Silberband 088 - Der Zeitlose
wie er den Vertretern eines solchen Volkes gegenübertreten sollte, wenn es tatsächlich einmal zu einem Kontakt kam. Er befürchtete, dass er dann von einem Zustand völliger Unsicherheit befallen würde, denn er war sich nicht darüber im Klaren, wie er sich präsentieren sollte. Hoch entwickelte Wesen waren mit Sicherheit in der Lage, Langurs Status sofort zu durchschauen. Sie würden wissen, ob sie es mit einem Roboter oder mit dem Vertreter eines gleichgestellten Volkes zu tun hatten.
Langur würde die Schmach, als Roboter klassifiziert zu werden, bestimmt nicht überstehen. Einerseits wollte er sich endlich Gewissheit verschaffen, andererseits schreckte er vor der Wahrheit zurück.
In Gedanken versunken schaltete er die Detailbeobachtung ein. Als die ersten Bilder erschienen, fuhr er auf dem Sitzbalken hoch. Auf der Welt, die die HÜPFER ansteuerte, gab es deutliche Anzeichen einer globalen Zivilisation.
Nach allem, was Langur in den wenigen Augenblicken des ersten Sichtkontakts von der Oberfläche zu sehen bekam, drängte sich eine Frage förmlich auf: Wo waren die Raumschiffe dieses Volkes?
Nachdem die HÜPFER in einen Orbit gegangen war, änderte Langur die Frage notgedrungen. Sie lautete jetzt: Wo ist das Volk selbst?
Die HÜPFER glitt durch die obersten Schichten der Atmosphäre der fremden Welt, langsam genug, um Langur eine einwandfreie Beobachtung zu gestatten, und schnell genug, um in absehbarer Zeit alle wichtigen Gebiete überflogen zu haben. Dabei bereitete der Wechsel von Tag und Nacht dem Forscher keine Schwierigkeiten. Seine Geräte erlaubten alle Beobachtungen auch bei völliger Dunkelheit.
Die Zivilisation, auf die Langur gestoßen war, musste den Mond ihres Planeten schon vor langer Zeit erobert haben, denn über Fernortung war leicht festzustellen, dass er in seiner gesamten Ausdehnung genutzt wurde.
Genutzt worden war!, korrigierte Langur sich eilig.
Überall stieß er auf die Spuren einer planetenumspannenden Katastrophe. Die Zerstörungen erreichten jedoch keinen derartigen Umfang, dass sie das Verschwinden eines ganzen Volkes erklärt hätten.
Da es keine Raumschiffe zu sehen gab – von wenigen Exemplaren auf der Planetenoberfläche abgesehen –, kam Douc Langur zu dem Schluss, dass die Unbekannten von ihrer Welt geflohen waren. Gemessen an der Größe ihrer Städte, musste ihnen dafür eine gewaltige Flotte zur Verfügung gestanden haben. Diese Überlegung veranlasste den Forscher, seine Vermutung zumindest in Zweifel zu ziehen. Zweifellos stand das Erscheinen dieses Sonnensystems im Zentrum dieser Galaxis in engem Zusammenhang mit den Gründen, die für das Verschwinden eines ganzen Volkes verantwortlich waren.
Je länger Douc Langur beobachtete, ortete und peilte, desto überzeugter war er, auf eine hoch entwickelte Kultur gestoßen zu sein. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass die verschwundenen Fremden Raumfahrt weit über ihr eigenes Sonnensystem hinaus betrieben hatten. Anders war die Lebensfähigkeit einer solchen Zivilisation überhaupt nicht erklärbar.
Der einsame Forscher war überzeugt davon, dass es auf dieser Welt ein Sicherheitssystem gab, das in Funktion trat, sobald fremde Raumschiffe auftauchten. Aus der Tatsache, dass er bislang unbehelligt geblieben war, schloss Langur, dass dieses System nicht mehr einwandfrei arbeitete oder abgeschaltet worden war. Vielleicht war es auch vernichtet worden.
Langur stellte fest, dass die von Zerstörung betroffenen Gebiete im Vergleich zur gesamten bebauten Fläche klein waren. Die Ursachen für die offenbar gewaltsam herbeigeführten Veränderungen schienen eher lokaler Natur zu sein.
Damit ließ sich das Verschwinden eines Volkes nicht erklären.
Langur schloss auch nicht aus, dass nur noch wenige auf dem Planeten gelebt hatten. Dagegen sprach allerdings die einwandfreie Verfassung aller Städte und Stationen, die Platz für Milliarden Intelligenzen boten. Alles schien darauf hinzudeuten, dass die Intelligenzen erst vor kurzer Zeit verschwunden waren.
Der Forscher kannte sich selbst ziemlich gut. Dieses Rätsel hatte seine Aufmerksamkeit geweckt. Er würde alles unternehmen, um es zu lösen.
Bei aller wissenschaftlichen Begeisterung, von der Langur beseelt wurde, vergaß er nicht, dass er einer völlig fremden und womöglich gefährlichen Zivilisation begegnet war. Vorsicht war in diesem Fall das Maß aller Dinge.
Bevor er eine Landung riskierte, wollte Douc Langur lange Zeit beobachten. Er brauchte
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