Silberband 085 - Allianz der Galaktiker
uns.
»Hat dich jemand auf der Versammlung gesehen?«, fragte ich.
»Ich glaube nicht. Wir sind schon da …«
Er sicherte die Tür. Seine Wohnung war bequem und komfortabel eingerichtet. Die breite Liebesstätte gefiel mir besonders gut, wahrscheinlich deshalb, weil ich mich plötzlich müde fühlte. Paronde schien es bemerkt zu haben. Er sagte: »Das Bad ist nebenan, Yaiska. Erfrische dich, dann überlegen wir. Jetzt haben wir Zeit dazu.«
Ich befolgte seinen Rat und versuchte dann, mit den Toilettengegenständen eines Mannes zurechtzukommen. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, stand Paronde neben dem Fenster und blickte auf die Straße hinab. Er drehte sich um, als er mich hörte. »Es ist uns niemand gefolgt, wir sind sicher«, sagte er. »Wahrscheinlich bewachen sie nur deine Wohnung und wundern sich, wo du geblieben bist. Aber sehr lange werden wir das Versteckspiel nicht fortführen können. Sie werden in kurzer Zeit unsere Verbindung herausfinden. Das könnte das Ende sein.«
»Dann sollten wir uns beeilen, Paronde.« Ich setzte mich.
Er holte etwas zu trinken und nahm neben mir Platz. »Beeilen? Womit?«
Seine Frage machte mich verlegen, aber zum Glück fiel mir schnell eine Ausrede ein. »Mit deinen Nachforschungen, deren Ergebnis du mir bisher vorenthalten hast. Hattest du mir nicht versprochen, mich einzuweihen? Fehlt dir noch immer das Vertrauen?«
Seine Verlegenheit befriedigte mich seltsamerweise, aber sie machte mich nicht glücklich. Dann nickte er zustimmend. »Du hast Recht, wenn du so fragst. Ich hole meine Aufzeichnungen.« Er stand auf und ging zu seinem Bücherschrank, in dem schmale Rollen standen. Es waren Hunderte, und sicherlich hätte es Wochen gedauert, sie zu überprüfen. Es gab kein besseres Versteck als eine Rolle unter vielen anderen gleich aussehenden.
Bevor er die bewusste Rolle in den Projektor legte, sagte Paronde: »Die Bilder werden dir nichts sagen, denn es sind meist Kopien. Sie sind jedem zugänglich, der sich dafür interessiert und ein wissenschaftliches Diplom besitzt. Aber ich habe die Reihenfolge der Ereignisse geändert, und dadurch entsteht ein völlig neues Bild. Niemand würde es bemerken, wenn ich ihn nicht darauf aufmerksam machte, darum bedeutet diese Aufzeichnung keine Gefahr.«
»Ich bin sehr gespannt«, gab ich zu und lehnte mich gegen die Polster. »Komm zu mir, bitte …«
Als der Film lief, setzte er sich neben mich, und abermals spürte ich die wohltuende Erregung, die mir seine körperliche Nähe verursachte. Ich nahm seine Hand in die meine und konzentrierte mich auf das, was ich sah und hörte.
Einige der aufgezeichneten Ereignisse waren nicht neu für mich. Es handelte sich meist um rekonstruierte und bekannte Fakten aus der Vergangenheit, die alle mit meinem eigenen Schicksal in engem Zusammenhang standen. Der Film berichtete von Galkon Erryog und seiner Idee, die Spezialisten der Nacht zu erschaffen, um den Zgmahkonen für alle Zeiten geniale Ratgeber zu erhalten, die das Geheimnis des Schwarzen Nichts kannten und seine Gefahr bannen konnten.
»Das war doch anders!«, unterbrach ich die Stille einer Pause in der Projektion. »Du verwechselst das, Paronde …«
Der Druck seiner Hand auf meinem Arm verstärkte sich. »Sicherlich, aber nicht ohne Absicht«, gab er zu. »Warte ab!«
Obwohl mein Interesse stieg, ließ meine Aufmerksamkeit nach. Die Ereignisse liefen vor mir ab, aber ich konnte ihnen nicht mehr konzentriert folgen. Ich fühlte nur noch Paronde neben mir und hoffte inbrünstig, dass er meine Nähe ebenfalls spürte – und sie gern mochte.
Als der Schirm dunkel wurde, machte er Licht und stand auf, um die Rolle wieder zwischen die anderen zu stellen. Den Projektor ließ er im Tisch verschwinden, dann setzte er sich wieder zu mir. »Hast du etwas bemerkt?«, fragte er und trank mir zu.
»Nur Widersprüche«, gab ich zurück. »Nichts als Widersprüche.«
»Eben! Das nämlich ist die Wahrheit, Yaiska! Widersprüche in dem, was man uns gelehrt hat und was Wahrheit sein soll. Galkon Erryog hatte angeblich die geniale Idee, euch zu erschaffen und Grojocko zu retten. Aber das ist nicht wahr!«
»Wer soll es sonst getan haben?« Eine Welle des Zweifels überflutete mich, denn Erryog, der große Wissenschaftler, war wie ein Vater für mich gewesen. Er war der Vater aller zwölf Spezialisten der Nacht. Historisch betrachtet konnte man ihn sogar den Vater und Retter unseres Volks nennen.
»Wer es sonst getan haben könnte?«
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