Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
verdienen. Wir müssten uns nur auf dem nächsten bewohnten Planeten beim Integrationsbüro melden und würden Arbeit auf einem Planeten erhalten.«
»Ich verspüre keine Lust, mein Leben als Planetenwurm zu führen«, erklärte Hatelmonh. »Lieber steuere ich in jedem Jahr einmal eine schaltungsautorisierte Welt an und lasse mein Schiff neu verplomben.«
»Das ist vernünftig«, lobte Epidron. »Dass jedes Raumschiff jährlich neu verplombt wird, garantiert doch, dass niemand Raumfahrt betreibt, der den Frieden in Gruelfin gefährden könnte.«
»Das macht Gruelfin zu einem Gefängnis. Die Reichweite jedes Raumschiffs wird auf die Distanz begrenzt, die es in knapp einem halben Standardjahr zurücklegen kann. Das verhindert Expeditionen in ferne Galaxien, denn nach einem Jahr würden die Triebwerke ausfallen – und niemand kann die Plomben entfernen, ohne damit sein Schiff und sich selbst zu vernichten.«
»Auch das ist sehr weise gedacht«, sagte Epidron. »Expeditionen in andere Galaxien würden zu Kontakten mit fremdartigen Intelligenzformen führen – und solche Kontakte schließen stets die Gefahr verhängnisvoller Missverständnisse ein. Wenn wir in Gruelfin bleiben, kann so etwas nicht geschehen.«
Hatelmonh machte eine Geste der Resignation. Epidron schien nicht zu begreifen, dass es Ganjasen gab, die nach Spielraum für ihre individuellen Neigungen strebten.
Auf den Schirmen waren die Raumschiffe der Wesakenos zu sehen. Sie waren ebenso eiförmig wie die GANJOHA MASSO und genauso groß. Dennoch waren sie anders, denn sie hatten keine Ovaron-Plomben und mussten nicht in jedem Jahr auf einem schaltungsautorisierten Planeten landen, um die Plomben erneuern zu lassen.
Hatelmonh fragte sich, was dabei wirklich geschah. Er hatte sein Raumschiff schon oft neu absichern lassen, aber den Vorgang selbst niemals beobachten können. Kein Unbefugter durfte zusehen, dafür sorgten die schwer bewaffneten Wachen.
Der Raumfahrer zitierte in Gedanken eine Zeile aus dem Werk der Hrilda, dann schaltete er die Externfunkanlage ein und sagte: »Kommandant Hatelmonh vom Schiff GANJOHA MASSO an die Begleitschiffe der Wesakenos. Auf Ihre Anfrage teile ich mit, dass sich an Bord vier Wissenschaftler befinden, die der Vecchalia Vorschläge des Ganjos zu unterbreiten haben.«
In der Bildwiedergabe erschien das Gesicht eines Wesakenos. »Hier spricht Screlwish! Wir danken für Ihre Auskunft und werden Ihr Schiff bis in den Kontrollbereich von Vecchal eskortieren. Dort erhalten Sie weitere Anweisungen.«
Während sie den Planeten ansteuerten, dachte Hatelmonh an die Wissenschaftler auf einem streng isolierten Deck. Die Abgeschiedenheit diente dazu, ihnen das Gefühl zu vermitteln, auf der Oberfläche eines Planeten zu leben und nicht in einem Raumschiff zwischen den Sternen zu kreuzen. Nur der Befehl des Ganjos hatte die Wissenschaftler veranlasst, ihren Widerwillen gegen jeden Raumflug zu überwinden. Dennoch hätten sie es wahrscheinlich nicht verkraftet, auch noch zu sehen, dass sie sich durch den Weltraum bewegten.
»Sie sind eben Planetenwürmer!«, murmelte Hatelmonh.
Als die GANJOHA MASSO in den Kontrollbereich des Planeten Vecchal einflog, wies eine Überwachungsstation der Besatzung einen Orbit zu.
»Was wird aus unserer Abordnung?«, erkundigte sich Hatelmonh.
»Eine Fähre holt die Wissenschaftler ab«, antwortete der Wesakeno in der Überwachungsstation.
Hatelmonh hätte dagegen protestieren müssen, weil die Wissenschaftler ungeschützt dem Anblick des Weltraums ausgesetzt sein würden, sobald sie in einer Fähre Vecchal anflogen. Er verzichtete dennoch darauf. Erst hinterher wurde er sich darüber klar, dass sein Verzicht auf einen Protest von der Abneigung motiviert war, die er den Wissenschaftlern gegenüber empfand.
»Das können wir nicht akzeptieren«, erklärte Volschymon. »Sie wissen, dass wir den Weltraum nicht ertragen.«
»Ich werde Ihnen allen eine Droge injizieren lassen, die Ihr psychisches Gleichgewicht stabilisiert«, erwiderte Hatelmonh.
»Danke«, sagte Volschymon bedrückt.
»Außerdem begleite ich Sie«, ergänzte Hatelmonh in einem Anflug von Großzügigkeit, der seinem schlechten Gewissen entsprang.
Als die Fähre an der GANJOHA MASSO anlegte, übergab er das Kommando an Epidron. Die Wissenschaftler schienen seine Begleitung als wohltuend zu empfinden – im Gegensatz zu sonstigen Gelegenheiten, bei denen sie ihn wenig beachtet hatten. Dennoch zögerten sie, den
Weitere Kostenlose Bücher