Silberband 085 - Allianz der Galaktiker
Paronde nahm meine Hand in die seine und schaute mich an. »Jemand, den keiner von uns kennt, eine unbekannte Macht, die ihn lediglich als ihr Werkzeug benutzte. Auf jeden Fall jemand, der uns wohlgesinnt war und der im Hintergrund bleiben wollte. Galkon Erryog war nur eine Puppe, nicht mehr. Er handelte im Auftrag von anderen, und eines Tags werde ich herausfinden, wer sie waren – oder heute noch sind. Sie wachen über uns, sie sind intelligenter und mächtiger als wir, und sie kennen das Geheimnis der versunkenen Vergangenheit, das auch über den Spezialisten der Nacht liegt. Verstehst du nun, warum ich mit dir reden wollte und warum ich glücklich war, dich zu treffen?«
Meine Enttäuschung war unbeschreiblich. Ich liebte ihn, aber er dachte nur an seine Forschungen. Mühsam beherrschte ich mich. »Ich habe Galkon Erryog gekannt, und für mich war er der genialste Wissenschaftler, der je existierte. Es ist schwer für mich, nun anders von ihm zu denken – das musst du verstehen, Paronde. Gibt es keine stichhaltigen Beweise für deine Theorie?«
»Es ist keine Theorie mehr, Yaiska. Heute nicht mehr! Nur weiß es niemand außer mir. Doch das bisherige Wissen genügt nicht. Ich muss herausfinden, wer die geheimnisvolle Macht ist, die Erryog beeinflusste und hinter ihm stand. Und ich will erfahren, warum das alles geschah! Nur um Grojocko zu retten?«
»Warum sonst?«
»Es ging nicht um Grojocko und die Zgmahkonen, Yaiska! Es ging um viel mehr – aber um was? Und warum ist unsere Regierung bestrebt, diese Wahrheit zu unterdrücken, falls sie sie überhaupt kennt?«
Mir wirbelte alles im Kopf herum. Ich wusste keine Antwort. Jede Diskussion war sinnlos geworden, denn wir hatten den toten Punkt erreicht. In diesem Augenblick war unser Wissen zu Ende, der Weg zur Wahrheit versperrt.
Ich erhob mich.
»Paronde, ich muss dich verlassen. Kannst du mir einen Wagen holen?«
Er blieb sitzen. »Du darfst jetzt nicht gehen, Yaiska. Es wäre zu gefährlich, nicht nur für mich, sondern auch für dich. Sie bewachen deine Wohnung, und sie werden dich sehen, wenn du kommst. Sie werden wissen wollen, wo du so lange gewesen bist.«
»Was schlägst du vor?«, fragte ich neugierig.
Er wirkte ein wenig verlegen. »Bleibe bei mir, Yaiska. Morgen, sobald es hell ist, wirst du einen Wagen nehmen und nach Hause fahren.«
»Du glaubst, dann fragen sie mich nicht?«
»Kaum, Yaiska. Du bist schön. Warum solltest du keine Freunde haben?«
Ich setzte mich wieder. »Du meinst also, ich soll bei dir bleiben, die ganze Nacht? Und das nur, weil du die Wahrheit herausfinden willst? Du hast Angst, gib es zu. Angst vor der Wahrheit.«
»Nein, vor der Regierung, Yaiska. Und du solltest sie auch haben. Außerdem …« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Außerdem wäre ich sehr glücklich, wenn du bei mir bliebst, nicht nur heute Nacht.«
Ich lehnte mich an ihn. »Ich bleibe gern, Paronde, und das nicht nur heute …«
Sein Gesicht drückte Überraschung aus, dann Freude. »Ich hatte gefürchtet, du würdest ablehnen, Yaiska. Du kannst mein Schlafzimmer benützen, ich bleibe hier. Ich möchte noch arbeiten.«
Es war nicht die letzte Nacht, die ich in Parondes Wohnung verbrachte …
Die letzte kam viel später, denn sie ließen uns Zeit.
Es gelang Paronde, mich allmählich von seiner Theorie zu überzeugen. Die Hinweise waren zu deutlich, die Zusammenhänge von bestechender Logik. Galkon Erryog war nicht der Wissenschaftler gewesen, für den man ihn hielt. Er war nur das ausführende Organ einer mächtigen Organisation, die sich im Hintergrund hielt und die niemand kannte.
So weit waren wir mit unseren Ermittlungen gekommen, als das Unglück geschah. Ich kehrte von einem Vortrag zurück, als mich etwas warnte. Es war mehr ein ungewisses Gefühl, das ich nicht deuten konnte, aber es veranlasste mich, den Wagen nicht bis vor Parondes Wohnung fahren zu lassen, sondern vorher auszusteigen, und den Rest des Weges zu Fuß zu gehen.
Vor dem Haus, in dem er wohnte, standen drei Fahrzeuge. Es waren Polizeifahrzeuge, und Bewaffnete hatten alle Ausgänge besetzt.
Eine böse Ahnung zwang mich in Deckung. Aus einer Häusernische heraus beobachtete ich, was geschah.
Sie führten Paronde aus dem Haus, an den Händen gefesselt und scharf bewacht. Im Licht der Straßenbeleuchtung konnte ich bemerken, dass er sich suchend nach allen Seiten umsah, als ahnte er meine Nähe und wollte mich warnen. Alles in mir drängte danach, einfach zu ihm
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