Silberband 087 - Das Spiel der Laren
Die Nachricht von der Rede des Mutanten sprach sich schnell herum. Die Menge zerstreute sich, die Leute kehrten in ihre Häuser zurück.
Es dauerte auch nicht mehr lange, bis ein grobschlächtiger Mann und eine schlanke Frau in das Haus kamen. Sie waren Spätere. Verblüfft blickten sie Ras Tschubai an. Die beiden Firsts und den Diener beachteten sie kaum.
»Keine Angst«, sagte der Mutant. »Wir bleiben nur bis morgen früh. Dann verschwinden wir. Die Laren werden nichts bemerken.«
»Dann sind es also wirklich Laren?« fragte die Frau.
»Ich habe die volle Wahrheit gesagt«, bestätigte der Teleporter.
Am nächsten Morgen hatte sich Tro lat Doune fast vollkommen erholt und benötigte den Aktivator nicht mehr. Auch Ras Tschubai fühlte sich wieder gesund.
Bei der MARCO POLO war es mittlerweile ruhig. Nur einige Kinder aus der Stadt trieben sich dort noch herum.
Nach dem Frühstück sagte Ras: »Ich habe Ihnen alles erklärt. Entscheiden Sie sich. Wollen Sie hier bleiben, oder wollen Sie mit mir gehen?«
»Ich bleibe hier«, antwortete Tapper firs Eumre.
»Ich nicht«, erklärte Üpre firs Sthomalkuch.
»Ich auch nicht«, fügte Tro lat Doune hinzu.
»Sie werden sich daran gewöhnen müssen, Sthomalkuch, dass es an Bord der SZ-2 keine Standesunterschiede gibt. Ihr Titel zählt dort nichts.«
»Das ist hart, Sir.« Der First seufzte schicksalsergeben. »Aber ich werde diesen Tiefschlag verkraften.«
Ras Tschubai nickte den anderen zu und ergriff die Hände von Sthomalkuch und Tro. Bevor Tapper firs Eumre und die beiden Späteren recht begriffen, was geschah, waren sie verschwunden. Zurück blieben zwei halb geleerte Tassen mit dampfendem Kaffee und eine Scheibe Toast mit Marmelade, von der nur einmal abgebissen worden war.
Tschubai, Sthomalkuch und Tro lat Doune materialisierten in einer Lightning-Jet, die mit hoher Geschwindigkeit durch die obersten Ausläufer der Atmosphäre von Enjock raste.
»Da sind Sie ja wieder«, sagte Leutnant Leuw Hendren erleichtert. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht, weil dieses Raumschiff auf Enjock gelandet ist.«
Die Jet beschleunigte mit Höchstwerten. Als die Ortungsstationen der vorgeblichen MARCO POLO sie erfassten, war es schon zu spät für die Laren.
»Geben Sie mir Senco Ahrat!« befahl der Teleporter, als die Jet das System nach kurzem Linearflug verlassen hatte.
Das Bild des Emotionauten entstand. Der Mutant gab einen knappen Bericht ab. »Ich habe mich entschlossen, sofort zu Atlan zu fliegen«, erklärte er abschließend. »Der Lordadmiral muss informiert werden. Wir treffen uns am vereinbarten Ort wieder.«
»Wir haben die falsche MARCO POLO rechtzeitig geortet«, berichtete der Emotionaut. »Unsere Entscheidung, nicht in das System einzufliegen, war also richtig. Eine Flotte von SVE-Raumern lauert nur acht Lichtjahre entfernt.« Er runzelte die Stirn und blickte Ras Tschubai besorgt an. »Duc Sanc will Sie noch einmal sprechen. Ras.«
Er trat zurück. Das Gesicht des Histologen erschien im Bild.
»Sagen Sie nichts, Duc!« rief der Mutant. Er schilderte, was sich ereignet hatte, nachdem er Tro lat Doune den Zellaktivator umgehängt hatte. »Ich begreife das zwar nicht, aber es ist so. Es scheint, dass das Medikament nun wirkt. Ich fühle mich jedenfalls schon viel besser.«
Duc Sanc nickte. »Zu einer ähnlichen Überlegung bin ich auch gekommen. Es gab vor dreihundert Jahren einen vergleichbaren Fall. Jener Zellaktivator hat ebenfalls verhindert, dass ein Medikament wirkte. Nachdem der Aktivator für mehrere Stunden abgelegt wurde, trat eine Umkehrung und damit die Heilung ein. Beobachten Sie sich weiter, Ras. Sobald Sie am Treffpunkt sind, müssen wir noch einige Gewebeuntersuchungen vornehmen, damit wir die Bestätigung haben, dass alles in Ordnung ist.«
»Von mir aus«, antwortete der Teleporter. »Ich habe jedoch keine Bedenken mehr.«
Er unterbrach die Verbindung. Die Lightning-Jet raste dem Treffpunkt zu. Atlan musste erfahren, was sich auf Enjock ereignet hatte. Ähnliches konnte überall geschehen, wo Terraner lebten, die mehr über das NEI wussten. Die Laren würden nach dieser Schlappe mit aller Gewalt versuchen, das Versteck der Neuen Menschheit auszuheben.
17.
»Als er geboren wurde, gab er keinen Laut von sich. In seinen Augen lag ein merkwürdiger Ausdruck. Ich wusste sofort, dass er ein ungewöhnliches Kind war.«
Marita Kalmeck über ihren Sohn Kor
Als Kor Kalmeck das Raumschiff der Haluter Jotan Menc und Lraton Perlat
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