Silberband 085 - Allianz der Galaktiker
Gjautohm. Die Kanoniere der Transformgeschütze schienen sich auf einmal zu entsinnen, dass die Reichweite ihrer Waffen mehr als nur ein paar Lichtsekunden betrug. Wie von unsichtbarer Hand hingezaubert, erschienen inmitten der Überschweren-Flotte lodernde Glutfackeln, von denen jede das Ende eines Schiffs bedeutete. Maylpancer erkannte, dass er die von Gjautohm ausgehende Gefahr unterschätzt hatte. Hastig befahl er, die Einschließungskugel um den Konferenzplaneten zu erweitern. Doch bevor die Walzenschiffe im Abstand von vierzig Lichtsekunden neue Positionen einnahmen und die Transformkanonen von Gjautohm ihr Feuer einstellten, waren mehr als zweihundert Raumschiffe vernichtet – ein eindrucksvolles Zeugnis terranischer Kampfbereitschaft.
Auch sonst schien man sich auf Gjautohm vom Schock erholt zu haben. Etwa ein Dutzend Raumschiffe starteten, den Scandaten nach zu schließen, Einheiten der verschiedensten galaktischen Zivilisationen. Angesichts der Absatzbewegungen in Maylpancers Flotte sahen die Delegierten wohl ihre letzte Chance, die Blockade um den Planeten zu durchbrechen. Die Überschweren bewiesen indes, dass sie auch während schwieriger Manöver zuschlagen konnten. Von den dreizehn Raumschiffen, die von Gjautohm zu fliehen versuchten, wurden elf vernichtet, bevor sie die Front der Überschweren-Flotte durchbrechen konnten. Von den verbleibenden fiel eines einem verfolgenden Walzenraumer zum Opfer, das letzte, dessen Mannschaft sich vielleicht schon in Sicherheit wähnte, wurde von einem der larischen SVE-Raumer in ein kurzes Gefecht verwickelt und explodierte nach mehreren Volltreffern.
Inzwischen tobte in den tieferen Erdschichten des Planeten der Kernbrand. Ströme weiß glühenden Gesteins drangen in unterirdische Hohlräume ein, hochkomprimierte Gase vor sich herschiebend. Noch war es an der Oberfläche größtenteils ruhig. Aber schon wurden erste tektonische Beben gemeldet, Vorboten der Katastrophe, die den Planeten unweigerlich verschlingen würde.
Die Truppen unter Marschall Tifflors Kommando hatten sich in die Abwehrforts zurückgezogen. Tifflor, Kakuta und ihr Stab verfolgten mit äußerster Präzision nicht nur die Manöver des Feindes im All, sondern auch die Vorgänge im Planeteninnern, die von hoch empfindlichen Messinstrumenten ausgewertet wurden. Atlan und Gerald Losignoll hatten Gjautohm schon vor dem Auftauchen der gegnerischen Flotte mit der CITY OF ROME verlassen. Allein Julian Tifflor und seinen Mitarbeitern fiel die Aufgabe zu, die zweitausend Soldaten über die Transmitter rechtzeitig zu evakuieren – das hieß: vor Beginn der Explosion, die das Ende des Planeten bedeuten würde, aber auch nicht zu früh. Die Angreifer durften keine Möglichkeit erhalten, die Täuschung zu durchschauen.
Die Bebentätigkeit stieg sprunghaft an. Längst erloschene Vulkane brachen wieder auf und spien gewaltige Ströme kochenden Magmas aus. Mitten in Barrier-Town bildete sich ein mehrere Meter breiter Riss, aus dem giftige Dämpfe quollen. Etliche Gebäude zeigten erste Risse.
Zu dem Zeitpunkt erhielten die Subcys Anweisung, ihre Schutzmonturen anzulegen. Obwohl sie körperlich widerstandsfähiger waren als menschliche Wesen, mussten auch sie den tödlichen Gasen, die an immer mehr Stellen an die Oberfläche strömten, früher oder später erliegen.
Julian Tifflor erließ den ersten Aufruf an die Truppe. Das bedeutete, dass die endgültige Evakuierung im Laufe der nächsten zwei Stunden erfolgen musste. Von nun an war es den Männern und Frauen verboten, sich weiter als wenige hundert Meter von den rettenden Transmittern zu entfernen.
Etwa um diese Zeit öffnete sich auf dem Grund eines der halb versandeten Meere ein Trichter. Die Planetenkruste war hier unter dem Druck der Gase, die die kochenden, radioaktiven Gesteinsmassen vor sich herschoben, geborsten. Gase und Wasser vereinten sich zu einem explosiven Gemisch. Eine Feuerfontäne entstand, die bis in die höchsten Schichten der Atmosphäre hinaufreichte. Dann schoss das Meerwasser in den Trichter und traf weiter unten auf das kochende Magma. Eine fürchterliche Detonation folgte, die Gjautohm bis in die Grundfesten erbeben ließ. Selbst in den Bunkern war die Erschütterung deutlich wahrzunehmen. Aus dem Trichter quollen mächtige Schwefelwolken, die sich als giftgelbe Schleier ausbreiteten, als wollten sie den gesamten Planeten einhüllen.
Julian Tifflor war im Begriff, den zweiten Aufruf zu erlassen. Alles war für die Evakuierung
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