lächeln schwand aus seinem Gesicht, und in grimmigem Ton fuhr er fort: »Ich glaube, der kamashitische Bastard denkt tatsächlich, ich würde einem Sklaven helfen, sich vor einem Kampf zu drücken.«
Ich erwiderte kalt: »Vielleicht denkt mein kamashitischer Freund, ich wäre gegenüber dem Killerpärchen in der gleichen hoffnungslosen Lage wie ein Überschwerer gegenüber einem tobsüchtigen Rhuorg-Vogel.«
Tharims Gesicht verfärbte sich. Er ballte die Hände, und es sah so aus, als wollte er sich auf mich stürzen. Wahrscheinlich hätte er das auch getan, wenn der hünenhafte Springer ihn nicht zurückgehalten hätte, indem er sagte: »Lass mich das machen, Trantor. Ich werde dem Kerl eine Lektion erteilen, die er bis zu seinem
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