Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
extremer Temperaturunterschiede längst zerfallen.
»Besteht die Gefahr, dass wir die von Mungk gezüchteten Gene aufnehmen und verbreiten?«, fragte Hortox beklommen.
»Das ist unwahrscheinlich«, erklärte Atlan. »Das genetische Gegentransplantat dürfte ganze Arbeit geleistet haben. Außerdem ist die Methode uralt, DNS-Fragmente aus Tumor erzeugenden Viren in Plasmide zu übertragen und auf Kolibakterien zu transplantieren. Die moderne Genetik würde mit einer dadurch hervorgerufenen Epidemie schnell und gründlich aufräumen.«
»Dann hätte Mungk den Laren gar nicht schaden können?«
»Das muss er eigentlich gewusst haben. Ich nehme an, er litt unter Wahnvorstellungen und hatte den Boden der Realität längst verlassen.«
»Holen wir die anderen, Sir?«
»Ja. Die Laren haben offensichtlich niemals Verdacht geschöpft, dass eines der Marschiere-Viels auf Last Hope eine robotische Nachbildung sein könnte.«
Die Mitglieder der Einsatzgruppe waren im Roboter ausgeschwärmt, um mit ihren spezifischen Untersuchungen zu beginnen, als jäh ein harter Ruck durch das riesige Gebilde ging. Atlan strauchelte und musste sich festhalten. Einige Meter entfernt taumelte Luria Satang dem Oxtorner in die Arme.
Die Außenoptik zeigte einen dünnen hellen Streifen am Horizont.
»Bolo geht auf!«, rief Atlan. »Judith erwacht!«
Nach und nach fanden sich die Personen, die in anderen Sektionen gearbeitet hatten, in der Schaltzentrale ein. Sie verfolgten das Schauspiel, wie sich der gigantische Schweif des MV-Roboters in den ersten Strahlen der Morgensonne aufrichtete, um Energie aufzusaugen.
Nach kurzer Zeit war die Landschaft in helles Licht getaucht, das aber schon Minuten später von den Sandwolken eines orkanartigen Sturms wieder verdunkelt wurde. Dennoch reichte die von der Schweifantenne aufgenommene Sonnenstrahlung aus, um die Fortbewegungssysteme des künstlichen Marschiere-Viels in Gang zu setzen. Sie wurden von archaischen Elektromotoren angetrieben. Ultramoderne Aggregate hätten die Laren längst geortet.
Lange Zeit war in der Außenbeobachtung außer wirbelndem Sand nichts zu sehen. Dann legte sich der Sturm so plötzlich, wie er losgebrochen war. Der MV-Roboter stampfte mit hoher Geschwindigkeit durch eine Geröllwüste.
Atlan versuchte, die drei Marschiere-Viels zu entdecken, die mit Judith in einer ausgedehnten Senke übernachtet hatten. Es gelang ihm erst, als er nach den steil aufgerichteten Schwänzen suchte. Danach konnte er auch die monströsen Körper sehen, die aus der Distanz wie wandernde Geröllhalden wirkten.
In Atlan erwachte die Wissbegier des Forschers. Er wollte mehr über diese monströsen Tiere wissen, die offenbar seit undenklichen Zeiten den Planeten Last Hope bevölkerten. Doch er verdrängte diesen Impuls wieder. Er hatte mit seinen Gefährten die Konstruktionsdaten eines ganjasischen Dakkarkoms zu beschaffen. Alles darüber hinaus würde den Erfolg der Mission unnötig gefährden. Leider wusste er nicht, wo in dem gigantischen Roboter die Dateien aufbewahrt wurden.
Er winkte Coal Xenopl zu sich heran.
»Wir müssen Judiths Hauptpositronik abfragen. Vielleicht ist eine Information über den Aufbewahrungsort der Daten gespeichert.«
»Wäre es nicht logisch, dass sie in der Positronik selbst liegen?«, erkundigte sich der Sextadim-Physiker.
»Kaum. Ich nehme sogar an, dass wir die Informationen über den Ort nur verschlüsselt erhalten werden.« Der Arkonide wandte sich der Schaltkonsole zu. »Hier spricht Atlan, ehemaliger Lordadmiral der USO und derzeitiger Regierungschef des Neuen Imperiums der Menschheit. Ich fordere Identitätskontrolle!«
Er legte beide Handflächen auf die Sensorfelder. Geprüft wurde nicht nur die individuelle Gesamtaura. Über Nervenfasern schickten die veralteten Taster Impulse ins Gehirn, die modifiziert zurückkehrten und ein exaktes Abbild der Hirnschwingungsfrequenz ermöglichten.
»Sie sind identifiziert und als befehlsberechtigt anerkannt, Lordadmiral Atlan. Laut Speicherdaten sind Sie dem Alpha-Kommandovorrang zugeordnet.«
Atlan atmete auf. Insgeheim hatte er befürchtet, die Besatzung des Roboters könnte während ihrer psychischen Labilphase das Programm irreparabel verändert haben.
»Ich benötige die Daten über ganjasische Dakkarkome beziehungsweise Informationen darüber, wo ich alle Unterlagen finde!«
Die Positronik schwieg überraschend lang. Atlan wollte schon eine Zusatzfrage stellen, als die künstliche Stimme endlich
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