Silberband 089 - Sie suchen Menschen
Er besaß die Gabe, den emotionellen Zustand größerer Menschengruppen zu erfassen und blitzschnell darauf zu reagieren. »Offensichtlich wissen diese Menschen selbst nicht genau, was sie von ihren Befehlen halten sollen.«
Die Atmosphäre blieb gespannt. Rhodan und die Mutanten hielten sich im Mittelteil des Schiffs auf, während die Emotionauten Kosum und Ahrat jeder eine Kugelzelle befehligten.
Nach gut einer halben Stunde meldete sich endlich ein Regierungsmitglied. Es war ein ernst dreinblickender Mann, der eine hellgelbe Jacke und einen Rollkragenpullover trug. Gemessen an seiner Kleidung hätte Rhodan ihn eher für einen Sportangler als für eine hohe Persönlichkeit gehalten.
»Ich bin Garoon Falks, der Oberste Richter von Gäa«, stellte sich der Mann vor. »Perry Rhodan, Sie stehen unter der Anklage des Hochverrats und müssen sich verantworten. Sie werden in fünfzehn Minuten abgeholt.«
Eine Explosion hätte keine stärkere Wirkung haben können. Fassungslos starrten alle Männer und Frauen in der Zentrale auf die Bildübertragung.
»Ich hoffe«, fuhr Falks fort, »dass Sie sich unseren Anweisungen nicht widersetzen, dann können wir die Sache ohne Blutvergießen regeln.«
»Das … das ist absurd!«, stieß Deighton hervor.
Rhodan machte einen Schritt auf Joscan Hellmut zu. »Sind Sie nun zufrieden?«, fragte er tonlos. »Sie haben es doch die ganze Zeit über gewusst, nicht wahr? Nun haben Sie, was Sie wollen: Dieses verdammte Schiff hat nicht einen Kratzer abbekommen.«
»Ich bin verzweifelt«, sagte Hellmut gefasst. »Aber ich hoffe, dass sich alles klären wird.«
»Wir lassen dich nicht gehen!«, brauste Waringer auf.
»Natürlich werde ich gehen«, sagte Rhodan grimmig. »Ich bin gespannt, ob dieser übergeschnappte Kristallprinz den Mut hat, seine Anklage zu wiederholen, wenn er mir von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht.«
Zehn Minuten später schwebte ein gepanzertes Fahrzeug heran. Eine Wachmannschaft stieg aus und kam die Gangway empor.
Als die sieben Männer Minuten später die SOL wieder verließen, ging ein achter Mann in ihrer Mitte, wie Gefangene es zu tun pflegten.
Trotzdem hielten sich die sieben Wächter auffällig weit von ihm entfernt, als empfänden sie eine gewisse Scheu.
Der Mann benahm sich auch nicht wie ein Gefangener. In seinen Augen loderte ein Ausdruck wilder Entschlossenheit, als sei er nur unterwegs, um den Kampf aufzunehmen.
Atlan atmete unwillkürlich auf, als er sah, dass das Fahrzeug mit Rhodan als Gefangenem losfuhr. Der Arkonide hatte die DEMETER vor wenigen Minuten verlassen und sich sofort in das Hauptverwaltungsgebäude des Raumhafens begeben. Von hier aus konnte er mit allen wichtigen Persönlichkeiten auf Gäa sprechen und Kontakt zu allen zentralen Stellen aufnehmen.
Er wunderte sich, dass alles so reibungslos verlaufen war. Eigentlich war Perry Rhodan nicht der Mann, der sich auf diese Weise ausschalten ließ.
War das Verhalten des Terraners ein Eingeständnis der Schuld, oder handelte es sich nur um einen Ausdruck von Gelassenheit?
Atlan blickte Thorab an, der ihn begleitet hatte. »Das hätten wir hinter uns«, sagte er erleichtert. »Wir können die Kontrollen für die SOL lockern. Solange Rhodan unser Gefangener ist, wird die Besatzung nichts unternehmen.«
»Fürchten Sie nicht, dass die Mutanten eingreifen werden?«
»Perry weiß genau, dass wir dagegenhalten können. Er ist zu klug, um auf Gäa einen Psi-Krieg zu entfesseln.«
Thorab runzelte die Stirn. »Wieso sind Sie so sicher, dass die Altmutanten überhaupt intervenieren würden, Prätendent? Vergessen Sie nicht, dass alle mit Rhodan verbunden sind.«
»Schon gut.« Atlan wurde ungeduldig. »Das ist jetzt nicht das Problem. Wir haben andere …«
Er unterbrach sich, denn in diesem Augenblick trat ein Mitarbeiter seiner Regierung in den Raum und meldete, dass Julian Tifflor über Transmitter eingetroffen war. Unwillkürlich hatte Atlan ein schlechtes Gewissen, als er an Tiff dachte. Der Aktivatorträger hatte ihm bereits zu verstehen gegeben, dass er die Konfrontation zwischen den einstigen Freunden nicht billigte.
Atlan gab sich einen Ruck. Er durfte solchen Gedanken nicht nachgeben. Auch Tifflor würde einsehen, dass Perry für seinen schweren Verrat abgeurteilt werden musste. Das NEI war viel zu wichtig, als dass man es den Manipulationen dieses Mannes preisgeben durfte – auch wenn Perry einmal Atlans Freund gewesen war.
Thorab verabschiedete sich unter einem
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