Silberband 089 - Sie suchen Menschen
und wegen seiner Prothese als hilfsbedürftig galt. Das erklärte seine Anwesenheit in dem Schutzraum.
»Richtig«, pflichtete Phrema Miltz bei. »Bevor ich hierher kam, hörte ich noch, dass die SOL von einhundertachtzig Großkampfschiffen des NEI umzingelt ist.«
Aus einer dunklen Ecke kam ein glucksendes Lachen, und eine jugendliche Stimme sagte: »Das ist ja lächerlich. Warum sollten uns NEI-Schiffe umzingeln?«
»Weil«, sagte Lareena in Richtung des Sprechers, »Atlan offenbar denkt, Rhodan hätte das Geheimnis der Yolschor-Dunstwolke an das Konzil verraten, um Atlans Politik einen entscheidenden Schlag zu versetzen.«
Der rot-braun gefleckte Katzer drehte den Kopf und maunzte leise. Lareena verstand. Er missbilligte die Tatsache, dass sie Informationen, die er telepathisch einholte, auf diese Weise weitergab. Sie kraulte ihn im Nacken. Er beruhigte sich und schnurrte leise.
»Woher wissen Sie das?«, fragte Phrema Miltz prompt. Sie hatte für ihre beiden Kinder und sich einen Platz gefunden und sich niedergelassen.
»Es … es ist nur eine Theorie«, stotterte Lareena.
Der rot-braun gefleckte Katzer leckte ihr dankbar die Hand. Lareena entzog sie ihm, denn sie wollte nicht, dass die anderen sahen, auf welche Weise er seine Gefühle übermittelte.
Im Schutzraum 37 hielten sich etwa sechzig Menschen auf, die meisten von ihnen waren SOL-Geborene.
»Früher oder später muss Perry klarstellen, was überhaupt los ist«, sagte Keball. »Wenn die SOL bedroht ist, geht das uns alle an.«
»Vor allem uns!«, bemerkte Mirga Satlwen, eine SOL-Geborene. »Das Schiff ist unsere Heimat. Wir hätten längst einen anderen Status durchsetzen müssen.«
»Joscan Hellmut kennt unsere Forderungen und vertritt sie auch in aller Härte gegenüber der Schiffsführung«, sagte eine junge Frau. Ihre Wangen röteten sich. »Wir können uns keinen besseren Sprecher wünschen.«
»Sehr richtig!«, stimmte Lareena zu. »Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die beiden anderen Gruppen an Bord, die Alten und die Terrageborenen, ein völlig anderes Verhältnis zu diesem Schiff haben. Sie sehen die SOL als Transportmittel an. Es ist ihnen unbegreiflich, dass wir das Schiff als Heimat akzeptieren.«
Lareena brach ab und fragte sich, warum sie sich so engagiert für Joscan Hellmut einsetzte. Sicher lag es nicht allein daran, dass er ein kluger und besonnener Mann war. Lareena hatte Hellmut als einzigem Menschen an Bord das Geheimnis des rot-braun gefleckten Katzers anvertraut. Dabei ging es nicht um das Aussehen Bjos, sondern um seine merkwürdigen Fähigkeiten. Denn Bjo besaß mit seinen Augen und den Pelzfragmenten an zahlreichen Stellen seines Körpers nicht nur zwei äußerliche Attribute einer Katze. Er war außerdem Telepath und verfügte über eine geradezu unheimliche Körperbeherrschung. Lareena vermutete, dass Bjo noch weitere Fähigkeiten hatte, sie aber verbarg, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.
In der Hauptzentrale der SOL herrschte eine ähnlich niedergeschlagene Stimmung. Jeden Augenblick konnten die Schiffe des NEI zu feuern beginnen.
Gucky brach das Schweigen als Erster. »Offensichtlich schätzt Atlan die Situation völlig falsch ein!«, rief er. »Ich werde an Bord seiner DEMETER teleportieren und versuchen, ihn umzustimmen.«
Perry Rhodan schien überhaupt nicht zuzuhören. Sein Gesicht war wie versteinert.
»Du bleibst hier, Kleiner!«, sagte Fellmer Lloyd. »Abgesehen davon, dass alle NEI-Schiffe ohnehin ihre Schutzschirme eingeschaltet haben, könnte Atlan dein Erscheinen als Angriff werten.«
»Das ist ja absurd«, maulte Gucky, aber die Zweifel waren ihm anzusehen.
»Jemand muss Atlan klar machen, dass er die Lage falsch einschätzt«, sagte Galbraith Deighton, der eben mit knappen Worten die Besatzung informiert hatte.
»Es musste dazu kommen«, bemerkte Geoffry Waringer. »Ich habe stets davor gewarnt, diesen unseligen Streit auf die Spitze zu treiben. Schon unsere Einmischung in die GAVÖK war ein schwerer Fehler.«
»Das ist Wasser, das schon stromab geflossen ist«, entgegnete Baiton Wyt ruhig.
Längst lag das Ortungsbild auf der Panoramagalerie. Die Formation der NEI-Schiffe war beredter als alle Worte. Sie signalisierte Angriff.
Perry Rhodan schien sich endlich aus seiner Starre zu lösen. »Feuerleitstände bereitmachen!«, befahl er.
»Sind bereit!«
Joscan Hellmut gewann den Eindruck, dass Rhodan sich überhaupt noch nicht richtig bewusst wurde, was er tat. Auf gewisse
Weitere Kostenlose Bücher