Silberband 089 - Sie suchen Menschen
»Perry Rhodan erwartet uns im Hauptlabor für Psycho-Physiologie.«
Rorvic stieg über die Couch und musterte den Säbelzahntiger misstrauisch. Ich dachte schon, er hätte etwas gemerkt, aber er wollte sich nur vergewissern, dass ich Walter nicht hatte verkommen lassen, wie er mir erklärte.
»Ich habe ihn so gut gepflegt, dass er wie neu aussieht, nicht wahr?«, fragte ich.
»Wie haben Sie sein Fell auf Hochglanz gebracht?«, wollte der Tibeter wissen.
»In einem Waschvollautomaten«, erklärte ich.
Dalaimoc Rorvic grinste, trat auf mich zu und drehte mir die Nase herum, bis mir die Tränen aus den Augen schossen. »Ich werde Ihnen helfen, mir freche Antworten zu geben, Sie marsianische Nudelmumie! Und außerdem …«
Zu mehr kam er nicht, da der Säbelzahntiger seine mächtigen Reißzähne tief in sein Sitzfleisch schlug. Rorvic ließ mich los, brüllte wie ein Ertruser und versuchte vergeblich, das Tier abzuschütteln. Erst auf einen Befehl von mir ließ Walter von dem Tibeter ab. Ich war ins Schwitzen geraten, weil mir klar wurde, dass es ein Fehler gewesen war, den Robottiger auf mich als seinen Herrn zu programmieren. Dadurch war er gezwungen, mich gegen jeden Angriff zu verteidigen. Der echte Walter hätte Rorvic sicher nicht angegriffen.
»Ich blute wie ein Schwein«, stellte Rorvic fest.
»Kein Wunder, Sir«, erwiderte ich.
»Werden Sie nicht frech, Captain Hainu!«, fuhr er mich an. »Holen Sie lieber eine Dose Heilplasma und behandeln Sie meine Wunden. Aber sehen Sie dabei diskret weg.«
Ich gehorchte schweigend. Als Rorvic aus der Wäsche gestiegen war, hielt ich die Heilplasmadose mit dem Sprühkopf ungefähr ins Ziel, dann schaute ich weg und presste den Daumen auf den Auslöser. Ich ließ erst los, als die Dose leer war.
Nachdem der Mutant sich neu eingekleidet hatte, brachen wir auf. Der Säbelzahntiger lief hinter uns her, brüllte in unregelmäßigen Abständen und saugte auf den Transportbändern Konzentratschachteln, Bonbonpapier und anderen Unrat in sich hinein, offenbar als Wirkung einer Restprogrammierung seines Hugoh-Gehirns. Ich schwitzte, als ich es sah – natürlich nur innerlich, denn ein Marsianer der a-Klasse geht sparsam mit seiner Körperflüssigkeit um –, aber der Tibeter merkte nichts.
Im Hauptlager angekommen, befahl ich Walter, sich still in eine Ecke zu legen und sich nicht zu rühren. Insgesamt fünfzehn Wissenschaftler waren versammelt, unter ihnen Asa Degorah. Außerdem waren Perry Rhodan, Ras Tschubai und Gucky anwesend.
Nach einigen einleitenden Worten Rhodans berichtete Asa Degorah.
»Aufgrund weiterer intensiver Studien des Problems Emotio-Explosion sind wir zu einem wichtigen Ergebnis gekommen«, sagte sie. »Es erscheint unvermeidlich, dass alle Multi-Cyborgs früher oder später versagen. Da wir der Ansicht waren, dass es eine Ursache dafür geben muss, dass Smolk so viel früher als andere Cyborgs versagte, haben wir nach dem Grund geforscht. Dabei stellten wir fest, dass Smolk mehrfach einer intensiven n-dimensionalen Strahlung ausgesetzt war. Natürlich ist der Ausdruck n-dimensionale Strahlung vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen eine Plattitüde, aber ich drücke mich absichtlich so vage aus, weil die genaue Definition für Nichtfachleute unverständlich wäre.
Jedenfalls ist diese Strahlung, der Smolk ausgesetzt war, identisch mit jener n-dimensionalen Strahlung, die in der Dunkelhülle der Provcon-Faust vorkommt – und sie ist anscheinend ein auslösender Faktor der Emotio-Explosion. Alle Mucys, die von Gäa aus in die Milchstraße transportiert wurden, waren dieser Strahlung ausgesetzt. Deshalb werden sie eines Tages an der Emotio-Explosion erkranken. Die Krankheit trat bei Smolk so früh auf, weil er mehrmals zwischen der Milchstraße und Gäa pendelte und so eine erheblich größere Strahlendosis abbekam als die meisten anderen Mucys.«
»Danke, Asa«, sagte Perry Rhodan, als die Wissenschaftlerin geendet hatte. »Wir wissen also nun, was auf uns beziehungsweise die Neue Menschheit zukommt. Gleichzeitig dürfen wir hoffen, noch so rechtzeitig zur Yolschor-Dunstwolke zu kommen, dass wir geeignete Maßnahmen ergreifen können.«
Er blickte zuerst Ras und Gucky, dann Rorvic und mich an. »Sie vier werden, sobald wir die Yolschor-Dunstwolke erreicht haben, mit einer Space-Jet ausgeschleust werden und als geheimes Vorauskommando auf Taatlon landen. Wir anderen warten ab, was Sie entdecken. Dann können wir uns vor der Landung –
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