Silberband 087 - Das Spiel der Laren
schwebte das Schiff scheinbar bewegungslos im Nichts.
Unvermittelt setzte der Effekt ein. Der Schiffsriese wurde dunkler und schließlich schwarz, wurde aber nicht absolut transparent, denn seine Umrisse blieben erkennbar. Die SZ-2 wirkte wie ein drohender Schatten, ohne Substanz, doch irgendwie real – ein Anblick, der nicht nur furchtsame Gemüter erschrecken konnte.
Über Funk fragte Don Paros: »Zufrieden, meine Herren?«
»In der Tat, Doktor«, erwiderte Senco Ahrat. »Sie könnten Recht haben mit Ihrer Theorie. Wie steht es mit dem Schutzschirm? Bleibt seine Wirkung erhalten?«
»Uneingeschränkt. Ich denke, das wird unsere Gegner weiter verblüffen, und sie werden rasch einsehen, dass sie nicht gegen einen Schatten kämpfen können. Kommen Sie zurück in den Hangar …«
Später versammelten sie sich in der Kommandozentrale.
»Wir haben alle aufgefangenen Meldungen verarbeitet und können uns ein Bild von den Verhältnissen machen«, wiederholte Ahrat seine schon einmal getroffene Feststellung. »Ich halte es für besser, wenn wir vorerst noch keinen Kontakt zu Atlan aufnehmen, und zwar aus verschiedenen Gründen. Auch die Terraner dürfen nicht wissen, wer wir sind. Unser Geheimnis könnte den Laren zu schnell bekannt werden. Wer uns für den Vhrato halten will, soll das ruhig tun. Eine Wirklichkeit gewordene Legende wirkt immer. Wir werden in erster Linie bedrängten Terranern helfen, damit die Laren begreifen, dass sie es mit einem ernst zu nehmenden Gegner zu tun haben. Umso eher werden sie dann auch versucht sein, alle anderen Geschichten über den Vhrato zu glauben, so unmöglich diese klingen mögen. Wir schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe.«
Die SZ-2 drang zwei Tage später in die Milchstraße ein.
Die Aktivität des Geisterschiffs fügte den Legenden über den Vhrato neue hinzu und nährte die Hoffnung jener, die an seine Befreiungsmission glaubten. Auf der anderen Seite nahmen nun auch die Laren und ihre Handlanger die bislang belächelten Geschichten ernst.
Immer wieder und scheinbar überall zugleich tauchte das gespenstische Riesenschiff auf und griff zu Gunsten der galaktischen Völker, insbesondere der Terraner, ein. Der Schatten wurde zu einem echten Gegner und einer nicht abzuschätzenden Gefahr für das Konzil. Hotrenor-Taak beauftragte den Ersten Hetran Maylpancer, das Schiff unter allen Umständen aufzubringen und zu vernichten.
Die Jagd begann.
Sie störte Senco Ahrat und seine Besatzung nicht sehr, denn die SZ-2 war den Walzenraumern der Überschweren in allen Punkten überlegen.
In sicherer Entfernung wartete Ahrat ab, was mit dem Kolonialplaneten New Terra geschah. Wenn die Siedler ihre Welt nicht rechtzeitig verließen, war eine Katastrophe unausbleiblich. Ein großer Verband der Überschweren sammelte sich in einiger Distanz, um die Strafexpedition durchzuführen. Gegen zweihundert Einheiten kam auch die SZ-2 nicht an.
Auf New Terra strömten die enttäuschten Siedler in ihre beiden Schiffe, die auf der Ebene gelandet waren. Von neuem mussten sie nach einer unbewohnten Welt suchen, die ihre Heimat werden sollte. Aber wie lange würde es dauern, bis das Konzil sie auch dort aufspürte?
Endlich war alles Wertvolle verladen. Wieder hatte Glytha Vermeeren das Kommando über den kleinen Verband übernommen. Pilot war Leutnant Melaxon, Phelton Vaskoss fungierte als Erster Offizier. Die alte Olga Tillymel lief durch die Korridore und predigte von der Rückkehr des Vhrato.
Der Start verlief reibungslos.
Glytha Vermeeren wandte sich von den Schirmen ab. Sie wollte nicht mehr sehen, wie alles, was sie sich aufgebaut hatten, zur Bedeutungslosigkeit schrumpfte.
Jäh erstarrte sie. Zwischen ihr und dem Schott materialisierte ein menschlicher Schatten und streckte ihr die Arme entgegen. Eine dunkle Stimme sagte: »Warten Sie noch, ehe Sie den Kurs programmieren. Ich habe mit Ihnen zu reden – mit Ihnen allen …«
Jeder starrte auf den Schatten, der sich veränderte und allmählich feste Konturen annahm. Schließlich stand in der Kommandozentrale ein Mann mit dunkler Hautfarbe, eingehüllt in einen Kampfanzug, den Helm zurückgeklappt.
Weder Vaskoss noch die anderen hatten diesen Mann jemals gesehen. Glytha Vermeeren aber stieß einen Schrei aus und wich einen Schritt zurück.
»Das ist doch nicht möglich«, ächzte sie. »Ras Tschubai! Ich kenne Sie von früher. Waren Sie nicht auf der Erde, als … als …«
»Als die Erde verschwand? Richtig. Es dauerte
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