Silberband 089 - Sie suchen Menschen
Lareena und Bjo aufstanden, die Bewegungen der Frau wirkten im Vergleich zu denen des Jungen hölzern. Bewundernd registrierte Hellmut, dass Bjo geschmeidig und völlig lautlos auf ihn zukam.
»Joscan«, sagte die Frau, als sie neben dem Kybernetiker auf dem Korridor stand. »Wir haben Angst.«
»Ich weiß«, entgegnete er. Seine Blicke fielen wieder auf Bjo.
»Was ist?«, fragte Lareena ahnungsvoll.
»Ich brauche ihn!«, sagte Hellmut knapp.
»Den Katzer? Was hast du vor?«
Hellmut sah sie nur an. Er hatte keine Zeit, ihr den Plan in allen Einzelheiten darzulegen. Es kam auf jede Sekunde an.
»Ist es … für das Schiff?«
Hellmut nickte.
Lareena wandte sich zu ihrem Sohn um und schaute ihn zärtlich an. »Geh mit ihm, Bjo. Er weiß sicher, was er tut.«
Der Katzer stieß mit dem Kopf ruckartig vor und rieb ihn am Arm des Mannes. Diese Geste war das höchste Maß an Zuneigung, das er einem anderen Menschen außer seiner Mutter entgegenbringen konnte.
»Geh jetzt wieder in den Schutzraum!«, bat Joscan Hellmut. Lareena zog sich wortlos zurück.
»Lies in meinen Gedanken, Bjo!«, forderte Hellmut den rot-braun gefleckten Katzer auf. »Dann weißt du, worauf es ankommt.«
Die Augen mit den länglichen Pupillen richteten sich auf den Kybernetiker und Sprecher der SOL-Geborenen. Der Kontakt dauerte nur eine Sekunde, dann warf Bjo sich herum und stürmte dem nächsten Antigravschacht entgegen. Hellmut hatte den Jungen noch niemals auf diese Weise rennen sehen, er hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass ein Mensch so schnell sein konnte. Der Anblick raubte ihm fast den Atem.
Dann gab er sich einen Ruck und folgte Bjo.
»Warum haben Sie die Verbindung wieder unterbrochen?«, fragte Scarlon Thorab den Arkoniden. »Rhodan hatte nicht einmal Zeit für eine Erklärung.«
»Was hätte das schon sein können?« Atlan schaute den Kybernetiker nicht an. »Was sich in der Yolschor-Dunstwolke abgespielt hat, ist die Erklärung für Perrys Verrat.«
Thorab warf einen besorgten Blick auf die Daten, die von der Ortungszentrale eingespielt wurden. »Wir haben die SOL völlig eingeschlossen. Das ist die Vorstufe eines Angriffs.«
»Natürlich«, bestätigte Atlan. »Solange die SOL ihre Position hält, werden wir das Feuer nicht eröffnen. Falls sie sich jedoch nur einen Zentimeter bewegt, greifen wir an.«
»Das ist Wahnsinn!«, rief Thorab bestürzt. »Sie lassen Rhodan keine andere Wahl. Er wird einen Ausbruchsversuch riskieren, wenn Sie den Würgegriff unserer Schiffe nicht lockern. Versetzen Sie sich in seine Situation.«
»Ich sagte schon, dass wir nicht grundlos angreifen werden.« Atlan zuckte die Achseln. »Es liegt an Perry Rhodan, was geschehen wird.«
»Wollen Sie ihn für alle Ewigkeiten hier festhalten?«
»Er hat eine Alternative. Die völlige Kapitulation.«
»Und wie soll er die übermitteln? Mit einer Brieftaube?«, ereiferte sich Thorab.
Atlan machte eine heftige Handbewegung. »Genug!«, sagte er schroff. »Ich gebe die Befehle.«
Thorab wurde bleich. »Natürlich, Prätendent!«
Bjo Breiskoll las in Hellmuts Gedanken, was er tun sollte, und hielt neben dem Seitenschott von Hangar 16 an. Hellmut hatte Rhodan in der Zentrale beobachtet und daraus den Schluss gezogen, dass es sinnlos war, mit dem Terraner zu sprechen, jedenfalls im Augenblick.
Niemand war im Korridor zu sehen.
»Gut, Bjo!«, sagte Hellmut. »Ich gehe hinein, du folgst mir. Techniker und Raumfahrer sind in den Kontrollständen. Von den SOL-Geborenen müssen wir keine Schwierigkeiten erwarten, aber sie sind dort drinnen mit Sicherheit in der Minderzahl. Es muss so schnell gehen, dass niemand Zeit zum Eingreifen hat.«
»Alles klar!« Bjo hatte eine klare Stimme, die jedoch vor Erregung heiser klang.
Hellmut öffnete das Schott. Vor Bjo betrat er den Hangar. Er war oft hier gewesen und kannte sich gut aus. Hangar 16 war der Standort von siebzehn Space-Jets, acht Lightning-Jets und fünf Drei-Mann-Jägern. Die Beiboote standen so dicht nebeneinander, dass es auf den ersten Blick unwahrscheinlich erschien, dass sie jemals ohne Kollision starten konnten.
Zwischen den Beibooten hielten sich keine Besatzungsmitglieder auf. Hellmut wurde jedoch sofort von zwei Männern im Kontrollstand entdeckt und angerufen.
»Nennen Sie Namen und Mission!«
»Joscan Hellmut, auf Inspektionsgang!«, sagte Hellmut ruhig. Sein Name war jedem an Bord der SOL bekannt. Er hoffte, dass diese Popularität ausreichte, um die Wachen nicht
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