Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
Die Folgen stellten sich erst Wochen später ein, als alle an einer unbekannten Infektion erkrankten. Es begann mit Störungen des Verdauungstrakts und setzte sich mit Geschwulstbildungen fort. Dr. Shiwadim gelang es trotz schwerer eigener Erkrankung, die Ursachenkette zu rekonstruieren. Demnach waren DNS-Fragmente aus Tumor erzeugenden Viren, die Professor Mungk in seinem Labor gezüchtet hatte, in Plasmide übertragen worden. Diese Plasmide waren auf Kolibakterien transplantiert worden und damit die Feststoffregenerierung geimpft. Naturgemäß befielen diese Bakterien zuerst den Verdauungstrakt. Später gelangten die Gene aus den Bakterien in menschliche Zellen und führten zur Krebsentstehung.
Jerence Mungk war in jeder Hinsicht geständig. Er erklärte, dass er vorgehabt hatte, die Laren anzufunken, sobald unsere Erkrankung ein irreversibles Stadium erreicht hätte. Mungk hatte gehofft, die Laren würden sich infizieren und die Krebsepidemie in ihrem Volk weiterverbreiten, so dass Teile der SVE-Raumer-Besatzungen ausfielen und die militärische Macht des Konzils in der Milchstraße gebrochen würde. Ein extremer Trugschluss, dem er unter anderen Voraussetzungen bestimmt nicht anheim gefallen wäre.
Mungk, Urbanow und Shiwadim entwickelten schließlich in enger Zusammenarbeit ein Gentransplantat, das die Tumor erzeugenden Gene aus unserem Organismus verdrängte. Wir wurden geheilt, werden aber an Sekundärschäden leiden, schweren Ausfallerscheinungen an lebenswichtigen Organen. Nach acht Monaten starben Mungk und Captain Tutama. Weitere zwei Monate später tötete sich Urbanow mit einer Überdosis eines Betäubungsmittels, weil er seine Schmerzen nicht mehr ertragen konnte.
Captain Rurin, Dr. Shiwadim und ich erholten uns wieder. Allerdings mussten wir Captain Rurin ständig beaufsichtigen, da er unter Anfällen von Bewusstseinsspaltung litt. Drei Jahre später starb überraschend Dr. Shiwadim. Danach war ich sechs Jahre lang mit dem geisteskranken Captain allein. Ich tötete ihn heute, weil ich sein Leiden nicht mehr mit ansehen konnte. Man möge mir verzeihen, aber ich weiß, dass ich dem Tod nahe bin, und wollte nicht, dass der fast hilflose Captain allein bleiben muss.
Nach einem Schwächeanfall habe ich beschlossen, mich in meine Kabine zurückzuziehen. Vielleicht erhole ich mich wieder, dann kehre ich in die Zentrale zurück und spreche die nächste Nachricht auf das Logbuch …«
Atlan und Vren Hortox blickten sich an. »Oberst Krengkow ist nicht in die Zentrale zurückgekehrt«, sagte der Arkonide tonlos.
»Man hätte alles versuchen sollen, um diese bedauernswerten Menschen aus ihrem Gefängnis zu befreien«, stellte der Oxtorner fest. »Die psychische Belastung war zu groß für sie.«
»Die Verantwortlichen konnten sich damals nur wenig um Einzelschicksale kümmern, Mr. Hortox«, erwiderte Atlan. »Sie waren vollauf damit beschäftigt, die menschliche Zivilisation erst gegen die Machtansprüche und später gegen die offenen Feindseligkeiten der Laren und der Überschweren zu verteidigen.« Er seufzte. »Sie haben es nicht geschafft. Wie hätten sie sich um einige wenige kümmern sollen, während das Solsystem bei seinem Tanz durch die Zeit von der Vernichtung bedroht war? Als Perry Rhodan sich entschloss, mit der Erde und dem Großteil der Solarier zu fliehen, dachte bestimmt überhaupt niemand mehr an die Besatzung des MV-Roboters.«
»Und Sie, Sir?«, fragte Hortox vorwurfsvoll. »Sie wussten doch von Judith und ihrer Besatzung. Warum haben Sie nichts unternommen?«
»Weil ich auf das Lebensrecht von fünf Milliarden Menschen Rücksicht nehmen musste«, antwortete der Arkonide ernst. »Es war für mich schwierig genug, zwischen uns und den Laren den Status quo auszuhandeln. Damals hätte jede Aktion auf Last Hope das Gegenteil bewirkt. Dadurch wären Milliarden Menschen gefährdet worden.« Er schaltete das positronische Logbuch aus. »Kommen Sie, wir sehen uns in den Unterkünften um!«
Die Wohnräume waren leer – bis auf die Kabine des Kommandanten. Von Oberst Jarav Krengkow war aber nur noch das Skelett vorhanden. Es wurde größtenteils von der widerstandsfähigen Freizeitkombination zusammengehalten.
Die übrigen Besatzungsmitglieder lagen in der Tiefkühlkammer aufgebahrt. Da die Kühlaggregate noch arbeiteten, waren die Körper nicht verwest. Lediglich der Leichnam von Leutnant Santanos fehlte. Demnach war er nicht gefunden worden und lag irgendwo draußen, durch die Einwirkung
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