Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
Stützpunkt.
»Die Energieausstrahlung!«, übertönte die Stimme des Oxtorners alle anderen Zwischenrufe. »Sie wird von den Marschiere-Viels angezapft.«
»Wir nahmen an, dass sie zu schwach ist, um die Lebensvorgänge der Tiere zu speisen«, sagte Atlan. »Anscheinend ein Irrtum. Wir müssen angreifen.«
»Nein!«, widersprach Coal Xenopl. »Das ist nicht nötig, Sir. Die Tiere werden langsamer. Da! Die ersten beiden bleiben ebenfalls stehen!«
Der Arkonide atmete auf. »Glück gehabt!«, stellte er lakonisch fest. »Alles auf Wartepositionen. Unser Plan gilt weiter.«
»Die Marschiere-Viels haben angehalten, Captain«, sagte Leutnant Krause.
Mozart nickte, doch seine Miene blieb weiterhin nachdenklich. »Mir gefällt das trotzdem nicht.« Er wandte sich an Sergeant Chris McCartney, der die Antennensteuerung überwachte: »Sergeant, versuchen Sie, in der Speicherzentrale des Kernstützpunkts Informationen über die Marschiere-Viels zu bekommen! Mich interessiert alles, was mit der Energieaufnahme und Energieverwertung dieser Tiere zu tun hat. Beeilen Sie sich!«
Augenblicke später fragte er sich, warum er sich überhaupt über die Herde Marschiere-Viels aufregte. Er kam zu dem Schluss, dass nur sein besonderes Interesse an diesen monströsen Tieren ihn bewog, sich persönlich um die Herde zu kümmern.
»Sie bewegen sich nicht mehr – wie zu erwarten gewesen war«, meldete der Leutnant.
»Mag sein, dass ich mich umsonst aufgeregt habe«, räumte Mozart ein. »Aber der Aufmarsch dieser Giganten erschien mir beinahe wie ein Angriff.«
Er überlegte, ob er in seine Kabine gehen sollte. Immerhin hatte er Freiwache, und niemand verlangte von ihm, dass er wegen der Marschiere-Viels seine Dienststunden überzog. Er konnte die nächsten Stunden ebenso gut in einer Bar verbringen. Aber die Männer, die er dort treffen würde, waren die gleichen wie immer. Auch die Gespräche würden sich um die üblichen Themen drehen.
Francesco Mozart dachte, dass es an der Zeit war, sich auf einen anderen Planeten versetzen zu lassen. Doch ein eigenes Versetzungsgesuch würde bewirken, dass er bei der nächsten Beförderung übergangen wurde. Außerdem hoffte er, dass seine Einheit ohnehin in zwei oder drei Jahren verlegt werden würde. Die Laren stationierten ihre Hilfstruppen meist nur für begrenzte Zeit auf Planeten oder Raumstationen.
Er ließ sich in einen Kontursessel sinken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, legte die Füße auf die bequeme Stützfläche und entspannte sich. Man muss das Leben nehmen, wie es kommt!, überlegte er.
Als die Schotthälften der Ortungsstation mit schwachem Zischen auseinander glitten, schreckte Mozart aus leichtem Schlummer hoch. Zuerst erblickte er Sergeant McCartney und wollte nur müde abwinken. Doch hinter McCartney erschien ein Lare. Alvantur-Siik, der Psychotaktiker des Stützpunkts! Captain Mozart sprang auf und salutierte.
Alvantur-Siik grüßte lässig zurück. »Ich komme nicht in dienstlichem Auftrag, Captain. Mein Besuch ist eher privater Natur. Darf ich mich setzen?«
»Aber bitte, Sir!« Mozart deutete auf eine Sesselgruppe.
»Wie gesagt, mein Besuch ist mehr privater Natur«, wiederholte der Lare. »Sergeant McCartney sagte mir, dass Sie sich außergewöhnlich für die dominierende Lebensform von Last Hope interessieren. Seit wann besteht dieses Interesse?«
Mozart wirkte irritiert. »Seit ungefähr einem Jahr, Sir. Ich gestehe, dass es mich reizen würde, diese Tiere für längere Zeit zu beobachten. Aktuell interessiere ich mich aber nur dafür, ob die Herde, die uns belagert, dem Stützpunkt gefährlich werden kann.«
Alvantur-Siik blieb unbewegt. »Ich weiß, dass Sie ein sehr pflichtbewusster Offizier sind, Captain Mozart. Wahrscheinlich werden Sie früher als üblich befördert werden. Ich selbst werde das befürworten. Aber ich denke, dass Sie sich wegen der Tiere unnötig Sorgen machen. Mit großer Wahrscheinlichkeit liegt eine aus Ihrem Unterbewusstsein stammende Motivation vor, die Ihrem wissenschaftlichen Interesse an dieser Lebensform entspringt. Bitte prüfen Sie sich in dieser Hinsicht selbst.«
»Das habe ich getan, Sir«, erklärte Mozart. »Ich danke Ihnen für die Fürsorge, aber ich bin sicher, dass Ihre Diagnose falsch ist.«
Alvantur-Siik wollte etwas erwidern, kam jedoch nicht dazu, denn in diesem Augenblick rief Karel Krause aufgeregt: »Bewegung unter den Marschiere-Viels! Die Tiere kommen auf den Stützpunkt zu – jedenfalls einige
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