Silberband 089 - Sie suchen Menschen
94 Männer und 1.376 Frauen für die Expedition abgestellt werden konnten.
Missmutig blickte Bully auf die junge Frau, die im Wechsel mit zwei anderen die Zentrale überwachte. Weitere Posten waren an den strategisch wichtigen Punkten der GEMINI aufgestellt.
Bully ging zu der Frau hin. »Das war's dann wohl«, sagte er. »Wollen Sie nicht endlich unser Schiff verlassen?«
»Warum?«, fragte sie überrascht. »Ich habe keinen Befehl dazu erhalten.«
Bully blickte sie wütend an und wandte sich ab. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so hilflos gefühlt wie in diesen Tagen. Solange er keine Gewalt anwenden wollte, und das wollte er auf keinen Fall, waren ihm die Hände gebunden.
Am nächsten Morgen startete die PHARAO unter dem Kommando von Roi Danton. Reginald Bull setzte sich danach umgehend mit der Ministerin in Verbindung, aber nur Bob Bays erschien in der Projektion. Er blinzelte Bully durch die dicken Gläser seiner Brille an, als könne er ihn nicht erkennen.
»Geben Sie mir Ihre Frau!«, forderte Bully frostig.
»Welche?«, fragte Bays.
»Das wissen Sie doch genau«, fuhr Bully auf.
Bays grinste. »Ich habe immerhin einige Variationsmöglichkeiten«, entgegnete er anzüglich. Sekunden später erschien Vay.
»Die PHARAO ist gestartet«, sagte Bully, obwohl die Ministerin das bereits wissen musste. »Geben Sie Ihren Frauen den Befehl, die GEMINI zu verlassen.«
»Warum denn?«, fragte Vay lächelnd. »Wie ich erfahren habe, gefällt es den Betreffenden recht gut an Bord. Einige haben sich angeblich mit Ihren Männern angefreundet.«
»Mrs. Bays, meine Geduld ist zu Ende.«
»Und meine Frauen bleiben vorläufig noch an Bord.«
»Wie bitte?«, fragte Bully. »Ich denke, ich habe mich verhört.«
»Wir wollen den Erfolg der PHARAO-Expedition abwarten. Sobald die lemurischen Raumschiffe hier sind, ziehen wir unsere Posten ab.«
Bully stand dicht vor einem Wutausbruch und beherrschte sich nur mühsam. Mit einer solchen Entscheidung hatte er nicht gerechnet.
»Ich gebe zu, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass Sie wortbrüchig würden«, sagte er schließlich. »Aber gut. Schließlich spielt es keine Rolle, ob die ausgewählte Sonne einige Tage früher oder später die vorgesehenen Signale abstrahlt.«
»Ebendieser Meinung sind wir auch, Mr. Bull«, sagte Vay erleichtert. »Ich freue mich, dass wir uns verstehen.« Sie schaltete ab.
Bully erhob sich, streckte die Arme zur Seite und gähnte herzhaft. Er ging auf das Ausgangsschott zu. Die Frau schaute ihn mit einem triumphierenden Lächeln an. Es erlosch jedoch jäh, als Bully blitzschnell zupackte und ihr die Waffe entwand. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Das konnte ja nicht ewig so weitergehen«, sagte er freundlich. Dann rief er den Ersten Offizier.
»Lizan, die Schleusenschotten dicht! Geben Sie den Sonderbefehl Peilfeuer Mahlstrom aus!«
Bully öffnete das Schott. Auf dem Gang standen zwei bewaffnete Frauen einer Gruppe von sieben Männern gegenüber. Die Frauen wandten ihm den Rücken zu. Offensichtlich erwarteten sie aus seiner Richtung keine Gefahr.
»Legt die Waffen weg!«, sagte er. »Das Spiel ist vorbei.«
Sie fuhren herum.
»Was soll der Unsinn?« Er schüttelte den Kopf. »Wollen Sie wirklich Ihr Leben riskieren?«
»Treten Sie zurück, Mr. Bull!«, verlangte eine von ihnen. Sie sah außergewöhnlich gut aus. »Andernfalls schieße ich.«
»Wenn Sie das tun, wird der Waffenleitoffizier mit den Bordgeschützen auf Hildenbrandt feuern.«
»Sie wollen die Stadt vernichten?«
»So weit würde ich nie gehen. Es genügt, eine Hitzewelle auszulösen. Der Schnee wird schmelzen und bald darauf wieder gefrieren. Hildenbrandt wäre dann unter einer Eisschicht begraben.«
Er machte den letzten Schritt vorwärts und nahm beiden Frauen die Waffen ab.
»Gehen Sie von Bord!«, befahl er. »Die GEMINI startet in wenigen Minuten.«
Eine halbe Stunde später waren alle Vorbereitungen getroffen. Die Frauen aus Hildenbrandt sammelten sich in Hangar acht, um gemeinsam das Schiff zu verlassen.
Reginald Bull suchte die wissenschaftliche Station von Dr. Maud I Haka auf. Die Hyperphysikerin arbeitete mit ihren Assistenten am Inmestronischen Anregungs-Feldpulsator. Sie blickte kaum auf, als Bully eintrat.
»Ich habe gehört, dass es endlich losgeht«, sagte sie.
»Absolut richtig«, antwortete er. »Ist das InAF-Gerät in Ordnung und einsatzbereit?«
»Wir warten nur noch darauf, dass wir anfangen können. Welche Sonne haben Sie
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