Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
Worte ankommen. Für eine Bildübertragung ist unser Nachbau nicht stark genug.«
Atlan ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Julian Tifflor wirkte konzentriert. Ronald Tekener zeigte nur ein mattes Lächeln. Der Cyborg-Psychologe Vuju a Tiger hatte eine undurchdringliche Miene aufgesetzt, was seinem faltigen Gesicht einen gnomenhaften Ausdruck verlieh.
»Warum haben Sie keinen leistungsstärkeren Dakkarkom gebaut, Mister Xenopl?«, erkundigte sich der Arkonide.
»Mit einer Verstärkung der Sendeleistung wäre es nicht getan, Sir«, antwortete der Sextadim-Physiker. »Dieser Dakkarkom ist von der Konstruktion her nur in der Lage, die zwischen der fünften und sechsten Dimension liegende Dakkarzone beziehungsweise Sextadim-Halbspur als Medium für Tonsymbole zu nutzen. Die Weiterleitung der komplizierten Bildimpulse setzt angesichts der großen Entfernung eine andere innere Konstruktion voraus.«
»… die wir nicht kennen«, wandte Vuju a Tiger ein.
»So ist es. Mit den Konstruktionsunterlagen von Last Hope können wir nur diese Ausführung bauen. Aber ich denke, es genügt völlig, wenn in Gruelfin unsere Botschaft deutlich empfangen wird. Wichtiger als eine Bildübermittlung ist ohnehin, dass wir in absehbarer Zeit nach den auf Last Hope erbeuteten Unterlagen eine Pedoweiche fertig stellen können und die Ganjasen uns ein Hilfskorps aus erfahrenen Pedotransferern schicken.«
Atlan nickte gedankenverloren. Seine Erinnerung schweifte ein Stück weit in die Vergangenheit. Im Jahr 3443 hatten 400.000 Pedotransferer in die letzte Phase der Auseinandersetzung mit den Herren des Schwarms, den Cynos, eingegriffen. Sie waren über eine Pedoweiche in die Milchstraße gekommen und hatten entscheidend dabei geholfen, die Schwarmgefahr zu bannen und das Solsystem an seine alte galaktische Position zurückzuversetzen.
Der Arkonide zweifelte nicht daran, dass Ovarons Freundschaft zur Menschheit unverändert geblieben war – wenn der Ganjo noch lebte.
Aber 137 Jahre waren eine lange Zeit. Ovaron mochte längst tot oder abgelöst worden sein. Ob sein Nachfolger ebenfalls bereit sein würde, finanziellen, materiellen und nicht zuletzt personellen Aufwand zugunsten von Menschen in die Waagschale zu werfen, die in einer weit entfernten Galaxis lebten, war die große Frage.
»Gedankliche Spekulationen helfen uns nicht weiter, Sir«, sagte Ronald Tekener. »Erst der Versuch macht klug.«
Atlan lächelte gezwungen. »Sie haben Recht, Ronald.« Er nickte Xenopl zu. »Schalten Sie das Gerät ein!«
Im Stockwerk unterhalb der Dakkarkom-Funkzentrale nahm das Kraftwerk seine Arbeit auf, dessen Abgabeleistung von rund 50.000 Gigawatt gerade ausreichte, um den Dakkarkom zu versorgen. Als alle Kontrollfelder aktiv waren, deutete Xenopl auf den Schalensitz neben sich. »Sie können sprechen, Sir!«
Atlan hatte die Botschaft für Gruelfin oft genug überdacht. Sie musste einen großen Informationswert bieten und psychologisch so geschickt formuliert sein, dass sie nicht nur Ovaron, sondern auch einen möglichen Nachfolge-Ganjo in positiver Weise ansprach. Er benutzte das Neu-Gruelfin, die zuletzt gültige Verkehrssprache der Cappin-Völker.
»Die Galaxis Milchstraße ruft Gruelfin! Hier spricht Atlan, Lordverwalter des Neuen Imperiums der Menschheit. Diese Nachricht ist an meinen persönlichen Freund Ovaron oder an den regierenden Ganjo des Ganjasischen Reichs gerichtet.« Er schilderte in knappen, einprägsamen Sätzen die galaktopolitische Situation in der Milchstraße und die Vorgänge, die dazu geführt hatten, und schloss: »Ich appelliere an die Freundschaft zwischen unseren Völkern und bitte den regierenden Ganjo des Ganjasischen Reichs, Dakkarkom-Kontakt aufzunehmen, damit wir über eine eventuelle Hilfeleistung verhandeln können. Ich bin bereit, über alle Aufwendungen und deren Ausgleich zu sprechen. Das Konzil der Sieben Galaxien stellt eine Gefahr dar, die letzten Endes auch die Cappin-Völker bedrohen wird. Lassen Sie meinen Ruf nicht verhallen! Atlan, Lordverwalter des Neuen Imperiums der Menschheit.«
Der Arkonide lehnte sich zurück und sagte leise: »Ich gehe auf Empfang!«
Die vier Personen saßen in einem Raum, dessen Wände eine üppige planetarische Fauna zeigten. Über der Decke leuchtete ein tiefblauer wolkenloser Himmel.
Zwischen ihnen stand ein Occura-Spieltisch, ein Quadrat, dessen Ecken zu unterarmlangen, löffelförmigen Gebilden ausgezogen waren. Alle vier Personen waren humanoid. Sie
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