Silberband 089 - Sie suchen Menschen
ovale Gesicht mit den grün geschmückten Lippen, ihre helmartig aufgetürmte Frisur, und ich hörte ihr silberhelles Lachen und ihre Frage: »Treffen wir uns in der Freizeitphase im Forulum?«
»Ich muss wohl geträumt haben«, erklärte ich. »Perry Rhodan erwartet uns natürlich nicht hier, sondern im ASIP CENTRE.«
»Endlich gibst du zu, dass du immer nur träumst.« Dalaimoc grinste breit. »Du hast wohl geträumt, Perry Rhodan wollte hier mit dir tanzen, du Traumtänzer?« Er lachte schallend über seinen Witz, dann fuhr er fort: »Irgendwann treibe ich dir die Flausen noch aus. Komm jetzt!«
Als wir eine Viertelstunde später im ASIP CENTRE ankamen, war die Führungsspitze der SOL schon versammelt. Ich erblickte Ras Tschubai und Gucky, die leise diskutierten. Sogar Galto Quohlfahrt war da.
Gucky erblickte uns zuerst. Er starrte aus geweiteten Augen auf den Säbelzahntiger – und war im nächsten Moment verschwunden. Offenbar hatte ihn beim Anblick der großen Raubkatze Panik ergriffen.
Perry Rhodan blickte mich vorwurfsvoll an. »Ich hatte zwanzig Minuten gesagt, nicht fünfzig, Tatcher.«
»Der Marszwerg hat wieder einmal geträumt«, meinte der Tibeter.
Perry lächelte gequält. Er beachtete nicht einmal den Säbelzahntiger. »Setzt euch!«, befahl er.
Im nächsten Augenblick rematerialisierte Gucky wieder. Er warf dem Smilodon ein riesiges Stück Synthofleisch zu. Das Tier schnappte sich den Brocken, hielt ihn mit den Vorderpranken fest und zerrte mit den gewaltigen Reißzähnen Stücke ab, die es gierig hinunterschlang.
»So, jetzt kommt das Tier wenigstens nicht auf die Idee, einen von uns zu verschlingen«, sagte der Ilt beruhigt. »Wo kommt es überhaupt her?«
»Das ist mein Geheimnis«, erwiderte Rorvic. »Aber Walter ist völlig harmlos. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
»Lassen wir diese Albernheiten!« Rhodan schien seinen Humor tatsächlich verloren zu haben. »Ich habe euch hierher gebeten, weil ich befürchte, dass sich eine unheilvolle Entwicklung anbahnt. Wir alle wissen, dass das NEI Millionen Multi-Cyborgs an neuralgische Punkte geschickt hat. Sie sollen den Widerstand gegen das Konzil schüren. Zugleich will Atlan natürlich verhindern, dass die Laren das NEI für den Drahtzieher des Widerstands halten. Das funktioniert aber nur, wenn die Multi-Cyborgs mitspielen. Wir haben erst erlebt, dass ein Cyborg total versagte. Ich gestehe, dass seine Argumente mich bewegten. Noch mehr beeindruckten mich Dobraks Worte dazu. Möglicherweise haben die Mucys ein Recht darauf, als Menschen eingestuft und behandelt zu werden. Allein deshalb wäre noch keine Katastrophe zu befürchten. Leider ist es nicht nur das.«
Er blickte auf eine etwa vierzigjährige Frau, die zu der üblichen Bordkombination spitze Federkappen über den Ohren trug. »Asa Degorah, Psycho-Physiologin, Spezialgebiet Endokrinologie«, stellte er vor. »Bitte, berichten Sie, Asa!«
Die Wissenschaftlerin nickte knapp. »Die Untersuchung des Leichnams von Herthor Smolk hat ergeben, dass bei der Erzeugung der Mucys schwerwiegende Fehler begangen wurden, die sich aber nicht sofort auswirkten, sondern erst nach einer gewissen Anlaufzeit. Die Wissenschaftler gingen von falschen Voraussetzungen aus, wie allein schon die Namensgebung beweist. Was sie mit den Mucys trieben, war permanenter Missbrauch von intelligenten Lebewesen mit eigener Persönlichkeit. Sie müssen zumindest geahnt haben, dass diese Geschöpfe ihrer Kontrolle entgleiten würden, sobald sie sich vermehrten. Dem Komplex der Fortpflanzung beugten sie jedenfalls durch genchirurgische Eingriffe vor.
Noch sind meine Auswertungen nicht abgeschlossen, und es fehlen weitere Informationen, die Lücken füllen müssen, aber ich wage zu behaupten, dass die schwerwiegenden Eingriffe in die Hormonproduktion und die Hormonwirkung innerhalb der Mucy-Körper eine latente Instabilität der psychischen Verfassung zur Folge haben. Dieser Instabilität unterliegen logischerweise alle Multi-Cyborgs, die uns Menschen oder anderen intelligenten Lebewesen – wie beispielsweise Überschweren – nachgebildet wurden.
Nun braucht eine nur latent vorhandene psychische Instabilität freilich einen Anstoß von außen, um effektiv in Erscheinung zu treten. Über den Anstoß, der bei Herthor Smolk das ausgelöst hat, was ich Emotio-Explosion nennen möchte, wissen wir noch so gut wie nichts. Aber eine Reihe von Wahrscheinlichkeitsrechnungen zeigt, dass grundsätzlich alle
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